Sexuelle Vielfalt: Gesund und selbstbestimmt in jeder Beziehung
Wir erklären, welche sexuellen Orientierungen es gibt und wie man passende Beratungsangebote findet

Jeder Mensch hat unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse. Und auch zu wem wir uns hingezogen fühlen – oder ob wir überhaupt sexuelle Anziehung verspüren –, ist sehr individuell. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Vielfalt sexueller Orientierungen und Identitäten und darüber, an wen Sie sich bei Fragen oder Unsicherheiten wenden können.
Inhaltsverzeichnis:
Was bedeutet sexuelle Orientierung?
Die sexuelle Orientierung beschreibt, zu welchem Geschlecht sich eine Person sexuell hingezogen fühlt. Aber was gibt es für sexuelle Orientierungen?
Kann man die sexuelle Orientierung ändern? Die einfache Antwort ist: Nein, man kann die sexuelle Orientierung nicht aktiv verändern – weder durch Druck von außen noch durch den eigenen Willen. Es kann aber vorkommen, dass sich die sexuelle Orientierung im Laufe des Lebens von allein verändert oder man mehr über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse herausfindet.
Neben der sexuellen Orientierung gibt es jedoch auch noch sexuelle Vorlieben, die unabhängig vom Geschlecht der anderen Person sind. Sapiosexuelle Menschen beispielsweise finden Intelligenz besonders anziehend, während demisexuelle Personen sich sexuell nur zu Menschen hingezogen fühlen, zu denen auch eine emotionale Bindung besteht.
Was ist Asexualität?
Asexuelle Menschen haben in der Regel kein Verlangen nach Sex. Es gibt jedoch auch asexuelle Menschen, die unter bestimmten Umständen Sexualität erleben. Es kann vorkommen, dass jemand zwar masturbiert, aber kein Interesse an sexuellen Begegnungen mit anderen Menschen hat. Einigen asexuellen Menschen ist Körperkontakt wie Streicheln oder Umarmungen sehr wichtig, andere haben auch daran kein Interesse.
Übrigens: Auch ohne sexuelles Verlangen kann man sich verlieben. Zwar sind einige asexuelle Menschen auch aromantisch, haben also kein Verlangen nach romantischen Beziehungen. Andere haben jedoch durchaus ein Bedürfnis nach Liebe und einer romantischen Beziehung. Asexualität ist ein Spektrum und der persönliche Umgang damit sehr individuell.
Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität: Was ist der Unterschied?
Während sexuelle Orientierung beschreibt, zu welchen Menschen sich eine Person sexuell hingezogen fühlt, bezeichnet die Geschlechtsidentität, mit welchem Geschlecht sie sich selbst identifiziert.
„Queer“ ist ein Sammelbegriff für alle Menschen, die sich anders definieren als heterosexuell und/oder cisgeschlechtlich. So könnte beispielsweise ein schwuler cis Mann den Begriff für sich nutzen, genauso wie eine trans Frau oder eine non-binäre Person.
Diskriminierung im Alltag
Rein rechtlich darf in Deutschland niemand wegen seiner sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität diskriminiert werden – im Alltag queerer Menschen findet Diskriminierung jedoch leider immer wieder statt. Laut des LGBTI-Survey aus dem Jahr 2024 gaben in Deutschland 44 Prozent der Befragten an, in den letzten 12 Monaten aufgrund ihres LSBTI-Seins (Lesben, Schwule, bisexuelle, trans und intergeschlechtliche Menschen) diskriminiert worden zu sein. Mit jeweils 66 Prozent ist die Zahl bei den trans und intergeschlechtlichen Befragten am höchsten. Besonders hoch sind die Zahlen der Diskriminierungsvorfälle am Arbeitsplatz. Trans und intergeschlechtliche Personen berichten außerdem besonders häufig von Diskriminierungen bei der Jobsuche und bei Inanspruchnahme von Sozial- und Gesundheitsdiensten.
Diese Erfahrungen haben auch gesundheitliche Auswirkungen. Studien zeigen, dass queere Menschen deutlich öfter von depressiven Erkrankungen, Schlafstörungen, Burnout und anderen psychischen Erkrankungen berichten als cis-heterosexuelle Menschen. Auch Suizidgedanken kommen bei queeren Menschen deutlich häufiger vor: 2018 kam eine Zusammenfassung von 35 Studien aus insgesamt zehn Ländern zu dem Ergebnis, dass LGB-Teenager (lesbische, schwule und bisexuelle Teenager) eine dreifach höhere Suizidgefahr haben als cis-heterosexuelle Gleichaltrige. Bei transgender Jugendlichen ist das Suizidrisiko sogar um das Sechsfache erhöht.
