Gefühle, Ängste zulassen und sie auch aussprechen. Mit Menschen, die dann missverständlich reagieren, versuchen, das zu klären. Das kann schwierig sein, weil das Gegenüber ja auch einfach nur hilflos und unsicher ist. Ich konnte darauf allerdings nicht lange eingehen, weil ich ja schließlich Verständnis brauchte und nicht die anderen.
Für Angehörige oder Freunde gibt es ja auch Hilfe, das war aber nicht mein Job. Ich kannte auch die andere Seite, da eine sehr gute Freundin von mir Gliomatose (seltener primärer Hirntumor)1 – hatte. Also ich weiß, wie es ist, wenn eine Freundin Krebs hat. Das ist nicht einfach. Mit ihr gab es klare Absprachen: Sie sagte mir, wann sie über den Krebs reden wollte und wann nicht. Das gab uns beiden sehr viel Sicherheit im Umgang miteinander und ermöglichte Normalität, solange es eben ging. Ich habe sie mitgepflegt bis zum Schluss und mich gefragt, ob den Weg auch jemand mit mir gehen würde, wenn ich jemals in diese Situation komme. Ich frage mich das immer noch, traue mich aber nicht, meine Freundinnen das zu fragen. Es kostet unendlich viel Kraft.
Für mich war es wichtig, mich mit den Menschen auszutauschen, mit denen die Kommunikation funktionierte. Ich rate, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – sonst haben die Freundinnen irgendwann die Schnauze voll. Ich habe direkt nach der OP um ein Gespräch mit der Psychoonkologin im Haus gebeten, weil ich dachte, ich platze sonst.
Mit hat auch eine online Gruppe sehr geholfen, also der Austausch. Darüber gab es auch Kontakte mit direktem Gespräch am Telefon. Ich habe versucht, all das zu tun, was mir Freude macht, soweit es meine Kräfte zu ließen, den Alltag so weiter zu leben, als gäbe es den Krebs gar nicht.
1 https://www.hirntumorhilfe.de/hirntumor/tumorarten/gliomatosis-cerebri/