PMDS – Wissenswertes zur prämenstruellen dysphorischen Störung

Diese Symptome treten bei PMDS auf, diese Behandlung ist möglich.

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Jede dritte Frau verspürt in den Tagen oder Wochen vor der Menstruation Probleme. Der Rücken oder Kopf schmerzt, die Brust zieht, ein allgemeines Unwohlsein stellt sich ein: typische Anzeichen des prämenstruellen Syndroms, des PMS. Kommen jedoch noch psychische Beschwerden hinzu, spricht man von PMDS, der prämenstruellen dysphorischen Störung. Rund 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter sind betroffen. Viele wissen nicht einmal, dass ihre Krankheit einen Namen hat. Bei etwa sieben Prozent der Frauen sind die Symptome so stark ausgeprägt, dass sie ihren Alltag massiv einschränken. Doch woran erkennt eine Frau, dass sie PMDS hat, welche Symptome sind typisch und welche Behandlung eignet sich? 

Was ist PMDS? Welche Symptome treten bei PMDS auf?

Unter PMDS versteht man prämenstruelle, dysphorische Störungen. Mit dysphorisch wird ein emotionaler Zustand beschrieben, der mit einer bedrückten, depressiven Grundstimmung einhergeht. Auch Angstzustände sind möglich. Einige Frauen werden zudem reizbar, unkonzentriert, erschöpft, teilweise auch aggressiv. Viele Betroffene verhalten sich plötzlich ganz anders als normalerweise. Oft beeinträchtigen die psychischen Symptome das Berufs- und Privatleben der Erkrankten.

Neben der psychischen Komponente kommen bei PMDS oft – aber nicht immer – auch körperliche Beschwerden hinzu. Dazu gehören zum Beispiel Bauch- und Unterleibsschmerzen sowie ein Spannen in der Brust. Auch Schlafprobleme, Kopf- oder Rückenschmerzen gehören zu den typischen Symptomen.

Was ist der Unterschied zwischen PMDS und PMS?

Bei PMS treten vor allem die erwähnten körperlichen Beschwerden auf. Auch Stimmungsschwankungen sind möglich. Der Übergang zur prämenstruellen, dysphorischen Störung (PMDS) ist fließend. Grundsätzlich lässt sich sagen: PMDS gilt als eine schwere Form von PMS. Die Symptome fallen hier besonders extrem aus. Die emotionale Belastung ist hoch und schränkt das alltägliche Leben stark ein.

Wie unterscheidet sich PMDS von anderen Krankheiten?

Seit Januar 2022 wird PMDS offiziell als Krankheit im Katalog der Weltgesundheitsorganisation aufgeführt. Allerdings gibt es einen Unterschied zu anderen psychischen Krankheiten: PMDS hat eine biologische Ursache. Die Beschwerden sind an den Zyklus gebunden. Sie treten vier bis 14 Tage vor der Menstruation auf und sind beim Einsetzen der Monatsblutung wieder verschwunden. Leidet eine Frau kurz vor und während der Periode unter krampfartigen Bauchschmerzen, kann es sich auch um eine Endometriose handeln. In diesem Fall ist es wichtig, sich rechtzeitig ärztliche Hilfe zu holen, damit die Krankheit nicht weiter fortschreitet.

Wer ist häufig von PMDS betroffen?

Grundsätzlich kann jede Frau im gebärfähigen Alter PMDS-Symptome entwickeln. Häufig tritt die Krankheit ab Ende 20 erstmals in Erscheinung. Die Forschung geht davon aus, dass einige Frauen stärker auf natürliche Hormonschwankungen während des Zyklus reagieren als andere. „Betroffen sind auch oft übergewichtige Patientinnen, weil das subkutane Fett reichlich Östrogene herstellt. Dies wiederum führt zu einem Ungleichgewicht zwischen den beiden Eierstockhormonen Östrogen und Gestagen“, erklärt Frauenarzt Dr. Alexander Klostermann. Die Ursachen von PMDS sind noch nicht abschließend erforscht. Die Krankheit kann durch familiäre Veranlagung begünstigt sein oder auch durch Stress und Ernährung ausgelöst werden.

