Morbus Crohn: So erkennen Sie die entzündliche Darmkrankheit

Wir sagen Ihnen, was Sie über Morbus Crohn wissen sollten und wie die Krankheit behandelt werden kann.

Foto: Photodjo/iStock

Starke Bauchkrämpfe, Durchfall und Erbrechen – oft über Wochen hinweg. Morbus Crohn zählt zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. 0,1 bis 0,2 Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen – zum ersten Mal meist zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr. Welche Symptome auf Morbus Crohn hindeuten und welche Therapien möglich sind, klären wir für Sie in diesem Artikel. Unterstützt werden wir dabei von Dr. Gabriele Stumm, der ärztlichen Leiterin bei 4sigma – Anbieter von Gesundheitsservices und Partner der SBK.

Inhaltsverzeichnis:

    Was ist Morbus Crohn?

    Bei Morbus Crohn handelt es sich um eine chronische Entzündung des Magen-Darm-Traktes. Von der Mundhöhle bis zum After kann das gesamte Verdauungssystem betroffen sein. Meist tritt die Erkrankung aber im unteren  Dünndarm (Ileum) oder im oberen Abschnitt des Dickdarms (Kolon) auf. Die Entzündung kann dabei die ganze Darmwand befallen – auch die tieferen Schichten. Der Verlauf von Morbus Crohn ist von Person zu Person unterschiedlich, in der Regel zeigt sich die Krankheit jedoch in Schüben. Auf beschwerdefreie Phasen folgen auch rasch nacheinander starke Entzündungsattacken.

    Welche Symptome ruft Morbus Crohn hervor?

    „Vor allem zu Beginn der Krankheit können die Beschwerden sehr unterschiedlich sein, sie führen daher manchmal etwas verspätet zur richtigen Diagnose“, erklärt Dr. Gabriele Stumm. „Krampfartige Bauchschmerzen, oft im rechten Unterbauch, meist einige Zeit nach dem Essen, Blähungen und Durchfall kündigen den Beginn eines Schubes an. Ein anhaltender wässriger oder breiiger Durchfall mit Gewichtsverlust und manchmal Fieber kennzeichnen dessen Höhepunkt“, beschreibt sie die Symptome von Morbus Crohn weiter.

    Wird Morbus Crohn nicht behandelt, kann der Darm aufgrund der ständigen Entzündungen dauerhaft Schaden nehmen. Zu den Folgeerscheinungen gehören:

    • Verengungen (Stenosen): Sie entstehen, wenn die entzündete Darmschleimhaut geschwollen ist oder mit der Zeit vernarbt.
    • Fisteln: Diese krankhaften Verbindungsgänge bilden sich entweder zwischen zwei Darmschlingen oder vom Darm zur Hautoberfläche oder zu anderen Organen.
    • Abszesse: Wenn verstopfte Fistelgänge sich infizieren und entzünden, kann es zu schmerzhaften Eiteransammlungen kommen.

    Wichtig: Morbus Crohn betrifft zwar vorwiegend den Verdauungstrakt, vielfach können aber auch Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Bereichs hinzukommen. Dazu gehören:

    • Rücken- oder Gelenkschmerzen
    • entzündliche Hautveränderungen
    • Schlappheit und Müdigkeit aufgrund von Nährstoffmangel
    • Augenentzündungen
    • Erkrankungen der Leber und Galle
    • Nierensteine

    Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

    Die Diagnose von Morbus Crohn ist nicht immer leicht, oft langwierig und sollte am besten in einer gastroenterologischen Fachpraxis erfolgen. Dabei erfragt die Ärztin oder der Arzt zunächst mögliche Symptome und deren Verlauf und tastet anschließend den Bauchraum gründlich ab. Eine Verhärtung im rechten Unterbauch ist oft ein Hinweis auf Morbus Crohn. Weitere Untersuchungen helfen die Diagnose abzusichern und andere Krankheiten, wie das Reizdarmsyndrom, auszuschließen. Dazu gehören:

    • Blut- und Stuhltests: Verschiedene Entzündungsmarker im Blut und Stuhl geben Aufschluss über Entzündungsaktivitäten im Körper. Eine mikrobiologische Stuhluntersuchung dient zudem dem Ausschluss schädlicher Bakterien und Parasiten.
    • Ultraschall (Sonographie): Mit dieser Untersuchung können entzündete Dünn- und Dickdarmsegmente sowie Einengungen und Abszesse gut identifiziert werden.
    • Darmspiegelung (Koloskopie): Dabei werden gleichzeitig Gewebeproben entnommen, um bösartige Veränderungen auszuschließen. Auch Fisteln oder Einengungen lassen sich bei der Darmspiegelung feststellen. Mehr zur Koloskopie erfahren Sie hier.

    Was sind die Ursachen – warum erkranken Menschen an Morbus Crohn?

