Highscore geknackt? Weniger ist besser!

Das kann der Nutri-Score

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Ernährung und Gesundheit – diese zwei Themen sind fest miteinander verbunden. Wer ausgewogen isst, fühlt sich fitter und ist weniger anfällig für Krankheiten. Mit der richtigen Ernährung können wir sogar Heilungsprozesse günstig beeinflussen. Damit sich alle Einkaufenden noch einfacher für gesunde Lebensmittel entscheiden können, gibt es den Nutri-Score.

Die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Mit dem Nutri-Score können Lebensmittel innerhalb einer Produktkategorie auf einen Blick miteinander verglichen werden. Zum Beispiel zwei verschiedene Joghurts.
  • Das Konzept basiert auf wissenschaftlicher Forschung und wird bereits seit 2017 in Frankreich eingesetzt.
  • Mit der Kennzeichnung werden Produkte mit mehreren Zutaten ausgezeichnet. Zum Beispiel Pizza, Brötchen oder Cerealien. Für unverarbeitete Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse eignet sich der Nutri-Score nicht.
  • Zur Berechnung des Nutri-Scores werden gesunde Inhaltsstoffe wie der Anteil an Obst und Gemüse mit eher ungesunden Nährstoffen wie Fett und Zucker verrechnet.

Welche Aufgabe hat der Nutri-Score?

Mal eben noch einen Joghurt eingepackt – wer sich hier schnell entscheiden möchte, steht vor einer Herausforderung: Schon Klassiker wie Erdbeerjoghurt gibt es von zahlreichen Herstellern. Manche mit extra viel Frucht, manche mit weniger Zucker oder weniger Kalorien. Gleich daneben lockt der proteinreiche Fitness-Joghurt und etwas weiter links die vegane Alternative.

Allein dieses Beispiel zeigt deutlich: Beim Einkaufen begegnen uns immer wieder neue Geschmackssorten, Produktvarianten und Erfindungen. Wie behalten wir in diesem Dschungel den Durchblick? Und vor allem: Wie können wir bei all den Joghurts noch die gesünderen von den weniger gesunden Produkten unterscheiden? Genau dabei soll der Nutri-Score helfen.

Der Name macht deutlich, worum es beim Nutri-Score geht: Nutri steht für das englische Wort „Nutrition“, was auf Deutsch Ernährung heißt. Der Begriff Score ist uns aus dem Sport bekannt und bezeichnet ein Ergebnis. Mit dem Nutri-Score werden demnach Lebensmittel bewertet – und zwar auf einer 5-stufigen Skala. Für eine eher vorteilhafte Nährstoffzusammensetzung gibt es ein grünes A. Überwiegen ungesündere Nährstoffe wird das Produkt mit einem roten E gekennzeichnet. „Der Nutri-Score kombiniert verschiedene Eigenschaften eines Produkts. Negative Aspekte sind zum Beispiel der Zucker- und Salzgehalt, positiv ins Gewicht fallen Eigenschaften wie der Obst- und Gemüseanteil sowie Ballaststoffe“, erklärt Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Wie wird der Nutri-Score berechnet?

Die Berechnung des Nutri-Scores erfolgt in drei Schritten:

  • Als Erstes werden die Inhaltsstoffe berücksichtigt, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken können. Dazu gehört der Anteil pro 100 Gramm an Kalorien, Zucker, Salz und gesättigten Fettsäuren. Für jedes Kriterium gibt es eine Punktzahl.
  • Im Anschluss werden auch die gesünderen Inhaltsstoffe wie Eiweiß, Ballaststoffe, Gemüse, Obst und Nüsse mit Punkten bewertet.
  • Im letzten Schritt werden die beiden Zwischenergebnisse miteinander verrechnet. Die Gesamtpunktzahl liegt zwischen -15 und 40 Punkten. Je niedriger das Ergebnis ausfällt, desto besser schneidet das Produkt bei der Einordnung in den Nutri-Score ab.

Welche Produkte können mit dem Nutri-Score bewertet werden?