Kurz nachgefragt bei Dr. Alexander Klostermann

Dr. Alexander Klostermann ist Gynäkologe, ansässig in Hamburg, und fachärztlicher Mitarbeiter bei 4sigma. 4sigma ist ein Anbieter von Gesundheitsservices und Partner der SBK.

Herr Klostermann, welchen Arzt sollte ich aufsuchen, wenn ich glaube, an PMDS zu leiden?

Zunächst einmal sollten die betroffenen Frauen mit ihrem Hausarzt oder Gynäkologen über ihre Beschwerden sprechen. Dieser überweist sie dann bei Bedarf weiter an einen Endokrinologen, also einen Experten für Hormonerkrankungen, oder in selteneren Fällen auch an einen Neurologen.

Wie wird PMDS diagnostiziert?

Einen speziellen Test, um PMDS zu diagnostizieren, gibt es nicht. Die Diagnose ergibt sich aus der Eigenanamnese, dem Zeitpunkt des Auftretens – ab der Zyklusmitte – und beim Arzt eventuell auch über eine Sonografie oder einen Tastbefund.  

Wie finde ich heraus, ob ich PMDS habe?

Da die Symptome von PMDS anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen ähneln, ist die Diagnose herausfordernd. Wichtig ist, die Beschwerden über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Dabei kann ein Symptom-Tagebuch helfen. So können mehrere Menstruationszyklen miteinander verglichen werden. Treten die Beschwerden immer in der zweiten Zyklushälfte auf, ist das ein Hinweis auf PMDS. Hilfe bei der Diagnose und Behandlung von PMDS finden Betroffene in einer gynäkologischen Praxis.

Was hilft gegen PMDS?

Es gibt verschiedene Methoden, um die Symptome von PMDS zu reduzieren und den eigenen Alltag zu verbessern. Schon leichte Veränderungen des Lebensstils können sich positiv auswirken – zum Beispiel mehr Bewegung und weniger Alkohol. Was am besten hilft, ist sehr individuell.

Sport und Bewegung

Vielen Frauen mit PMDS hilft regelmäßiger Sport. Die Bewegung kann körperliche Beschwerden lindern und sich positiv auf die mentale Gesundheit auswirken. Bei akuten Schmerzen können gezielte Übungen, zum Beispiel aus dem Yoga-Bereich, helfen.

Entspannung und Ruhe

Ob ein heißes Bad, ein Spaziergang oder ausreichend Schlaf: Wer seinem Körper viel Ruhe gönnt, kann damit den körperlichen und psychischen Symptomen von PMDS entgegenwirken. Auch gezielte Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen oder Meditationen sind sinnvoll. 

Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung kann helfen, die Symptome von PMDS zu reduzieren. Empfohlen werden zum Beispiel Lebensmittel, die viel Vitamin B6 enthalten. Dazu gehören Nüsse, Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide oder Lachs. Auch pflanzliche Helfer, darunter Mönchspfeffer und Johanniskraut, können die Symptome lindern. Es wird außerdem geraten, auf Alkohol, Nikotin und Koffein zu verzichten oder den Konsum zu reduzieren.

Medikamentöse Behandlung

Wirken die genannten Maßnahmen nicht, können auch Medikamente Teil der Therapie sein. Wichtig ist in jedem Fall die ärztliche Absprache. In manchen Fällen werden hormonelle Mittel verschrieben. Bei starken psychischen Beschwerden ist auch ein individuell abgestimmtes Antidepressivum möglich. Vielen Frauen hilft zudem eine professionelle Beratung oder Psychotherapie. Hier lernen sie besser mit negativen Gefühlen umzugehen und Stressmomente zu vermeiden.

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