Fatigue – wenn die Erschöpfung nicht enden will

Was sind die Ursachen und wo finden Betroffene Unterstützung?

Es gibt Tipps, die hören Fatigue-Betroffene öfter. Wie etwa: „Schlaf dich doch mal richtig aus.“ Oder: „Nimm dir einfach ein paar Tage frei.“ Doch sie leiden unter einer Erschöpfung, die auch durch Schlaf und Erholungsphasen nicht vergeht und die für Außenstehende meist schwer nachvollziehbar ist. Zähneputzen, Kochen, Telefonieren: Alles wird zur täglichen Belastungsprobe. Was die Ursachen für den „Krafträuber“ Fatigue sind und wo Betroffene Hilfe finden, erfahren Sie hier.

Was ist Fatigue?

Mit Fatigue bezeichnet die Medizin einen Zustand anhaltender Müdigkeit, tiefer Kraftlosigkeit und permanenter Antriebslosigkeit. Eine Erschöpfung, die weit über das normale Maß hinausgeht und die in keinem Verhältnis zu vorausgegangenen Anstrengungen steht. Menschen, die unter Fatigue leiden, fühlen sich stark eingeschränkt, können sich wenig körperlich belasten und erleben kaum Besserung durch Ruhe und Schlaf. Zudem sind sie oft lust- und mutlos. Zusätzlich können sie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie Kopfschmerzen haben. Infolgedessen sind der Schlaf, die Alltagsbewältigung und die Arbeitsfähigkeit deutlich beeinträchtigt. Für Kinder und Jugendliche mit Fatigue kann der Schulbesuch eingeschränkt oder unmöglich sein.

Wichtig: Nicht zu verwechseln mit Fatigue ist das Chronische Fatigue-Syndrom (CFS) – auch Myalgische Enzephalomyelitis (ME) genannt. Dabei handelt es sich um eine neuroimmunologische Erkrankung, die nach Virusinfektionen wie der Grippe oder als Spätfolge von COVID-19 auftreten kann. Bei ME/CFS ist der Körper nicht mehr in der Lage, ausreichend Energie für körperliche oder geistige Aktivitäten bereitzustellen. Die Beschwerden verschlechtern sich außerdem schon nach geringer Anstrengung massiv. Experten nennen dieses Leitsymptom „Post-Exertional Malaise (PEM)“. Zu diesem können weitere Symptome hinzukommen, wie Schmerzen, Herz-Kreislaufbeschwerden, schwere Schlafstörungen oder kognitive Einschränkungen. Mehr zu der kaum erforschten Krankheit erfahren Sie hier.

Was können die Ursachen von Fatigue sein?

Fatigue tritt als Folge- und Begleiterscheinung vieler Erkrankungen auf. Dazu gehören Krebserkrankungen, neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) oder Autoimmunerkrankungen wie Rheuma. Darüber hinaus gehen Diabetes mellitus, Herzschwäche, Schlafapnoe, Depressionen und besonders häufig COVID-19-Infektionen mit Fatigue einher. Auch hormonelle Störungen, Nährstoffmangel, Blutarmut (Anämie) und Operationen können zu Fatigue führen. Drei der genannten Ursachen sollen im Folgenden genauer betrachtet werden:

Welche Ärztin oder welcher Arzt diagnostiziert Fatigue?

Liegt der Verdacht auf Fatigue vor, ist die Hausärztin oder der Hausarzt in der Regel die erste Anlaufstelle. Diese können erste diagnostische Schritte einleiten und Hilfesuchende gegebenenfalls an die richtige Facharztpraxis überweisen. Bei bekannter chronischer Erkrankung können auch direkt betreuende Fachärztinnen und -ärzte angesprochen werden.

Fatigue festzustellen ist sehr schwer. Denn die Symptome sind sehr individuell. Umso wichtiger ist daher ein ausführliches Anamnesegespräch verbunden mit einer umfassenden körperlichen Untersuchung. Anhand weiterer Symptome sowie zurückliegender Infekte kann dann zwischen Fatigue als Begleitsymptom und dem Chronischen Fatigue-Syndrom unterschieden werden. Handelt es sich um Fatigue, wird – sofern noch nicht bekannt – nach der zugrunde liegenden Erkrankung gesucht. 

Wie wird Fatigue behandelt?

Die Therapie von Fatigue richtet sich zunächst einmal nach der ursächlichen Erkrankung. Liegt beispielsweise ein Nährstoffmangel vor, lässt sich dieser durch die Gabe von Spritzen oder Tabletten leicht beheben. Bei Blutarmut (Anämie) können dem Körper rote Blutkörperchen durch eine Transfusion zugeführt werden. Eine gute Blutzuckereinstellung kann bei Diabetes mellitus die Beschwerden bessern. Langwieriger ist die Fatigue-Therapie bei chronischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose (MS). Um hier die Fatigue-Symptome zu mildern, muss die Grunderkrankung ausreichend mit Medikamenten behandelt werden.

Neben der Therapie der ursächlichen Erkrankung gibt es verschiedene Strategien, wie Betroffene lernen mit ihrer Fatigue besser umzugehen:

Wo finden Betroffene Hilfe?

Patientinnen und Patienten mit Fatigue leiden nicht nur an der Symptomatik selbst, sondern auch an dem oft mangelnden Verständnis im beruflichen und sozialen Umfeld. Der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann hier helfen. Das Gefühl, verstanden zu werden, tut gut und macht Hoffnung. Die Teilnehmer erleben, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind und können sich über unterschiedliche Bewältigungsstrategien austauschen. Eine Liste mit Selbsthilfegruppen, z. B. bei Tumorfatigue oder Fatigue bei MS, bietet die Charité. Einen generellen Überblick über verschiedene Selbsthilfegruppen in Deutschland finden Sie auch bei NAKOS (nakos.de) – der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen.

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