Organspende: Darum sollte sich jeder mit dem Thema befassen
Es ist jedem selbst überlassen, ob er seine Organe spenden möchte. Wichtig dabei ist nur, eine Entscheidung zu treffen.
Organspende ist ein Thema, mit dem sich die meisten Menschen nicht gern beschäftigen, schließlich hat es mit dem eigenen Lebensende zu tun. Wir möchten Sie einladen, sich diesem Thema anzunähern: mit den wichtigsten Fakten und einem Interview.
Zunächst: Egal wie sich jeder Einzelne entscheidet, es gibt kein Richtig oder Falsch. Die bewusste Entscheidung für oder gegen die Organspende nach unserem Ableben steht jedem frei. Eine informierte Entscheidung, festgehalten in einem Organspendeausweis, kann es unseren Angehörigen in einem schwierigen Moment jedoch leichter machen. Laut Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind drei von vier Menschen für eine Organspende, jedoch nur einer dokumentiert seine Entscheidung. Wie sehr eine Organspende die Lebensqualität verbessern kann, zeigt die Geschichte unseres Mitglieds Bernd Bauer (49). Er lebt mit seiner Familie in Rödental und hat vor zwei Jahren eine Spenderniere erhalten.
R Herr Bauer, wie geht es Ihnen heute, nach Ihrer Nierentransplantation 2017?
BB Mir geht es heute viel besser, mir wurde ein neues Leben geschenkt. Ich bin unendlich dankbar, dass es Menschen gibt, die diesen Schritt machen: Einen Organspendeausweis ausfüllen und damit ihre Bereitschaft festhalten, Organe zu spenden.
R Wie sah Ihr Leben vor der Transplantation aus?
BB Jeden Montag, Mittwoch und Freitag von 19.00 bis 0.00 Uhr war ich an der Dialyse. Es gab für mich Einschränkungen beim Trinken, beim Essen, beim Feiern, beim Familienleben. Ich musste regelmäßig meine Tabletten nehmen, mein Leben und mein Tagesablauf richtete sich ausschließlich nach der Dialyse. An den Tagen danach war ich sehr müde und habe die Zeit zum Ausruhen gebraucht.
R Wie lange war Ihr Leben auf diese Art beeinträchtigt?
BB Ich war elf Jahre lang Dialysepatient, seit 2006. Die ersten vier Jahre konnte ich die Dialyse zu Hause durchführen. Später war ich dreimal in der Woche in der Klinik.
R Welche Gefühle und Gedanken verbinden Sie mit dieser Zeit?
BB Die Angst war ständig da: Klappt alles? Bekomme ich keine Krämpfe während der Dialyse, ist mein Blutdruck stabil, mache ich alles richtig? Und natürlich: Wie lange muss ich noch warten, bis das Telefon klingelt und die erlösende Nachricht kommt, dass ein Spenderorgan gefunden wurde?
R Was hat Ihnen geholfen?
BB Wichtig war für mich, nicht allein zu sein. Meine Frau und meine Tochter haben mir den nötigen Halt gegeben und immer auf mich gewartet, wenn ich von der Dialyse nach Hause kam.
R Erinnern Sie sich an den Moment als klar wurde, dass es eine Niere für Sie gibt?
BB Natürlich: Am 29. April 2017 klingelte das Telefon, auf dem Display war die Nummer der Uniklinik Würzburg. In dem Moment wird dir klar – es ist so weit: Die Niere ist da!
R Elf Jahre sind eine lange Zeit, was denken Sie, warum es in Deutschland so wenige Organspenden gibt?
BB Ich glaube, viele Menschen beschäftigen sich nicht gern mit dem Thema, solange sie nicht damit konfrontiert werden. Ehrlich gesagt, habe ich mich vor meiner Erkrankung auch nicht wirklich damit auseinandergesetzt. Solange es einem gut geht, schiebt man den Gedanken beiseite.
R Was können Sie aus Ihrer Erfahrung Menschen mitgeben, die über einen Organspendeausweis nachdenken?
Nicht zögern, handeln! Informiert euch, tauscht euch aus und dann trefft eine Entscheidung! Es ist doch toll, dass es die Möglichkeit der Transplantation überhaupt gibt. Ich bin dankbar, dass mir ein neues Leben geschenkt wurde.
R Vielen Dank für das offene Gespräch, Herr Bauer.
Was genau ist eine Organspende und wann findet sie statt?
Der heutige Stand der Medizin ermöglicht die Transplantation beispielsweise von Lunge, Herz, Leber, Nieren oder Bauchspeicheldrüse. Eine Transplantation kann nur vorgenommen werden, nachdem zwei erfahrene Fachärzte unabhängig voneinander den Hirntod des möglichen Spenders festgestellt haben. Das bedeutet, dass die Hirnfunktionen unwiederbringlich erloschen sind. Lediglich das Herz-Kreislauf-System wird durch Geräte künstlich aufrechterhalten, ein Schmerzempfinden ist nicht mehr möglich. Voraussetzung ist außerdem, dass der Verstorbene sich zu seinen Lebzeiten als Organspender kenntlich gemacht hat. Liegen kein Organspendeausweis und keine Information vor, werden die Angehörigen gebeten, nach dem vermutlichen Willen des Verstorbenen zu entscheiden.
Zahlen und Fakten zur Organspende in Deutschland
Quelle: Alle Informationen von
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