Hodenkrebs: Symptome und Ursachen

Wie Sie Hodenkrebs selbst ertasten können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt

Hodenkrebs ist die häufigste Tumorart bei jungen Männern. Dabei handelt es sich meist um eine Wucherung der Keimzellen, aus denen sich die Spermien bilden. Sie kann auch Nebenhoden und Samenleiter erfassen und sich in andere Bereiche des Körpers ausbreiten. Die gute Nachricht: Hodenkrebs hat, frühzeitig erkannt, gute Heilungschancen. Aus diesem Grund ist es bereits ab der Pubertät wichtig, die Hoden regelmäßig abzutasten. Erfahren Sie, wie Sie Hodenkrebs erkennen und ertasten können und welche Behandlung bei Hodenkrebs möglich ist.

Wie häufig ist Hodenkrebs?

Mit einem Anteil von 1,6 Prozent aller Neuerkrankungen an Krebs zählt Hodenkrebs zu den relativ seltenen Tumorarten. Allerdings ist Hodenkrebs bei Männern im Alter zwischen 20 und 44 Jahren die häufigste Krebserkrankung. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 37 Jahren. In 95 Prozent der Fälle ist nur einer der beiden Hoden betroffen.

Ursachen von Hodenkrebs

Die Ursachen für das Auftreten von Hodenkrebs sind bislang noch weitgehend unbekannt. Allerdings haben manche Männer ein erhöhtes Risiko, daran zu erkranken:

Risikofaktoren bei Hodenkrebs:

  • Zu den Risikofaktoren zählt ein angeborener Hodenhochstand. Wurde dieser noch im Säuglingsalter korrigiert, so verringert sich das Risiko, später zu erkranken.
  • Zur Risikogruppe für Hodenkrebs gehören auch Männer, die bereits an Hodenkrebs erkrankt waren, sowie Männer, die zeugungsunfähig sind.
  • Da auch Männer, bei denen engste Verwandte an Hodenkrebs erkrankt sind, häufiger betroffen sind, spielt erbliche Veranlagung eine Rolle.
  • Eine erhöhte Gefahr für Hodenkrebs besteht darüber hinaus für Männer mit dem Klinefelter-Syndrom. Das ist eine genetisch bedingte Störung, die zur Ausbildung von zwei statt einem X-Chromosom führt.

Da sich die bekannten Risikofaktoren nicht beeinflussen lassen, bleibt die wichtigste präventive Maßnahme die Früherkennung (siehe Selbstuntersuchung der Hoden).

Symptome bei Hodenkrebs

Erste Anzeichen sind tastbare Verhärtungen oder Schwellungen im Hodensack, die keine Schmerzen bereiten. Auch eine Vergrößerung eines Hodens kann einen Hinweis auf Hodenkrebs geben. Mitunter kommt es zu einer Flüssigkeitsansammlung im Hodensack, einer sogenannten Hydrozele. Dies kann zu einem Ziehen und Schweregefühl in dem betroffenen Hoden sowie in der Leistenregion führen. Im weiter fortgeschrittenen Stadium können Schmerzen im Bereich des unteren Rückens auftreten. Dazu kann es kommen, wenn sich durch den Hodenkrebs bestimmte Lymphknoten vergrößern. Da manche Hodentumoren Hormone produzieren, können in einigen Fällen auch Schmerzen oder Schwellungen im Bereich der Brüste auftreten (Gynäkomastie).

Hodenkrebs-Vorsorge: Selbstuntersuchung der Hoden

80 Prozent der Männer erkennen Hodenkrebs selbst. Sie ertasten den Hodenkrebs durch Selbstuntersuchung: So kann der Hodenkrebs frühzeitig therapiert werden und es bestehen gute Heilungschancen. Am besten sollten es sich also bereits Heranwachsende ab der Pubertät zur Routine machen, die Hoden regelmäßig abzutasten: Jungen und Männern zwischen 14 und 45 Jahren wird der monatliche „Hodencheck“ empfohlen.

Das klappt am besten unter der Dusche oder in der Badewanne, denn dann entspannt sich das Hodengewebe durch die Wärme.

