Depression: Symptome, Diagnose, Behandlung
Was ist eine Depression und wie können Sie eine Depression erkennen?
Ist es schon eine Depression, wenn jemand dauerhaft schlecht gelaunt ist? Das zu erkennen, ist für Laien nicht einfach. Bei einer Depression ist das Gefühlsleben ernsthaft erkrankt und schränkt Betroffene in all ihren Lebensbereichen ein. Depressiv erkrankte Menschen sind niedergeschlagen, erschöpft, hoffnungs- und antriebslos, ohne dass es einen objektiven Grund hierfür gäbe. Depression ist häufig. Sie trifft in Deutschland innerhalb eines Jahres etwa 11 Prozent der Bevölkerung, also ca. 5 bis 6 Millionen Menschen. Die Diagnose wird bei Frauen etwa doppelt so häufig gestellt wie bei Männern. Unsere Expertin Dr. Gabriele Stumm, ärztliche Leiterin beim Gesundheitsdienstleister
Inhaltsverzeichnis:
Was sind Depressionen?
Stimmungstiefs im Alltag kennt jeder Mensch. Zu einem normalen Gefühlserleben gehören Höhen wie eben auch Tiefen. Wenn das Stimmungstief jedoch anhält, in keinem Lebensbereich mehr Freude zu spüren ist und Antriebsmangel und Erschöpfung den Alltag zunehmend zum Erliegen bringen, dann liegt die Vermutung einer Depression nahe. Die Betroffenen ziehen sich zurück, sehen sich selbst und die Zukunft negativ, ihre Gedanken kreisen um die eigene Unzulänglichkeit. Lebensmüde Gedanken sind typisch für eine Depression – etwa 3 bis 4 Prozent aller depressiv erkrankten Menschen sterben tatsächlich durch Suizid. Das bedeutet: Depression ist eine Krankheit, deren Behandlung in medizinische Hände gehört.
Wie entsteht eine Depression?
Es gibt nicht den einen Auslöser oder die eine Ursache einer Depression. Vielmehr kommen viele Faktoren zusammen – es ist wie ein Wagen voller Lebenspakete, der irgendwann unter der Last zusammenbricht. Dazu gehören neurobiologische Faktoren: Ein erhöhter Stresspegel führt zur Ausschüttung großer Mengen des Stresshormons Cortisol. Auch kann die Zusammensetzung von Botenstoffen im Gehirn aus dem Gleichgewicht geraten sein. Darüber hinaus sind Depressionen vererbbar, sogar über mehrere Generationen einer Familie hinweg. Doch selbst wenn eine genetische Veranlagung vorliegt: Ob eine Depressionserkrankung ausbricht, hängt auch von psychosozialen Faktoren ab. Wer traumatische Erlebnisse nicht richtig aufgearbeitet hat, gilt als besonders anfällig. Der Verlust eines geliebten Menschen, chronischer
Unsere Expertin
Dr. med. Gabriele Stumm
Leiterin Medizin bei 4sigma
Depressionen: Symptome erkennen
Die meisten an Depression erkrankten Menschen haben die sogenannte „unipolare“ Variante: Ihr Gefühlsleben ist nur zu einem Pol krankhaft verschoben. Sie sind niedergedrückt, fühlen eine innere Leere, verlieren das Interesse an Dingen, die ihnen zuvor Spaß gemacht haben, sind antriebslos und müde. Hinzu kommen Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen sowie Selbstzweifel und Schuldgefühle. Das Unwohlsein kann auch auf den Körper ausstrahlen, zu Herz-Kreislauf-Beschwerden, Kopf- oder Rückenschmerzen führen und sogar Magen und Darm durcheinanderbringen. Auch Schlafstörungen und Appetitlosigkeit mit deutlichem Gewichtsverlust, selten auch übermäßiger Appetit sind Symptome der Depression. Etwa die Hälfte der betroffenen Menschen erlebt eine solche Krankheitsepisode nur einmal in ihrem Leben. Bei der anderen Hälfte kehren die Krankheitsphasen wieder, manchmal im Abstand vieler Jahre, manchmal sogar mehrfach im Jahr.
Wenn sich die oben beschriebenen Beschwerden mit Phasen voller überschäumender Energie und nicht adäquater Euphorie bei gleichzeitig gesteigerter Gereiztheit abwechseln, handelt es sich um eine bipolare Störung. Sie ist auch als manisch-depressive Erkrankung bekannt. Rund 1 bis 3 Prozent der Bevölkerung Deutschlands erkranken an dieser Variante. Sie sind während der manischen Phase ruhelos, schlafen kaum, reden viel, neigen zur Selbstüberschätzung und zum Verlust der Selbstkontrolle.
Für die unipolare wie für die bipolare Erkrankungsform gilt: Zwischen den Phasen sind Betroffene oft vollständig gesund.
Wer die beschriebenen Symptome von sich kennt, aber unsicher ist, ob dahinter eine zeitlich beschränkte traurige Phase steckt oder ob sich eine echte Depression entwickelt hat, kann sich zunächst selbst testen:
Der Depressions-Selbsttest der Deutschen Depressionshilfe
Hier können Sie anonym einen
Wie wird eine Depression festgestellt?
