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Homeschooling und digitales Lernen als Herausforderung und Chance

Wie sollten wir und unsere Kinder mit digitalen Medien umgehen? Steffen Heil, Medienexperte und Vorstand der Auerbach Stiftung, spricht über Herausforderungen und Chancen im Coronajahr – und darüber hinaus.

Artikel nach Kategorien filtern #Kampagne #Video #Work-Life-Balance #Coronavirus #Familie #Eltern #Job #Kinder & Jugendliche

Welche Rolle digitale Medien in der Schule spielen sollen und unter welchen Bedingungen digitales Lernen funktionieren kann, das war bisher oft eine recht theoretische Diskussion. Praktisch ist digitaler Unterricht in vielen Schulen eher die Ausnahme als erprobte Praxis – oftmals fehlt es vor Ort zum Beispiel an geeigneten Computern oder Laptops.

Stattdessen dienten digitale Medien überwiegend der Unterhaltung und der privaten Kommunikation. Sie für Homeschooling einzusetzen, hielten viele für unmöglich. Steffen Heil von der Auerbach Stiftung berichtet von Vorbehalten: „Ich höre von Eltern immer wieder: ,Das geht doch nicht, Kinder müssen in der Schule unterrichtet werden, sie brauchen den sozialen Austausch.“

Krisen machen kreativ – wie die Lösungen zum Homeschooling zeigen

Doch in der Coronasituation stellt sich die Frage, ob Homeschooling und digitales Lernen funktionieren können, gar nicht mehr. Plötzlich sind die neuen Lernformen notwendig, damit der Schulunterricht überhaupt stattfinden kann. In der Zeit vor dem Coronavirus hätte sich niemand vorstellen können, dass eine solche Umstellung von heute auf morgen überhaupt gelingen kann. Die Erfahrung der Coronazeit zeige hingegen, „dass viele Menschen gerade in Krisenzeiten kreative Lösungen finden – weil sie es müssen“, so Steffen Heil.

Die von Tjark Auerbach im Jahr 2005 gegründete Auerbach Stiftung engagiert sich für eine gesunde Mediennutzung. Sie entwickelt kreative Produkte für die maßvolle Nutzung von Handy und Co. und stellt diese Kindern, Familien und Erziehern zur Verfügung. Außerdem unterstützt sie Partnerprojekte im Bereich der Medienpädagogik und hat zwei Professuren im Forschungskontext „Schutz persönlicher Daten“ ins Leben gerufen.

Digitales Lernen verändert gewohnte Abläufe

Natürlich läuft eine solche Umstellung nicht reibungslos ab, das weiß auch Heil zu berichten. Er plädiert daher dafür, „dass wir insgesamt ein Gefühl dafür entwickeln, wo die Fallstricke der digitalen Bildung liegen“. So fehlten beispielsweise die bekannten Abläufe, das Setting sei völlig anders: Kinder machen sich üblicherweise morgens auf den Weg zur Schule, dort treffen sie ihre Klassenkameraden, begeben sich ins Klassenzimmer, wo dann mit dem Erscheinen der Lehrperson der Unterricht beginnt. Digitaler Unterricht dagegen geht sofort los, ohne all diese vorbereitenden Schritte – eine völlig neue Situation.

Auch Lehrerinnen und Lehrer stellt Homeschooling vor neue Herausforderungen. Sie müssen sich ebenfalls mit der Situation arrangieren, die geeignete Technik einrichten und sich eine neue Form des Lehrens, vollkommen ohne physische Präsenz im Klassenraum, aneignen. Sie haben beispielsweise nicht wie gewohnt die ganze Klasse im Blick, die Technik funktioniert nicht immer wie gewünscht und das Feedback der Schülerinnen und Schüler ist weniger direkt spürbar. Nicht zuletzt kommt auch auf Eltern eine neue Aufgabe zu: Oft müssen sie sich gleichzeitig um Beruf, Haushalt und um den Unterricht in den eigenen vier Wänden kümmern – ein echter Kraftakt.