  • Hodensack und Hoden mit geöffneten Handflächen halten
  • Beide Hoden von unten abtasten und leicht auf und ab bewegen
  • Jeden Hoden einzeln zwischen Daumen sowie Zeige- und Mittelfinger hin und her rollen
  • Im Spiegel prüfen, ob eine Schwellung im Bereich des Hodensacks auffällig ist

Mehr Infos und Tipps dazu gibt es auf hodencheck.de und checkdichselbst.de.

Hodenuntersuchung: Wann zum Arzt?

Selbst eine vermeintlich banale Auffälligkeit sollten Sie keinesfalls auf sich beruhen lassen. Ergibt sich bei der Selbstuntersuchung auch nur der kleinste Verdacht auf Hodenkrebs, vereinbaren Sie umgehend einen Termin mit einer Urologin oder einem Urologen. So kann fachkundig mithilfe einer Tast- und Ultraschalluntersuchung abklärt werden, ob weitere diagnostische Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Blutuntersuchung, durchgeführt werden sollten.

Gut zu wissen: Ab 45 Jahren können Männer im Rahmen der gesetzlichen Krebsfrüherkennung einmal jährlich Ihre Prostata, sowie die äußeren Geschlechtsorgane mit den dazugehörigen Lymphknoten, in einer urologischen Praxis untersuchen lassen.

Verdacht auf Hodenkrebs

Besteht nach dem Tastbefund ein Verdacht auf Hodenkrebs, werden die Ärztin oder der Arzt die Hoden per Ultraschall untersuchen. In der Regel werden dabei auch angrenzende Organe im Bauchraum überprüft. So wird ein möglicherweise vorhandener Tumor bildlich erfasst und auch seine Ausbreitung sichtbar. Mit einer Blutuntersuchung im Labor lassen sich darüber hinaus sogenannte Tumormarker identifizieren. Das sind Eiweißstoffe, die von den Tumorzellen bei Hodenkrebs verstärkt gebildet werden. Die Werte helfen sowohl bei der Diagnose als auch bei der Prognose zum Verlauf der Erkrankung sowie bei der Einschätzung, welche Form von Hodenkrebs vorliegt (siehe Kasten). Besteht nach diesen Untersuchungen der Verdacht auf Hodenkrebs, wird der betreffende Hoden durch einen kleinen Schnitt in der Leiste operativ freigelegt. In der Regel kann die operierende Ärztin oder der operierende Arzt mit dem Auge erkennen, ob es sich um einen bösartigen Tumor handelt. Ist die Blickdiagnose nicht eindeutig, wird zunächst eine Gewebeprobe aus dem Tumor zur schnellen mikroskopischen Untersuchung entnommen.

Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglichen zu prüfen, ob sich ein bestehender Tumor eventuell vom Hodengewebe aus verbreitet hat.

Seminom oder Nicht-Seminom

Bei Hodentumoren werden zwei Formen unterschieden:

  • 93 Prozent sind Seminome oder „Keimzelltumoren“, die von den samen-produzierenden Keimzellen im Hoden ausgehen.
  • 7 Prozent sind Nicht-Seminome, verschiedene Tumorarten, die von unterschiedlichen Geweben des Hodens und seiner Entwicklungsvorstufen ausgehen.

Behandlung von Hodenkrebs

Zunächst wird der erkrankte Hoden samt Samenstrang im Rahmen einer sogenannten Orchiektomie operativ entfernt. Falls gewünscht, kann der entfernte Hoden durch eine Hodenprothese ersetzt werden. Sie sieht aus wie ein natürlicher Hoden und fühlt sich auch so an.

Wie die Behandlung nach der OP weitergeht, ist abhängig von der Tumorart und dem Tumorstadium.

Wenn sich der Tumor noch nicht ausgebreitet hat, bestehen nach der Operation in den meisten Fällen drei Behandlungsmöglichkeiten:

  • Eine Überwachungsstrategie („Surveillance“): ein Abwarten bei Beobachten der Situation durch regelmäßige Kontrollen
  • Eine Bestrahlung
  • Eine Chemotherapie

Der Patient wird beraten, wie hoch sein durchschnittliches Rückfallrisiko mit der einen oder anderen Methode ist, und kann mitentscheiden. Da die meisten Betroffenen eine gute Prognose haben, geht es dabei nicht nur um größtmögliche Sicherheit vor einem Rückfall, sondern auch um die spätere Lebensqualität.

