Grenzenlos

Von einer, die loswanderte und das Glück fand

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Christine Thürmer

Einfach alles hinter sich lassen, den Beruf an den Nagel hängen, die Wohnung kündigen und loswandern. Was für viele von uns abwegig scheint, hat eine Frau getan: Christine Thürmer hat 2007 das Langstreckenwandern zu ihrem Hauptberuf gemacht – und ist bis heute unter ihrem Trailnamen German Tourist rund 45.000 Kilometer gelaufen – also einmal um die Welt. Das SBK-Mitglied gilt damit als die meistgewanderte Frau auf diesem Erdball.

Wie es dazu kam, was sie an ihrem neuen Beruf liebt und warum es für sie persönlich das ganz große Glück bedeutet – das hat sie uns erzählt, kurz nachdem sie erfolgreich den Greater Patagonian Trail entlang der chilenisch-argentinischen Grenze absolviert hat.

Von der Managerin zur Langstreckenwanderin

1967 in Forchheim geboren, ist Christine Thürmer nie sonderlich sportlich gewesen. Vom Schwebebalken fliegt sie häufger mal runter, bei der Mannschaftswahl sind andere die Favoriten. Kein Wunder also, dass es im Fach Sport immer nur zu einer vier gereicht hat. Und auch heute noch wirkt die 1,84 Meter große Thürmer auf den ersten Blick nicht außergewöhnlich athletisch. „Ich bin eher der Typ gemütliche Hausfrau“, scherzt sie.

Folgerichtig hat ihre erste Karriere keinen sportlichen Bezug – die Diplom-Kommunikationswirtin arbeitet zunächst als Managerin, genauer: als Unternehmenssaniererin. Und ist hierbei sehr erfolgreich. So erfolgreich, dass es in ihrer Firma eines Tages nichts mehr für sie zu tun gibt und sie die Kündigung erhält. Für die damals 36-jährige Powerfrau kommt das überraschend, auch wenn sie heute weiß, dass das in der Branche durchaus üblich ist. Parallel dazu erleidet ein guter Freund einen Schlaganfall – und ihr wird bewusst, wie begrenzt doch die Ressource Lebenszeit ist.

Ich bin eher der Typ gemütliche Hausfrau.

Am Anfang steht der Pacific Crest Trail

Christine Thürmer gönnt sich also eine Auszeit und beschließt, den Pacifc Crest Trail im Westen der USA zu laufen. 4.277 Kilometer von der mexikanischen bis zur kanadischen Grenze. Ohne große Outdoor-Erfahrung – als Kind hat sie Wandern sogar gehasst.

Fünf Monate braucht sie für den Trail. Von Ende April bis Ende September 2004. Nachdem sie dann wieder in Deutschland angekommen ist, hat sie sehr schnell wieder einen Job – eine Top-Position als Geschäfsführerin. Doch das Wandern lässt sie nicht los – und sie handelt 2007 mit ihrem damaligen Arbeitgeber eine fünfmonatige Auszeit aus, um wieder auf Tour zu gehen. Diesmal soll es der Continental Divide Trail entlang der kontinentalen Wasserscheide der USA sein, rund 5.000 Kilometer lang.

Karriere hab ich gemacht, war toll, kann ich abhaken.

Eine gute Nachricht für jemanden, der umsteigen will

Dass sie während dieser Tour die Kündigung von ihrer Firma erhält, nutzt Christine Thürmer, um sich endgültig von ihrem alten Leben zu verabschieden. Sie gibt ihre Berliner Wohnung auf, verschenkt viele Besitztümer und verstaut den Rest in einem drei Quadratmeter großen Lagerabteil – von nun an ist sie sozusagen obdachlos und wandert. Wichtig ist ihr, dass sie keine Aussteigerin im klassischen Sinne ist, sondern Umsteigerin. Sie betont weiter: „Mir hat mein früheres Leben total Spaß gemacht, ich möchte es überhaupt nicht missen. Ich bin nicht aus Frust ausgestiegen!“

Früher „knallharte Karrierefrau“ ist ihr Dach über dem Kopf von nun an ein zirka ein Kilogramm schweres Einwandzelt. Frisches Wasser zum Waschen oder gar Duschen wird zum Luxusgut, selbst in Sachen Toilettenpapier wird improvisiert. Sie lebt so minimalistisch, dass sie allein dank ihrer Ersparnisse um die 90 Jahre alt werden könnte. Jede Tour wird akribisch durchgeplant, Excel-Listen helfen ihr dabei.

Zwischen ihren Reisen wohnt sie irgendwo in Berlin zur Untermiete. Erst seit Kurzem leistet sie sich eine kleine Wohnung weit draußen: „Plattenbau, marginal größer als mein Zelt, eine Notfallbasis“, erklärt sie. Ausschlaggebend dafür war, dass Christine Thürmer vor einer Tour doch mal krank wurde und zukünfig für alle Eventualitäten gewappnet sein wollte.