Doch was folgt für Steffen Heil aus diesen Beobachtungen? Wie gehen Schüler, Lehrer und Eltern am besten mit diesen „Fallstricken“ um? Und welche Rolle sollten digitales Lernen und Arbeiten künftig in unserem Leben spielen?

Digitales Lernen erfordert Offenheit – und weniger Perfektionismus

Steffen Heil rät, den neuen Lernformen mit Offenheit zu begegnen. „Wir sollten weg vom perfektionistischen Anspruch, dass das nun rasch alles klappen muss. Wir alle brauchen stattdessen noch viel mehr Praxiserfahrungen im Umgang mit der digitalen Bildung und müssen herausfinden, wo digitale Bildung für uns persönlich funktioniert und wo eben nicht.“ Dazu ist es für Heil wünschenswert, sich auf die neuen Formen des Lernens aktiv einzulassen: „Akzeptanz, Toleranz und Entdeckergeist, wie digitales Lernen funktionieren kann, sind die Eigenschaften, die ich Lehrern, Eltern und Kindern wünsche.“ Gleichzeitig sollten alle Beteiligten Verständnis für die neue Situation entgegenbringen und sich bewusst darüber sein, dass es für alle eine Herausforderung ist, sich auf die Veränderungen einzulassen.

Der Lernort Schule bleibt – aber digitale Bildung eröffnet völlig neue Chancen

Wird digitales Lernen nun zum Modell für den Schulunterricht der Zukunft? Steffen Heil meint: „Digitaler Unterricht ersetzt den Lernort Schule nicht. Bestenfalls ergänzt er den Schulunterricht. In Zeiten wie Corona kann digitaler Unterricht eine gute, zweitbeste Lösung des Unterrichts sein.“

Allerdings böte digitale Bildung auch völlig neue Chancen: So könnte zum Beispiel ein Kind, das längere Zeit krank ist und sich zu Hause erholt, am Unterricht teilnehmen. Auch in ländlichen Regionen könnte digitale Bildung unterstützen, insbesondere gilt dies für außerschulische Lernangebote die physisch an weiter entfernten Orten angeboten werden. So bräuchten Schülerinnen und Schüler nicht kilometerlange Wege zurückzulegen, sondern könnten so auch an diesen Lernangeboten von zu Hause aus teilnehmen. Lerngruppen mit Schülern aus verschiedenen Städten wären ebenfalls möglich. Gerade in den außerschulischen Bildungsangeboten sieht Steffen Heil große Chancen, denn sie können ortsunabhängig genutzt werden. Insofern können sie auch zu mehr Chancengleichheit führen, da sie Barrieren abbauen.

„Wir haben noch kaum erkannt, welche Chancen digitale Kommunikation uns bieten kann“, fasst Steffen Heil seine Erkenntnisse zusammen. „Völlig unabhängig von Corona sollten wir uns jedoch aktiv darauf einlassen und unsere Praxiserfahrungen aus diesen herausfordernden Zeiten für die Zukunft nutzen.“

Steffen Heil, Vorstand der Auerbach Stiftung empfiehlt, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Regeln für die Mediennutzung:

0 bis 3 Jahre:Kinder sollten weder aktiv noch passiv mit Bildschirmmedien in Berührung kommen
bis 6 Jahre:maximal 30 Minuten Bildschirmzeit pro Tag
bis 10 Jahre:maximal 45 Minuten pro Tag 
bis 12 Jahre:maximal 60 Minuten pro Tag

Mehr Tipps von Steffen Heil, was Sie für einen gesunden Umgang Ihrer Kinder mit Medien tun können, erhalten Sie in diesem Video.

Vorsorge und Prävention für Kinder

Die SBK bietet Ihnen zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen für die gesunde Entwicklung Ihres Kindes. Im Rahmen der sogenannten U- und J-Untersuchungen untersucht der Kinderarzt Ihr Kind altersspezifisch und gründlich. So haben Sie die Sicherheit, dass sich Ihr Nachwuchs optimal entwickeln kann. Entdecken Sie hier alle Vorsorge-Leistungen der SBK für Kinder.

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