Da Hodenkrebs eine seltene Erkrankung ist und viele Praxen oder Kliniken wenig Erfahrung sammeln können, steht seit 2006 das kostenfreie Zweitmeinungsnetzwerk eKonsil Hodentumor zur Verfügung. Darüber können Ärzte bei Diagnose von Hodentumoren die Patientendaten und ihre eigene Therapieplanung anonymisiert übermitteln. Die Zweitmeinungszentren sind auf die Behandlung von Hodenkrebs spezialisiert und versichern den einsendenden Ärztinnen und Ärzten, dass der erstellte Behandlungsplan richtig ist, oder unterstützen sie bei einer Anpassung.

Wenn der Tumor operativ nicht vollständig entfernt werden konnte, sich bereits ausgedehnt hat oder später wieder auftritt, kommen weitere Therapiestrategien in Betracht, die ebenfalls im Zweitmeinungsnetzwerk besprochen werden können. Wichtig zu wissen: Die meisten Männer mit Hodenkrebs können geheilt werden, selbst wenn der Tumor bereits Metastasen gebildet hat!

Zeugungsfähig trotz Hodenkrebs

Die Entfernung eines einzelnen Hodens an sich wirkt sich normalerweise nicht auf die Fruchtbarkeit oder die Potenz aus: Der verbliebene Hoden übernimmt die Aufgaben des entfernten Hodens – es werden weiter Spermien produziert. In der Regel haben Männer mit einem Hoden auch weiterhin Erektionen und erleben Orgasmen.

Allerdings schränkt eine Hodenkrebserkrankung die Fruchtbarkeit ein: Zum Zeitpunkt der Diagnose liegt bei der Hälfte der Betroffenen bereits eine eingeschränkte Zeugungsfähigkeit vor, denn auch der gesunde Hoden bildet aus bislang unbekannten Gründen weniger Samen. Durch die Behandlung, insbesondere bei Chemo- oder Strahlentherapie, kann die Zeugungsfähigkeit zeitweise oder dauerhaft noch weiter beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund bietet die SBK Betroffenen die Möglichkeit, vor der Operation, spätestens jedoch vor einer möglicherweise notwendigen Strahlen- oder Chemotherapie, Samen in einer Samenbank durch Tieffrieren konservieren zu lassen. Das Verfahren nennt sich Kryokonservierung. Rund ein Jahr nachdem die Therapie abgeschlossen ist, wird untersucht, ob der verbliebene Hoden ausreichend zeugungsfähige Spermien bildet. Ist das nicht der Fall, kann bei Kinderwunsch das konservierte Sperma aufgetaut und zur künstlichen Befruchtung eingesetzt werden.

Ist Hodenkrebs ansteckend?

Bei Hodenkrebs werden beim Sex keine Krebszellen übertragen. Die Krankheit ist keine Infektion und somit nicht ansteckend. Allerdings sollten Patienten mit Hodenkrebs während einer Chemotherapie beim Geschlechtsverkehr Kondome verwenden, um die Partnerin oder den Partner vor Medikamenten zu schützen, die im Sperma enthalten sein können.

Zu wenig Testosteron?

Bei manchen Männern bildet der verbleibende Hoden zu wenig männliches Geschlechtshormon, das Testosteron. Dies kann die Lebensqualität betroffener Männer durch sexuelle Antriebslosigkeit, aber auch Übergewicht oder Bluthochdruck einschränken. Der Hormonmangel lässt sich jedoch mit Medikamenten ausgleichen und dessen Folgen damit vermeiden.

Nachsorge bei Hodenkrebs

Nach erfolgreicher Behandlung sind Rückfälle bei Hodenkrebs zwar selten, dennoch ist eine engmaschige Nachsorge für alle Hodenkrebspatienten unentbehrlich. In den ersten zwei Jahren nach der Therapie werden die Betroffenen meist im Abstand von drei Monaten untersucht. Die Nachsorge umfasst eine Ultraschalluntersuchung des verbliebenen Hodens, eine körperliche Untersuchung und eine Blutentnahme mit Bestimmung von Tumormarkern und Hormonen. Wie häufig Röntgen und CT-Untersuchungen notwendig sind, orientiert sich an dem anfänglichen Befund und dem Umfang der Tumortherapie. Nach dem fünften Nachsorgejahr ist bei unauffälligem Verlauf in der Regel nur noch eine jährliche Untersuchung ohne weitere röntgenologische Kontrollen bei einer Urologin oder einem Urologen notwendig.

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