"Mit Frau Wotzka hab ich sehr viel Glück gehabt"

Bevor Christine Thürmer zu ihrer ersten Tour aufgebrochen ist, hat sie lange mit ihrer Kundenberaterin Hannelore Wotzka telefoniert. "Das Thema Krankenversicherung lag mir schwer im Magen", doch die SBK-Expertin hat sie bestens beraten. Sie erklärte ihr, dass man seine Mitgliedschaft aussetzen kann, wenn man stattdessen eine Auslandskrankenversicherung abschließt und den Auslandsaufenthalt nachweisen kann. "Kaum bin ich wieder in Deutschland - mein erster Anruf geht in der Regel an Frau Wotzka", erklärt Christine Thürmer schmunzelnd. Schließlich will sie immer so schnell wie möglich wieder bei der SBK versichert sein.

Das Wandern macht mich zu einem viel glücklicheren Menschen.

Das Besondere am Langstreckenwandern

Das Besondere am Langstreckenwandern: Während ihrer Wanderungen hat Christine Thürmer festgestellt, dass es sie persönlich glücklich macht. Sie kann nachdenken, über was sie möchte, auch über die großen Fragen des Lebens. So wie früher, als man noch jung war.
„Später bestimmt der Arbeitgeber über die intellektuellen Kapazitäten“, sagt sie. „Durch das Wandern habe ich mir den intellektuellen Freiraum zurückerobert.“

Und wie schafft man es, scheinbar mühelos einfach mal 30 bis 40 Kilometer am Tag zu laufen, sechs Tage pro Woche? „Wie Künstler in einen Schaffensrausch geraten, so gerate ich in einen Wanderrausch“, erklärt Thürmer den Flow, den sie beim Wandern spürt. In diesem selbstbestimmten Zustand ist sie weder über-, noch unterfordert und kann die Eindrücke eines Tages viel besser aufnehmen.

Ein wichtiger Begleiter während des Wanderns ist auch ihr Handy, das sie zur Routenplanung, zum Navigieren und Kontakthalten nutzt – und auf das sie ausreichend Hörbücher geladen hat. Von Krimis bis hin zu hoher Literatur ist alles dabei. Sie hatte sogar schon die Muße, sich das Nibelungenlied auf mittelhochdeutsch mit deutscher Übersetzung anzuhören. Damit sie ihr Handy auch zur eigenen Unterhaltung nutzen kann, gönnt sie sich einen einzigen Luxusgegenstand: eine Powerbank.

Vom Wandern, Radeln, Paddeln - und von Businessplänen

Heute – fast 15 Jahre nach ihrem ersten Trail – ist Wandern immer noch ihre Hauptbeschäftigung, inzwischen sind aber noch Radeln und Paddeln hinzugekommen.
„Nicht weil mir Wandern langweilig geworden wäre“, sagt sie – und da kommt wieder die Geschäftsfrau durch – „sondern weil ich meine Fähigkeit aus dem Job, Businesspläne zu erstellen, auf das Wandern übertragen habe.“ Die eigene Gesundheit wurde kurzerhand zu einer „kritischen Ressource“ erklärt und es mussten mögliche Alternativen her. So kam es zum Beispiel, dass sie trotz einer Knieverletzung eine Tour durch Schweden machen konnte – mit dem Kajak.

„Wenn jetzt eine andere spannende Aufgabe käme, würde ich die auch annehmen. Das Wandern aber nicht ganz sein lassen“, erklärt Christine Thürmer. Ein kleines bisschen umgestiegen ist sie ja bereits: War sie früher zehn Monate pro Jahr unterwegs, sind es heute nur noch sechs. Den Rest der Zeit schreibt sie Bücher und hält Vorträge. Gerade am Bücherschreiben hat sie die intellektuelle Herausforderung gereizt. „So wie ich mich immer als Unternehmenssaniererin gefragt habe, ob ich den Turnaround schaffe, hab ich mich jetzt gefragt, ob ich es schaffe, ein Buch zu schreiben, das erfolgreich ist. Erfolgreich sind Christine Thürmers Bücher allemal. Sowohl ihr Erstlingswerk „Laufen. Essen. Schlafen.“ als auch ihr zweites Buch „Wandern. Radeln. Paddeln.“ sind Bestseller geworden und haben sich insgesamt 100.000 Mal verkauft.

Meine Botschaft ist, dass man seine Träume verwirklichen soll!

„Leute, geht raus und lauft los!“

„Das Tolle am Langstreckenwandern ist, dass man keine Trainingspläne braucht, um sich auf eine Tour vorzubereiten“, erklärt Thürmer. Vorbereitungszeit sollte man nur in die Ausrüstung investieren, um das Rucksackgewicht bestmöglich zu optimieren.

Egal, ob Mann oder Frau, übergewichtig oder gertenschlank, alt oder jung, sportlich oder nicht: Wenn es nach Christine Thürmer geht, kann wirklich jeder eine Langstreckenwanderung unternehmen. Denn schließlich liegt die Fortbewegung zu Fuß in der Natur des Menschen. „Unser Körper ist nicht dafür ausgelegt, im Büro zu sitzen oder auf dem Stuhl zu hängen“, erklärt sie. Und „fit wird man unterwegs“.

Besonders auch Frauen möchte sie ermutigen, ihre Träume zu verwirklichen, sich nicht selbst im Weg zu stehen. Und weil man kaum großen Spitzenbelastungen ausgesetzt ist, spielt auch das Alter keine Rolle. Begeistert erzählt sie daher, dass sie einmal einen über 80-jährigen Langstreckenkollegen getroffen hat.

Unter sbk.org/langstreckenwandern finden Sie tolle Tipps zum Langstreckenwandern.

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