Gutes Sehen von Anfang an: Kurzsichtigkeit bei Kindern vorbeugen

Immer mehr Kinder und Jugendliche sind kurzsichtig. Ist die tägliche Nutzung von Elektronik für die Entwicklung ursächlich?

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Bildquelle: SBK

In Zeiten, in denen immer mehr Menschen Bildschirmarbeit verrichten, und die vor elektronischen Geräten verbrachte Bildschirmzeit sich damit verlängert, wird Kurzsichtigkeit zunehmend zum Volksleiden. In Deutschland ist inzwischen ein gutes Drittel der Bevölkerung betroffen – Tendenz stark steigend. Und je jünger, desto häufiger, hat eine europäische Studie ergeben: Danach waren gut 47 Prozent der 25- bis 29-Jährigen betroffen. Schätzungen von Wissenschaftlern zufolge beginnt aktuell bei jedem zweiten Kind etwa mit acht Jahren die Entwicklung einer Kurzsichtigkeit. In Zukunft könnte bei uns Kurzsichtigkeit so verbreitet sein wie in asiatischen Großstädten, wo bereits 80 bis 90 Prozent der Schulabgänger eine Sehhilfe benötigen.

Umso wichtiger ist es, bereits in jungen Jahren gegenzusteuern, bei der Bildschirmarbeit häufiger Pausen einzulegen, die Bildschirmzeit insgesamt zu reduzieren und mit Augentraining und anderen Maßnahmen die Augen zu entlasten. Im Folgenden erklären wir, wie Kurzsichtigkeit entsteht, und geben wertvolle Tipps zur Augengesundheit sowie zu geeigneten Übungen für Kinder.

Wie Kurzsichtigkeit entsteht

Wer kurzsichtig ist, sieht alles gut, was sich nah vor seinen Augen befindet. Weiter entfernte Dinge hingegen werden nur noch mehr oder weniger verschwommen wahrgenommen. Während gesunde Augen das einfallende Licht auf Höhe der Netzhaut bündeln, wird bei Kurzsichtigen das Bild vor der Netzhaut gebündelt. So kommt es zu dem unscharfen Bild. Ist der Augapfel nur einen Millimeter zu lang, entspricht das bereits einer Fehlsichtigkeit von rund 2,7 Dioptrien. Bei der Entstehung der Kurzsichtigkeit steht die Lebensphase zwischen dem 9. und 16. Lebensjahr besonders im Fokus. Dann wächst nämlich der Augapfel am stärksten. Wird er zu lang, entsteht Kurzsichtigkeit. Die Erfahrung zeigt: Je früher sich eine Überlänge abzeichnet, desto stärker letztlich die Kurzsichtigkeit. Viel Bildschirmarbeit und auch viel Bildschirmzeit mit dem Smartphone und der Spielekonsole scheinen diese Entwicklung noch zu verstärken. Deshalb empfehlen Experten: Gehen Sie so schnell wie möglich zum Augenarzt, wenn Sie bei Ihrem Kind eine Verschlechterung der Sehfähigkeit vermuten, und beginnen Sie mit ihm gegebenenfalls ein kindgerechtes Augentraining. Welche Anzeichen für eine Kurzsichtigkeit bei Ihrem Kind sprechen, erfahren Sie hier. Um Veränderungen sehr frühzeitig zu erkennen, wird die Sehkraft kleiner Kinder bis zum sechsten Lebensjahr bei den U-Untersuchungen direkt mitgeprüft. Mehr darüber erfahren Sie hier im Video.

Medienkonsum drosseln

Kinder und Jugendliche sammeln in ihrem Alltag eine Menge Bildschirmzeit und verbringen fast den gesamten Tag im Nahsichtmodus: Morgens wird als Erstes das Smartphone gecheckt, im Bus das neueste YouTube-Video geschaut, vormittags die Nase tief in die Schulbücher gesteckt, der Nachmittag über den Hausaufgaben verbracht und am Abend Spiele an Handy oder Tablet gezockt. Und auch im Erwachsenenalter bleibt es dabei: Studierende sitzen häufig stundenlang über Fachliteratur, Berufstätige erledigen Bildschirmarbeit am Computer. Doch ist der digitale Medienkonsum tatsächlich ursächlich für den Trend Kurzsichtigkeit? „Ja“, sagt Augenarzt Prof. Dr. Kai Januschowski. „Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen übertriebener Smartphone-Nutzung und dem Anstieg der Kurzsichtigkeit.“ In Zeiten von Homeschooling, Bildschirmarbeit im Homeoffice und digitalen Vorlesungen nimmt die Bildschirmzeit natürlich noch einmal stark zu. Dennoch können sich Eltern an den in dieser Übersicht zusammengefassten Empfehlungen orientieren.