Die Bewertung per Nutri-Score bezieht sich immer auf 100 Gramm beziehungsweise 100 Milliliter eines Produkts. So können Lebensmittel aus der gleichen Kategorie miteinander verglichen werden. Für welche Produkte ist die Kennzeichnung überhaupt gedacht? Im Prinzip für alle verarbeiteten Lebensmittel mit mehreren Zutaten. Chips, Müsli, Pommes oder Aufbackbrötchen sind typische Beispiele. Auch Tiefkühlpizzen können mit dem Nutri-Score bewertet werden: „Hier kann positiv ins Gewicht fallen, wenn der Teig aus Vollkornmehl besteht oder wenn der Belag einen hohen Gemüseanteil hat. Negativ gewichtet werden fetthaltige Beläge oder ein hoher Salzgehalt“, erzählt Jana Fischer.

Wie hilft der Nutri-Score bei einer gesunden Ernährung?

Nach Verrechnung der gesünderen und ungesünderen Nährstoffe kann es passieren, dass eine Pizza mit einem A oder B bewertet wird. Ausgewogene Ernährung und Tiefkühlpizza – wie passt das zusammen? „Natürlich ist ein frischer Salat gesünder. Aber wenn ich mich für die Tiefkühlpizza entschieden habe, kann ich schneller die gesündere finden. Alle bekannten Ernährungsregeln gelten trotzdem weiterhin“, so Fischer.

Viel frisches Obst und Gemüse, möglichst viel Vollkorngetreide, Fleisch nur in Maßen: Was bislang in Sachen gesunder Ernährung galt, bleibt auch mit Nutri-Score relevant. Die Kennzeichnung zeigt auf einen Blick, welche Produkte aus einer Kategorie eine gute Nährstoffbilanz haben – und hilft uns so bei einer ausgewogenen Ernährung.

Wer hat den Nutri-Score entwickelt?

Nährwert auf einen Blick: Das Konzept für den Nutri-Score wurde von einem unabhängigen Forschungsteam der Pariser Université 13 entwickelt. In Frankreich wird das Label schon seit 2017 genutzt. Auch Belgien, die Schweiz und Luxemburg setzen auf den Nutri-Score. In Deutschland gibt es die Kennzeichnung seit 2020.

Vor der Einführung wurde das Label in einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit drei anderen Modellen verglichen. Der Nutri-Score setzte sich durch: 57 Prozent aller Befragten bevorzugten diese Skala gegenüber den anderen Modellen. „Der große Vorteil ist die Alltagstauglichkeit des Nutri-Scores. Keiner von uns hat Zeit, immer die Nährwerttabelle auf der Rückseite zu studieren“, bestätigt auch Jana Fischer.

Auf welchen Produkten ist der Nutri-Score schon zu finden?

Wer beim Einkaufen die Augen offen hält, kann den Nutri-Score inzwischen immer häufiger entdecken. Aktuell haben sich 660 Unternehmen mit rund 1.030 Marken für die Nutzung der Kennzeichnung registriert. Doch das sind noch zu wenig – finden die Verbraucherzentralen. In einem bundesweiten Marktcheck im Frühjahr 2022 haben sie 1.451 Lebensmittel aus bestimmten Kategorien untersucht, unter anderem Pizzen, Milchgetränke sowie Cerealien. Das Ergebnis: Nur 40 Prozent der Produkte waren mit dem Nutri-Score gekennzeichnet. Darunter vor allem Pizzen und Pflanzendrinks, während Cerealien und Milchgetränke nur selten das bunte Label trugen.

Wie wird der Nutri-Score weiterentwickelt?

Noch sind manche Hersteller zögerlich und der Nutri-Score befindet sich erst am Anfang seiner Karriere. „Die Kennzeichnung ist noch nicht perfekt, funktioniert aber bereits bei sehr vielen Lebensmitteln und wird ständig weiterentwickelt“, sagt Jana Fischer. Zum Beispiel wird in Zukunft der Zucker- und Salzgehalt noch strenger bewertet. Lebensmittel wie Frühstückscerealien, Tiefkühlpizza oder andere Fertiggerichte werden dadurch vermutlich seltener eine grüne Bewertung bekommen.

Und noch etwas entwickelt sich weiter, wie die Verbraucherzentrale bei ihrem Marktcheck feststellen konnte: Bei 140 von 1.451 Lebensmitteln hat sich die Nährstoffzusammensetzung innerhalb eines Jahres – von Frühjahr 2021 bis Frühjahr 2022 – verbessert. Wenn der Nutri-Score auch Hersteller zu gesünderen Produkten inspiriert, dann ist er ganz sicher auf dem richtigen Weg.

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