Regionalfaktor im Morbi-RSA

Hintergrund: Die Studienlage zum Regionalfaktor (01.08.2018)

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Faktor Region bisher ignoriert

Im aktuellen Finanzausgleich wird der Wohnort der Versicherten weitgehend ignoriert. Empirische Studien zeigen jedoch, dass die Deckungsquoten in der GKV durchaus von unterschiedlichen räumlichen Konzentrationen abhängen. Auch ein am 10. Juli 2018 veröffentlichtes Sondergutachten des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) bestätigt, dass die verschiedenen medizinischen Versorgungsstrukturen innerhalb Deutschlands zu deutlichen Ausgabenunterschieden bei den Kassen führen, die im Finanzausgleich nicht angemessen berücksichtigt werden.

Die Hintergründe sowie eine Zusammenfassung und Bewertung des Gutachtens lesen Sie hier.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Unterdeckungen treten vor allem in Kernstädten bzw. zentralen Ballungsräumen.
  • Überdeckungen finden sich dagegen in verdichteten und ländlichen Kreisen verstädterter Räume sowie im ländlichen Raum in Kreisen höherer Dichte.

Diese unterschiedlichen Deckungsquoten gehen auf ein vielschichtiges Spektrum von angebots- und nachfrageseitigen Einflussgrößen zurück, die für eine einzelne Krankenkasse nicht steuerbar sind. Die Nichtbeachtung der regionalen Unterschiede im Morbi-RSA führt zu Wettbewerbsverzerrungen und der weiteren Öffnung der Schere zwischen reichen und armen Kassen. In dem Gutachten wird zudem bestätigt, dass die Finanzwirkung dieser Fehlsteurung Kassen zur Risikoselektion animieren könnte. Das heißt, dass die Krankenkassen Anreize haben, Bewohner aus ländlichen oder generell „günstigen“ Regionen bevorzugt in ihre Versichertengemeinschaft aufzunehmen. 

Der wissenschaftliche Beirat, der das Gutachten im Auftrag des BMG durchgeführt hat, ist sich der Fehlanreize und -steuerung des Morbi-RSA bewusst und sieht die Notwendigkeit einer Reform. 

 

Weitere Gutachten zum Regionalfaktor:

Bayern durch Gesundheitsfonds zunehmend belastet – Gutachten belegt Umverteilung – Ministerin Huml fordert mehr Gerechtigkeit durch Regionalfaktor (2014)

Gesundheitsministerin Huml: Freistaat muss endlich entlastet werden – Gutachten untermauert Forderung Bayerns nach gerechterer Krankenkassen-Finanzierung (2016)

 

Die hier zur Verfügung gestellten Inhalte dürfen, unter Angabe der Quelle, veröffentlicht werden.

 

Das WIG2 Institut beschreibt in seiner Präsentation "Regionale Risiken im Morbi-RSA" und stellt Lösungsvorschläge vor, wie die Integration einer Regional-Komponente im Morbi-RSA denkbar ist.

 

Präsentation zum Download PDF, 1.40 MB