6 Tipps, um die Augen Ihrer Kinder zu entlasten

Gerade im Homeschooling können Sie mit diesen Tipps einer Kurzsichtigkeit vorbeugen.

  1. Sorgen Sie für gute Sehbedingungen durch gute Lichtverhältnisse beziehungsweise gute Beleuchtung.
  2. Unterbrechen Sie die Bildschirmzeit und lassen Sie Ihre Kinder regelmäßig Pause machen.
  3. Richten Sie gemeinsam mit Ihren Kindern den Blick in die Ferne und lassen ihn schweifen.
  4. Unternehmen Sie nach der Bildschirmarbeit etwas mit Ihren Kindern an der frischen Luft.
  5. Achten Sie bei der Ernährung darauf, dass sie viele Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien enthält. Empfehlenswert sind beispielsweise Karotten, Paprika, Tomaten, Brokkoli, Spinat, Beeren und Fisch.
  6. Merken Sie sich die Dreierregel: 30 Zentimeter Bildschirmabstand, nach 30 Minuten Bildschirmpause, 3 Stunden Draußen-Zeit pro Tag.

Weitere Übungen zum Augentraining finden Sie hier.

Tipps gegen Kurzsichtigkeit

Der exakte Mechanismus der Kurzsichtigkeit ist noch nicht gänzlich geklärt. Einige Mythen kann Prof. Januschowski im Video jedoch eindeutig ausschließen. Zudem gibt es in vielen Studien Hinweise auf mögliche Ursachen, die mit Bildschirmarbeit und der Bildschirmzeit zu tun haben. Diese sind laut Prof. Januschowski zum Beispiel, wie nah der Abstand der Augen zum Bildschirm ist und wie lange Bildschirmgeräte genutzt werden. International wird ein Abstand von 30 Zentimetern empfohlen. Zudem sollten vor allem Heranwachsende so wenig Zeit wie möglich vor dem Bildschirm verbringen. „Wer das nicht schafft, muss zumindest ausgiebige Pausen nach 30 Minuten einplanen“, sagt der Experte.

Empfehlenswert ist es außerdem, viel Zeit draußen zu verbringen. Denn: Viel Tageslicht oder zumindest eine helle Ausleuchtung wirken sich positiv aus und können sogar eine bestehende Kurzsichtigkeit eindämmen. Prof. Januschowski: „Am besten merken sich Eltern für ihren Nachwuchs die Dreierregel: 30 Zentimeter Bildschirmabstand, nach 30 Minuten Bildschirmtätigkeit eine Pause für die Augen einbauen und 3 Stunden täglich im Freien aktiv sein.“ Natürlich sollten auch Erwachsene ihre Bildschirmzeit begrenzen, Pausen während der Bildschirmarbeit einbauen oder sogar eine Zeit lang komplett auf Medienkonsum verzichten.

Eine gewöhnliche Kurzsichtigkeit lässt sich mit einer Brille oder mit Kontaktlinsen korrigieren. Wenn die Kurzsichtigkeit bei Erwachsenen mehr als sechs Dioptrien oder bei Hornhautverkrümmung mehr als vier Dioptrien beträgt, beteiligt sich die SBK an den Kosten für die Brillengläser bis zur Höhe der vereinbarten Festbeträge. Bei Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren übernehmen wir die Kosten für die Gläser bis zur Höhe der vereinbarten Festbeträge unabhängig von der Sehstärke. Den Kostenanteil der SBK rechnet Ihr Vertragsoptiker direkt mit der SBK für Sie ab.

Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen für die Gesundheit Ihres Nachwuchses.

Bei uns bekommen Sie mehr Vorsorgeuntersuchungen für Ihr Kind, als gesetzlich vorgesehen ist. Damit haben Sie mehr Sicherheit, dass sich Ihr Kind gut entwickelt. Alle Informationen zu den Leistungen der SBK zum Thema "Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche" finden Sie hier.

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