Akzeptanz und Unterstützung queerer Menschen ist deshalb nicht nur wünschenswert, sondern lebensnotwendig.
Psychologische Soforthilfe können Jugendliche mit den digitalen Programmen von mentalis CareNow erhalten. Telefonische Gespräche mit Psychologinnen und Psychologen sowie eine zertifizierte Therapie-App bieten schnelle Unterstützung für Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren. Mehr darüber erfahren Sie
Coming-out: Wie kann es gelingen?
Ein Coming-out bedeutet, dass eine Person ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität anderen Menschen mitteilt. Das Wichtigste vorab: Ob und wie man sich outet, ist eine sehr persönliche Entscheidung.
Manche Menschen outen sich sehr früh, bei anderen dauert es länger und wieder andere entdecken ihre sexuelle Orientierung erst später im Leben. Sexuelle Selbstfindung ist ein fortlaufender Prozess – der richtige Zeitpunkt für ein Coming-out wird davon bestimmt, wann man sich selbst dazu bereit fühlt.
Gibt es Personen im Umfeld, die sich für ein Coming-out besonders sicher anfühlen? Dann sind diese ein guter Anfangspunkt, um sich zu öffnen. Idealerweise können diese Personen auch unterstützend beim Coming-out im Familien- oder Freundeskreis dabei sein. Neben Vertrauenspersonen können auch Beratungsstellen helfen – am Ende des Artikels haben wir eine Auswahl für Sie zusammengestellt.
Wenn man mit Widerstand gegen sein Coming-out rechnet, sollte man Vorkehrungen treffen, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten. Wer sich in einem Abhängigkeitsverhältnis befindet, sollte zunächst sicherstellen, im Notfall an einen sicheren Ort ausweichen zu können.
Als befreundete Person oder Elternteil ist vor allem wichtig: Hören Sie zu, was die Person, die sich outet, sich wünscht. Möchte sie, dass sich erstmal nichts ändert? Möchte sie über Fragen oder Unsicherheiten sprechen? Braucht sie Unterstützung, beispielsweise bei der Suche nach Beratungsstellen? Jedes Outing ist anders und jede Person hat dabei andere Wünsche und Bedürfnisse.
Ein Outing ist ein großer Vertrauensbeweis – gehen Sie achtsam damit um.
Schutz für jeden: Verhütung für alle Partnerschaften
Verhütung ist mehr als die Verhinderung von Schwangerschaften – sie schützt auch vor sexuell übertragbaren Infektionen (STIs). Die Zahl der Neuinfektionen mit STIs steigt in Deutschland kontinuierlich, deshalb ist es in allen Beziehungen wichtig, sich Gedanken über Verhütung zu machen und offen darüber zu sprechen.
Bei eindringendem Geschlechtsverkehr ist das Kondom für den Mann das am weitesten verbreitete Mittel, um sich zu schützen. Das Gegenstück dazu ist das Kondom für die Frau – auch Femidom genannt. Es funktioniert ähnlich wie das Kondom hat allerdings an beiden Seiten Kunststoffringe – der kleinere wird in die Vagina eingeführt, der größere verhindert, dass das Femidom in die Vagina rutscht.
Bei Oralverkehr können außerdem Lecktücher verwendet werden – auch Intimtücher oder Dental Dams genannt. Diese dünnen Latextücher werden bei der oralen Stimulation auf Vulva oder After gelegt, um einen direkten Kontakt zu verhindern.
Auch Impfungen können die Wahrscheinlichkeit verringern, an einigen STIs zu erkranken. Impfen lassen kann man sich gegen Hepatitis A und B sowie gegen Humane Pappillomviren (HPV), die zum Beispiel Feigwarzen oder Krebserkrankungen auslösen können. Die Kosten für eine HPV-Impfung erstattet die SBK bis zum Alter von 26 Jahren.
Beratungsangebote im Überblick
In vielen Städten und Gemeinden gibt es Beratungsangebote für queere Menschen. Aber wie findet man das passende Angebot? Wir haben eine Auswahl von Anlaufstellen für Sie zusammengestellt.
Beim
Zu Fragen rund um sexuelle Gesundheit berät die
Beziehungen achtsamer führen
Meditation kann dabei helfen, die eigenen Gefühle und die anderer bewusster wahrzunehmen und achtsamer damit umzugehen. Achtsamkeitstraining ist also nicht nur gut für die eigene mentale Gesundheit, sondern auch für die Beziehungen zu anderen Menschen. Als Versicherte der SBK können Sie dafür das professionelle Angebot der