Die Kunst der Konzentration
So bringen Sie mehr Fokus in Ihren Alltag
Sie sitzen vor Ihrem Laptop und wollen eine E-Mail schreiben. Aber irgendwie schweifen Ihre Gedanken noch vor dem ersten Wort ab. Ist vielleicht eine neue Kurznachricht eingetrudelt? Da war doch auch noch das Rezept, das Sie abspeichern wollten. Und eine Freundin wollte doch eigentlich Bilder von ihrem Thailand-Urlaub auf Social Media teilen. Ein schneller Griff zum Handy – und die E-Mail ist vergessen. Erkennen Sie sich wieder? Haben Sie auch oft das Gefühl, dass es mit der Konzentration hapert und die eigene Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer wird. Damit wären Sie nicht allein. Es gibt seit längerem Hinweise, die in diese Richtung deuten. Eine Metastudie aus Spanien beispielsweise belegt, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne allein zwischen 2000 und 2015 von 12 Sekunden auf 8,2 Sekunden gesunken ist. Ein möglicher Grund: unser häufiger Gebrauch von Mobiltelefonen sowie die Flut an Informationen und Inhalten, die oft damit verbunden ist. Und tatsächlich ist die Smartphone-Nutzung in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
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Was treibt die steigende Handynutzung an?
Das Handy an sich ist erst einmal vor allem eins: praktisch. Wir können jetzt überall Familie und Freunde anrufen, haben immer eine Landkarte dabei, die uns von A nach B bringt, und können spontan, mit der Kamera, Momente für die Ewigkeit festhalten. Das alles sind durchweg positive Errungenschaften. Gleichzeitig können wir mit unserem Handy auch auf Social-Media-Plattformen und Spiele zugreifen, oft in der Form von Apps. Der Sinn dieser App: dass wir sie benutzen, so lange wie möglich. So können Anbieter beispielsweise Geld mit Werbung verdienen. Damit wir am Handy bleiben, greifen Apps auf verschiedene Taktiken zurück. Sie stimulieren zum Beispiel das Belohnungszentrum in unserem Gehirn. Die Folge: Dopamin wird ausgeschüttet. Wohlbefinden und Befriedigung stellen sich ein.
Besonders anregend für die Dopamin-Ausschüttung sind intermittierende Belohnungen. Also Belohnungen, die wir unregelmäßig erhalten. Dadurch erhöhen sich die Spannung und die Erwartungen. Das machen sich diese Apps clever zunutze. Und wir bleiben am Handy, weil das Gehirn immer auf die nächste Belohnung hofft. Das Ganze folgt dem „Prinzip Spielautomat“. Ein Beispiel: Sie sind auf Social Media und dann taucht es auf: ein Video für die effektivste Augenpflege-Routine – nie mehr Krähenfüße – und dabei haben Sie doch gerade gestern erst nach Augencreme gesucht. Es ist, als hätte man das Video persönlich für Sie gemacht. Am Spielautomaten wäre das der Hauptgewinn. Also bleiben Sie dran, in der Hoffnung, wieder so ein passendes Video gezeigt zu bekommen. In der Regel sollten Sie damit Erfolg haben – Algorithmus sei Dank. Ein Algorithmus ist eine schrittweise Anleitung, die Aufgaben automatisiert, zum Beispiel das Empfehlen von Inhalten. Das geschieht, indem unser Nutzungsverhalten analysiert wird. Die App weiß also, was uns interessiert, und kann sich sogar teilweise in Echtzeit anpassen.
Aktiv statt abgelenkt: So kann es gelingen
Mit Apps, Spielen, Social-Media-Plattformen und Co. kann man viel Spaß haben. Doch manchmal können sie die Oberhand gewinnen. Und schnell schleicht sich das Gefühl ein, dass die eigene Aufmerksamkeitsspanne irgendwo zwischen dem zehnten und dem elften Katzenvideo komplett verloren gegangen ist. Die gute Nachricht: Sie lässt sich zurückgewinnen.
Wofür wollen Sie Ihre wiedergewonnene Aufmerksamkeit verwenden? Gibt es vielleicht ein Instrument, das Sie lernen wollen? Oder wollen Sie eine neue
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Es gibt Plattformen und Apps, die Aufmerksamkeit beanspruchen und dafür sorgen, dass sich ihre Nutzer schlechter fühlen. Verschiedene Studien bestätigen zum Beispiel, dass erhöhte Social-Media-Nutzung sich negativ auf das psychische Wohlbefinden auswirken kann. Hinterfragen Sie, was Ihnen wirklich wichtig ist und was Ihnen guttut. Löschen Sie diejenigen Apps, die Sie nur Zeit kosten.
Lassen Sie das Handy ruhig mal zu Hause und errichten Sie Sperrzonen, ein Smartphone-Tabu für das Schlafzimmer zum Beispiel. Ein Digital Detox am Wochenende oder im Urlaub kann ebenfalls hilfreich sein.
Mehr bildschirmfreie Zeit für Kinder
Laut der JIM-Studie (Jugend, Information, Medien) aus dem Jahr 2023 verbringen 12- bis 19-Jährige pro Tag circa 3,5 Stunden am Smartphone. Dazu kommt noch Zeit vor anderen Bildschirmen wie Laptops. Dies kann die Konzentrationsfähigkeit und die schulische Leistung beeinflussen.
Sprechen Sie mit Ihrem Kind über einen ausgewogenen Umgang mit dem Handy und versuchen Sie ein Vorbild zu sein. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, die handyfreie Zeit sinnvoll zu nutzen, etwa durch ein neues Hobby oder gemeinsame Aktivitäten.
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