Mehr Ruhe im Kopf: Wege aus dem Overthinking
Tipps, wie Sie das Dauergrübeln beenden können und im Hier und Jetzt leben

Sie wollen eigentlich schlafen, aber Ihr Kopf ist noch im Büro: War das Gespräch mit dem Kollegen seltsam? Haben Sie zu überrascht reagiert, als er sein Alter nannte? Ist er jetzt beleidigt? Und hat er anderen davon erzählt? Gedanken wie diese können sich endlos wiederholen. Genau das beschreibt, was man heute „Overthinking“ nennt.
Was ursprünglich ein englischer Begriff für übermäßiges Nachdenken war, hat längst Einzug in unseren Alltag und in die sozialen Medien gehalten. Millionen Menschen berichten auf TikTok oder Instagram über die Endlosschleifen in ihrem Kopf. Oft sogar voller Stolz. Dabei kann Overthinking ganz schön belastend sein.

Zur Person:
Unsere Expertin ist Dr. Marlene Heckl, Ärztin im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie. Sie finden Dr. Heckl auch unter
Overthinking - wenn der Kopf immer „an“ ist
„Overthinking ist ein übertriebenes, sich wiederholendes Nachdenken“, erklärt Dr. Marlene Heckl. „Typisch ist, dass man sich in Sorgen über Vergangenes oder Zukünftiges verliert, ohne wirklich weiterzukommen.“ Im Gegensatz zu normalem Nachdenken fehlt beim Overthinking der innere „Ausschaltknopf“. Die Gedanken sind nicht lösungsorientiert, sondern kreisen um Ängste, Zweifel oder Schuldgefühle.
Neurobiologisch lässt sich das gut erklären: Beim Overthinking ist das „Default Mode Network“ im Gehirn überaktiv. Hierbei handelt es sich um ein System, das eigentlich in der Ruhephase runterschalten sollte. Es ist die Schaltzentrale für Planung und Kontrolle. Auch das limbische System, zuständig für Emotionen, ist beteiligt. „Diese Gedankenkreise können sich mit der Zeit regelrecht im Gehirn einprägen“, so Heckl. „Je öfter man sie denkt, desto stärker vernetzen sich diese Denkmuster, und desto schwerer fällt es, wieder auszusteigen.“
Warum manche nie abschalten – und andere leichter loslassen
Nicht jeder Mensch neigt gleichermaßen zum Overthinking. „Manche haben von Natur aus eine eher ängstliche oder perfektionistische Persönlichkeit und überdenken vieles häufiger“, sagt Heckl. Auch die Erziehung spielt eine Rolle. Wer als Kind gelernt hat, immer alles richtig machen zu müssen, trägt diesen Anspruch oft auch im Erwachsenenleben. Und natürlich haben auch aktuelle Belastungen Einfluss wie beispielsweise Stress. Andere Menschen können dagegen leichter loslassen. Sie vertrauen stärker auf ihr Bauchgefühl und nehmen Gedanken weniger persönlich. Statt sich im Kopfkino zu verlieren, lenken sie ihre Aufmerksamkeit schneller auf das, was sich im Moment beeinflussen lässt.
Zwischen Verständnis und Verstärkung: Overthinking auf Social Media
Auf Plattformen wie Instagram oder TikTok wirkt Overthinking fast wie ein Trend: Es wird geteilt, betitelt, kommentiert – manchmal humorvoll, manchmal ernst. Das kann kurzfristig entlastend sein, findet Heckl: „Viele Menschen fühlen sich durch Posts oder Memes zum Thema verstanden. Das kann helfen, sich weniger allein zu fühlen.“ Gleichzeitig birgt die Dauerpräsenz in digitalen Räumen aber Risiken. Der ständige Vergleich mit anderen und das Gefühl, mithalten zu müssen, befeuern den inneren Monolog. Hinzu kommt die Reizüberflutung durch Nachrichten, Bilder und Videos. „Wer ständig sieht, wie scheinbar perfekt andere ihr Leben im Griff haben, fängt leicht an zu zweifeln und denkt noch mehr darüber nach“, so Heckl. Ihr Rat: bewusster Medienkonsum. Es kann helfen, feste Zeiten für Social Media einzuplanen und zwischendurch digitale Pausen einzulegen. So bleibt mehr Raum für reale Erlebnisse und Gedanken, die nicht ständig im Vergleich zu anderen stehen.
Erste Hilfe bei Overthinking
Wer aus dem Overthinking aussteigen möchte, kann schon mit kleinen Schritten beginnen. „Es gibt verschiedene einfache Techniken, die helfen können, den Kopf zu beruhigen und wieder ins Hier und Jetzt zu kommen“, so Heckl.
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