    Erstmals näher beschrieben hat die Krankheit im Jahr 1932 der US-amerikanische Arzt Burrill Bernard Crohn. Doch bis heute ist nicht bis ins letzte Detail geklärt, wie genau sie entsteht. Dr. Gabriele Stumm geht, wie große Teile der Medizin, davon aus, dass bei Morbus Crohn mehrere Faktoren beteiligt sind. „Genetische Veränderungen machen empfänglicher, weitere Auslöser führen zum Ausbruch der Krankheit oder sorgen dafür, dass sie bestehen bleibt. Insbesondere die Zusammensetzung der Darmbakterien scheint eine wichtige Rolle zu spielen. Doch noch ist nicht klar, ob die Veränderung der Darmflora eine der Folgen oder eine der Ursachen des Morbus Crohn ist. Ähnliches gilt für Veränderungen der Darmschleimhaut: Ist diese Barriere geschwächt, dringen Bakterien ein, das Immunsystem wird alarmiert und eine chronische Entzündung ausgelöst“, erklärt sie.

    Auch das Lebensumfeld und die Ernährung haben offenbar Einfluss auf Morbus Crohn. Die Darmerkrankung tritt insbesondere in Ländern mit westlichem Lebensstil auf. Menschen, die höhere Mengen an tierischem Eiweiß, Zucker, aber auch Fisch und Muscheln konsumieren, haben ein höheres Risiko. Doppelt so häufig sind Personen betroffen, die rauchen.

    Welche Möglichkeiten der Therapie gibt es?

    Heilen lässt sich Morbus Crohn leider nicht. „Es gibt jedoch eine Reihe unterschiedlicher Behandlungsmöglichkeiten, mit denen sich die Beschwerden wirksam und langfristig lindern lassen“, sagt Dr. Stumm. Je nach Ausprägung der Erkrankung, den betroffenen Abschnitten und eventuellen Komplikationen wird eine individuelle Therapie gegen Morbus Crohn empfohlen.

    Hierfür stehen verschiedene Medikamente, teilweise miteinander kombiniert, zur Verfügung. Dazu zählen entzündungshemmende Mittel, während eines Schubs und danach auch Kortisonpräparat oder Immunsuppressiva, die das Immunsystem und damit allgemeine Abwehrreaktionen des Körpers unterdrücken. Auch Biologika, das heißt auf bestimmte Abwehrreaktionen des Körpers zielgerichtete Immunsuppressiva, kommen zum Einsatz.

    Neben der medikamentösen Behandlung können Betroffene auch selbst etwas gegen die Krankheitsschübe tun: Dazu gehört, auf das Rauchen zu verzichten, sich ausreichend zu bewegen und einen gesunden Umgang mit Stresssituationen zu beherrschen. Darüber hinaus sollte besonderes Augenmerk auf die Ernährung gelegt werden.

    Wie kann die richtige Ernährung Morbus Crohn beeinflussen?

    In beschwerdefreien Zeiten (Remissionsphase) hilft eine antientzündliche Ernährung, das Darmimmunsystem zu stärken und möglicherweise auch die Remissionsphase zu verlängern. Betroffene essen jetzt in mehreren kleinen Portionen über den Tag verteilt:

    • frisches Obst und Gemüse
    • gesunde Fette, zum Beispiel aus Nüssen und Samen
    • Vollkornprodukte
    • Hülsenfrüchte
    • Milch und Milchprodukte, soweit keine Laktoseintoleranz vorliegt

    Wichtig: Auf den Verzehr von rotem Fleisch, wie Schwein, Rind und Lamm, sollte verzichtet werden. Ebenso ist der Konsum zucker- sowie süßstoffhaltiger Getränke einschließlich Säfte einzuschränken. Stark verarbeitete Lebensmittel und Fast Food sollten ebenfalls vom Teller verbannt werden.

    In der Akutphase ist es erforderlich, den Darm zu entlasten und trotzdem genügend Nährstoffe, Kalorien und Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Statt ballaststoffreicher Lebensmittel wählen Betroffene jetzt am besten leicht verdauliches Essen, wie:

    • milde Gemüsesuppen
    • Obstkompott
    • weiße Nudeln, weißen Reis oder Kartoffeln
    • Grieß- oder Reisflockenbrei
    • Weiß- statt Vollkornbrot
    • stilles Mineralwasser, Kräutertee – etwa Anis, Fenchel, Kümmel oder Kamille – sowie dünnen schwarzen Tee

    Bei einem starken Schub kann Trinknahrung für die ausreichende Nährstoffzufuhr sorgen.

    Tritt Morbus Crohn bereits im Kindesalter auf?

    „Bei bis zu einem Viertel der Betroffenen tritt die Erkrankung erstmals bereits vor dem 18., nicht selten sogar vor dem 10. Lebensjahr auf“, erklärt Dr. Gabriele Stumm. Welche Faktoren hierbei genau zum Ausbruch der Krankheit führen, ist noch nicht aufgeklärt, eine genetische Veranlagung spielt laut Experten aber eine größere Rolle als bei Erwachsenen. Auch bei den Symptomen des Morbus Crohn gibt es Unterschiede: Bei Kindern und Jugendlichen sind Mund, Speiseröhre oder Magen häufiger betroffen als bei Erwachsenen, auch schreitet die Erkrankung schneller voran. „Daher sind eine schnelle Diagnosestellung und ein zügiger Beginn einer wirksamen Therapie umso wichtiger. Denn nur so können Folge- oder auch Gedeihstörungen vermieden werden“, appelliert die ärztliche Leiterin.

    Sie möchten mehr über Morbus Crohn und weitere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) erfahren? Detaillierte Informationen erhalten Sie vom Kompetenznetzwerk Darmerkrankungen sowie dem Portal „Leben mit CED“.

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