Hilfe bei Handysucht

Besonders während Corona: Anzeichen rechtzeitig erkennen und eine Mediensucht verhindern, bevor diese entsteht.

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Bei WhatsApp chatten, bei YouTube und TikTok Videos schauen, bei Spotify Musik hören und zwischendurch noch Online-Games zocken – das Smartphone ist ein absoluter Alleskönner und für viele Menschen unverzichtbar. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Mediennutzung weiter verstärkt. Doch ab wann spricht man von einer Medienabhängigkeit wie beispielsweise einer Handysucht? Dieser Artikel klärt über typische Anzeichen von Mediensucht auf, wie man dieser vorbeugen kann und wo Betroffene Unterstützung finden können.

Handysucht – wenn das Smartphone abhängig macht

Laut der JIM-Studie 2020 des mpfs, der Studie zu Jugend, Information und (Multi-)Media des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest besitzen 94 Prozent der Jugendlichen ein Smartphone. Sie schätzen ihre Onlinenutzung auf 258 Minuten täglich – und das nur an den Werktagen. Gerade das Smartphone kann zur Abhängigkeit führen.

Auch viele Erwachsene kennen das Gefühl, sich ohne Handy nackt zu fühlen. Wissenschaftler haben dafür einen Fachbegriff gefunden: Nomophobie. Das Wort leitet sich aus dem Englischen von „No Mobile Phone Phobia“ ab und bedeutet so viel wie „Angst, kein Handy zu haben“.

Viele Jugendliche berichten ebenfalls von dem Gefühl, etwas zu verpassen oder ausgeschlossen zu werden, wenn sie nicht ständig online sind und sofort auf Nachrichten reagieren. Das Tückische: Das Gehirn schüttet das Glückshormon Dopamin aus, wenn das Handy entsperrt wird und etwa positive Reaktionen in sozialen Medien anzeigt. Dies fördert suchtähnliches Verhalten.

Eine Handysucht im eigentlichen Sinn gibt es aber nicht: Die Betroffenen sind nicht nach dem Gerät, sondern nach damit verbundenen Aktivitäten süchtig. Es ist vielmehr eine Internet- oder Mediensucht nach Spielen, sozialen Netzwerken, Messengerdiensten und Onlineshopping. Weil für diese Anwendungen häufig das Smartphone genutzt wird, spricht man von Handysucht.

Auffällige Verhaltensweisen als Symptome von Handysucht

Es gibt typische Verhaltensweisen, die auf eine Handysucht hinweisen. Wenn beispielsweise der Akku leer oder das Handy ausnahmsweise nicht griffbereit ist, zeigen sich bei Betroffenen Entzugserscheinungen wie Nervosität, Wut und Frustration. Hobbys, Interessen und Freunde werden durch die ständige Handynutzung vernachlässigt. Die Freizeit dreht sich nur noch um das Smartphone, der Handykonsum geschieht heimlich, lässt sich nicht mehr kontrollieren oder aus freien Stücken eingrenzen.

Folgen von der Sucht nach Medien

Permanenter Handykonsum kann zu psychischen Belastungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen führen. Oftmals ziehen sich Betroffene auch zurück und ersetzen echte soziale Kontakte zunehmend durch Aktivitäten und Begegnungen im digitalen Raum.

Durch gesunden Umgang mit Medien Handysucht vorbeugen und überwinden

Schon Kleinkinder wachsen mit digitalen Medien auf, Schulkinder nutzen Lernapps, Jugendliche vernetzen sich online. Daher ist es sinnvoll, dass Kinder frühzeitig einen gesunden Umgang mit Medien lernen. Das können Eltern dazu beitragen: 

  • Eltern als Vorbilder: Die wichtigste Grundlage ist, dass Eltern sich so verhalten, dass sie einen gesunden Umgang mit digitalen Medien glaubwürdig vermitteln können. Sie sollten Regeln zur Nutzung von Smartphone & Co. also selbst immer beherzigen.
  • Zeitkonten vereinbaren: Eltern legen mit ihren Kindern fest, wie lange das Smartphone täglich genutzt werden darf, und unterstützen sie darin, sich die Zeit einzuteilen. Die Dauer durch eine entsprechende Funktion automatisch zu begrenzen, kann auch sinnvoll sein.
  • Angebote auswählen: Eltern besprechen mit ihren Kindern, welche Angebote für sie geeignet sind, und lassen sich regelmäßig über das, was in sozialen Medien passiert, informieren, beispielsweise um Cybermobbing vorzubeugen.
  • Einstellungen am Smartphone vornehmen: Um einen bewussten Umgang mit digitalen Medien zu fördern, sollten Benachrichtigungsfunktionen deaktiviert oder stummgeschaltet werden, damit die Handynutzung selbstbestimmt und gezielt erfolgen kann.
  • Handyfreie Zeiten festlegen: Die Familie einigt sich darauf, das Smartphone nicht am Esstisch oder vorm Zubettgehen zu nutzen. Das ermöglicht es zum einen, einander seine ganze Aufmerksamkeit zu schenken, zum anderen verbessert die abendliche Smartphone-Abstinenz das Einschlafen.
  • Familienzeit abwechslungsreich gestalten: Kinder und Jugendliche werden auf diese Weise auch zugänglich für andere, reale Erlebnisse.
  • Zusätzliche Informationsangebote für Eltern und Jugendliche bietet die EU-Initiative klicksafe.

Auch Erwachsene können den gesunden Umgang mit digitalen Medien pflegen. Einige einfache, in die tägliche Praxis umzusetzende Tipps:

  • Das Smartphone aus dem Schlafzimmer verbannen und einen Wecker nutzen
  • Eine Armbanduhr tragen, um die Uhrzeit nicht immer vom Handy abzulesen
  • Pushnachrichten nur für wirklich wichtige Dinge erlauben
  • Gelegentlich eine digitale Auszeit nehmen

Testen Sie doch einmal, wie Sie mit diesen Tipps zurechtkommen, und nutzen Sie bei Bedarf auch unseren Selbstcheck zur Internetsucht. Natürlich ersetzt dieser Test keinen Expertenrat. Haben Sie den begründeten Verdacht, dass Sie selbst oder eine Person in Ihrem Umfeld von Mediensucht betroffen ist, wenden Sie sich am besten an Ihren Hausarzt.

Psychische Gesundheit

Vorbeugen, behandeln und verstehen – mit Unterstützung der SBK

Innere Leere, Antriebslosigkeit und Ängste – die Auslöser dafür können sehr vielfältig sein. Eines haben alle genannten Ursachen gemeinsam: Die Teilnahme am beruflichen und gesellschaftlichen Leben wird erheblich beeinträchtigt. Für viele Betroffene ist die Hausärztin oder der Hausarzt eine gute erste Anlaufstelle, um professionelle Hilfe zu erhalten. Wie die SBK Sie und Ihre Familie dabei unterstützt, psychische Herausforderungen zu meistern, erfahren Sie hier.

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