Bei einem Verdacht auf eine Depression sollten Betroffene sich hausärztlichen, psychiatrischen oder psychotherapeutischen Rat suchen. Wer dies scheut, kann auch zunächst eine nahe gelegene Beratungsstelle des sozialpsychiatrischen Dienstes kontaktieren. Das Erstgespräch dient der Abfrage aktueller Stimmungslagen und Einstellungen. Auch die persönliche Vorgeschichte und die aktuelle Lebenssituation sind Gesprächsthemen. Die Ärztin oder der Arzt untersucht auch körperlich, unter anderem mittels Blutentnahme, um organische Ursachen auszuschließen. Denn auch Schilddrüsenhormonstörungen, Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten oder neurologische Erkrankungen können depressive Symptome mit sich bringen.
Wer hilft bei Verdacht auf Depression?
Erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis sowie Fachärztinnen und Fachärzte aus den Bereichen Psychologie, Psychatrie und Psychotherapie. Weitere Kontaktpunkte sind die örtlichen sozialpsychiatrischen Dienste (SPDi), die kostenfrei und auch anonym aufgesucht werden können oder sogar im Bedarfsfall nach Hause kommen. Im akuten Notfall – insbesondere bei Suizidgedanken – können sich Betroffene an jede Klinik wenden. Außerdem gibt es weitere Krisendienste und Beratungsstellen, die telefonisch oder persönlich zur Verfügung stehen. Welche das in Ihrer Stadt sind, erfahren Sie über die
Sie können jederzeit die
Wie werden Depressionen behandelt?
Bei einer Depression eignen sich mehrere Herangehensweisen, die häufig auch kombiniert werden:
In der Verhaltenstherapie lernen Betroffene durch alltägliche Übungen, negative Gedanken und sozialen Rückzug zu mindern und aktive positive Verhaltensweisen aufzubauen. Meist wird sie kombiniert mit der kognitiven
Bei schweren Erkrankungsformen ist eine medikamentöse Therapie fast immer notwendig, auch um durch Symptomlinderung eine Psychotherapie erst zu ermöglichen. Es gibt verschiedene Antidepressiva mit unterschiedlichen Wirkweisen. Leider ist wenig vorhersagbar, welche Patientinnen und Patienten auf welche Medikamente ansprechen. Da die Wirksamkeit in der Regel erst nach 2 bis 6 Wochen erkennbar wird, erfordert die medikamentöse Therapie Zeit und Geduld und nicht selten auch Wechsel auf andere Wirkstoffe oder Kombinationen.
Therapeutischer Schlafentzug und Lichttherapie wirken gut, aber nur kurzfristig. Dennoch werden sie oft in Kliniken durchgeführt, um in der Anfangszeit der medikamentösen Therapie rasche Erfolge spürbar zu machen und Hoffnung zu geben. Ergotherapie, Entspannungstechniken oder Rehabilitationssport sind weitere ergänzende Behandlungsmethoden. Auch Selbsthilfegruppen gelten als sinnvolle Unterstützung in allen Therapiephasen.
Die Behandlung erfolgt bei leichten bis mittelschweren Depressionen ambulant. Schwere Depressionen können zu einem längeren Klinikaufenthalt führen. Das Ziel ist, die Betroffenen langfristig in einen strukturierten, selbstbestimmten Alltag zu entlassen.
Wie können Angehörige helfen?
Wie bei jeder anderen Erkrankung ist der Gang zur Ärztin oder zum Arzt wichtig. Depressiv erkrankte Menschen sehen ihren Zustand aber als selbstverschuldet und hoffnungslos an. Oft fehlt ihnen die Kraft, sich zu einem Arztbesuch aufzuraffen. Daher ist die Unterstützung der Angehörigen beim Arztbesuch sehr wichtig. Aber auch Angehörige und nahestehende Personen selbst sollten sich professionellen Rat holen oder sich einer Depressions-Selbsthilfegruppe für Angehörige anschließen. Denn der Alltag mit depressiv erkrankten Menschen kann sehr kräftezehrend sein.
Gibt es Präventionsmaßnahmen?
Eine gute Selbsteinschätzung und eine hohe Selbstakzeptanz können über traurige Phasen hinweghelfen. Außerdem gibt es einfache Methoden, sich selbst zu stärken. Dazu gehören ein verlässliches soziales Netzwerk mit regelmäßigen Kontakten sowie
Psychische Gesundheit
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Innere Leere, Antriebslosigkeit und Ängste – die Auslöser dafür können sehr vielfältig sein. Eines haben alle genannten Depressionssymptome gemeinsam: Die Teilnahme am beruflichen und gesellschaftlichen Leben wird erheblich beeinträchtigt. Für viele Betroffene ist die Hausärztin oder der Hausarzt eine gute erste Anlaufstelle, um professionelle Hilfe zu erhalten. Wie Sie und Ihre Familie psychische Herausforderungen meistern und sich dabei auf die SBK verlassen können, erfahren Sie