Faszinierende Faszien
Dass es Faszien gibt, wissen Experten schon lange. Dass das Bindegewebe allerdings eine außergewöhnlich große Bedeutung für unseren Körper hat, ist erst seit einigen Jahren bekannt.
Sie durchziehen den ganzen Körper. Sie umhüllen Muskeln und Organe. Sie halten den Körper aufrecht und machen Bewegungen geschmeidig: unsere Faszien – ein netzartiges Gewebe, extrem reißfest und elastisch.
Erst seit gut einem Jahrzehnt weiß man, dass unser Bindegewebe nicht nur eine schützende Hülle ist, sondern vielfältige Aufgaben für unseren Körper hat. Seitdem werden die Faszien von Wissenschaftlern intensiv erforscht.
Was sind Faszien? Und warum sind sie so wichtig?
Auf Bildern von Spezialkameras zeigen sich die Faszien in ihrer ganzen Eleganz: Zusammen bilden sie ein filigranes, netzartiges und sehr elastisches Gewebenetz, das all unsere Knochen, Muskeln, Sehnen und Organe umhüllt. Auf diese Weise sorgen die Faszien für stabile Verhältnisse im Körper. Ohne sie würden wir einfach zusammensacken. Auch unsere Organe würden verrutschen: Das Herz zum Beispiel wird vor allem durch Faszien an Ort und Stelle gehalten.
Faszien haben aber noch viele weitere Aufgaben. Im Zusammenspiel mit unseren Muskeln sorgen die Faszien dafür, dass unsere Bewegungen koordiniert und geschmeidig ablaufen. Sie schmiegen sich zwischen benachbarte Muskelstränge, damit diese gleiten, statt sich zu reiben. Faszien sind zudem am Stoffwechsel beteiligt: Flüssigkeiten werden transportiert und umliegende Bereiche mit Nährstoffen versorgt.
Die Faszien sind unser größtes Sinnesorgan. Sie besitzen eine Vielzahl an Rezeptoren, die unserem Gehirn Signale senden – über die Bewegung des Körpers, seine Lage, seine Spannung. Auch eine Verspannung wird von den Rezeptoren gemeldet. Das ist der Augenblick, in dem viele von uns ihre Faszien das erste Mal spüren: als Nacken-, Schulter- oder Rückenschmerzen, in einigen Fällen auch als Spannungskopfschmerzen.
Bewegung hält die Faszien fit
Besonders stundenlanges Sitzen im Büro führt oft zu Fehlhaltungen und einseitigen Belastungen. Die mögliche Folge: Die sonst so elastischen Faszien können verkleben und verfilzen wie die Fasern eines zu heiß gewaschenen Wollpullovers. Verspannungen schränken die Beweglichkeit ein. Auch chronische Beschwerden können bei dauerhafter Fehlbelastung entstehen.
Die gute Nachricht ist: Wer sich regelmäßig bewegt, kann dem Verkleben und Verfilzen der Faszien vorbeugen und auch bereits bestehende Verspannungen wieder lockern. Dabei ist fast jede Art von Sport geeignet, die Faszien zu stimulieren. Besonders anregend sind federnde und dynamische Bewegungen wie zum Beispiel Hüpfen und Springen. Robert Schleip, einer der bekanntesten deutschen Faszienforscher, springt täglich mehrere Minuten Seil, um seine Faszien fit zu halten.
Fitte Faszien – gutes Gefühl
Wenn Sie Ihre Faszien ganz gezielt trainieren wollen, können Sie dies mithilfe spezieller Übungen sowie eines Faszienballs oder einer Faszienrolle tun. „Vor allem der Faszienball wirkt punktuell und massiert das Fasziengewebe intensiv“, erklärt SBK-Fachexperte Yasin Belek. Und fügt hinzu: „Viele Anfänger rollen den Ball an den jeweiligen Körperbereichen viel zu schnell auf und ab. Besser ist es, die Übungen bewusst langsam durchzuführen. Je langsamer und tiefer ein bestimmter Bereich bearbeitet wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass Verklebungen sich lockern.“
Mit Faszientraining tun Sie aber nicht nur Ihren Faszien, sondern Ihrem ganzen Körper etwas Gutes: Sie erhöhen Ihre Beweglichkeit, verbessern Ihre Muskeltätigkeit und fördern Durchblutung und Stoffwechsel. Darüber hinaus senken Sie Ihr Verletzungsrisiko und unterstützen die Regeneration nach körperlichen Belastungen. Zwar kann es sein, dass sich das Training mit dem Faszienball etwas schmerzhaft anfühlt – das ist bei verklebten Faszien aber normal. Fachexperte Belek rät: „Hier sollte man einfach ruhig und tief weiteratmen und sich so gut wie möglich entspannen.“ Es lohnt sich: Denn die meisten Menschen können ihren Verspannungen dank Faszientraining gut in den Griff bekommen.
Die 4 Trainingsmethoden:*
Das Training mit Faszienball oder -rolle fördert die Durchblutung und den Flüssigkeitsaustausch. Die Faszien werden „belebt“ und Verklebungen gelöst.
Dehnübungen erhöhen die Elastizität der Faszien. Zusätzlich tritt ein Gefühl von Entspannung ein, da der Parasympathikus, der „Erholungsnerv“, aktiviert wird.
Federnde Sprung- und Schwungübungen aktivieren die Vernetzung des Bindegewebes. Die Beweglichkeit des Körpers wird erhöht, die Leistungsfähigkeit der Muskeln verbessert.
Bewusstes Fühlen verbessert die Kommunikation der Rezeptoren in den Faszien. Der Körper und seine Signale können besser wahrgenommen werden.
*Wenn Sie Ihre Faszien unter professioneller Anleitung trainieren wollen, können Sie einen Gesundheitskurs machen. Entsprechende Kurse finden Sie in der Gesundheitskurs-Suche unter
Expertentipps im Video
Was sollte man beim Faszientraining beachten, wie können Verklebungen am effektivsten gelöst werden? SBK-Fachexperte Yasin Belek erklärt es Ihnen in diesem
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