Studierende erzählen: „Der menschliche Austausch fehlt.“
Waren sie sonst in der Uni oder im Job unter Leuten, sind sie nun in Studium und Ausbildung auf sich allein gestellt.
Zwei Studierende, zwei Studi-Leben, ein Thema: Corona. Für junge Leute bringt Corona viele neue Erfahrungen mit sich – und einen anderen Blick auf die Zukunft. Uns haben die Studierenden Roderic Fonteyne und Mary Ann Nöckel verraten, wie sie ihre Situation meistern.
Fernstudium und Homeoffice statt miteinander lernen und arbeiten
Die Corona-Pandemie zeigt: Studieren und Arbeiten funktioniert auch ortsunabhängig. Darin sind sich beide Studierende einig. Doch der Wunsch nach Vorlesungen im Hörsaal und realem Austausch ist groß.
Roderic Fonteyne ist Student der Gesundheitsökonomie und aktuell gezwungenermaßen im Fernstudium. Auf Dauer ist das nichts für ihn: „Ich brauche die menschliche Interaktion an der Hochschule. Das Wichtige am Studieren ist vor allem, ganz unterschiedliche Menschen kennenzulernen und nicht nur das Lernen von theoretischen Inhalten“, sagt der 22-Jährige.
Mary Ann Nöckel ist duale Bachelorstudentin der Gesundheitsökonomie. Auch sie vermisst das echte Miteinander. Ein Drittel ihres Studiums hat sie bis jetzt online, statt in Präsenzlehre absolviert. Momentan arbeitet sie, die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen sind im Homeoffice. „Da ich ein sehr kommunikativer und offener Mensch bin, fehlt mir der menschliche Austausch vor Ort im Büro. Es sind nämlich die Menschen, die die Arbeit ausmachen“, so die 22-Jährige. Ein weiteres Fernstudium für den Master komme für sie nicht mehr infrage.
Im Gespräch
Roderic Fonteyne
Student der Gesundheitsökonomie
Corona bestimmt den Alltag
Auch abseits der beruflichen Ausbildung ist Corona immer präsent. Das schlägt auf die Stimmung. Der Drang, etwas mit Freunden oder wieder Sport im Team zu machen, ist bei Roderic Fonteyne sehr groß. Am meisten belaste ihn, Corona rund um die Uhr im Kopf zu haben. Dadurch könne er nicht richtig abschalten und durch das ständige Darübernachdenken sei er erschöpft.
Auch Mary Ann Nöckel möchte sich mal wieder mit Familie und Freunden treffen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Die Perspektivlosigkeit belaste sie am meisten. Sie sehne sich nach dem Normalzustand, gleichzeitig sei ihr unklar, ob es überhaupt wieder normal sein wird.
Im Gespräch
Mary Ann Nöckel
Duale Bachelorstudentin der Gesundheitsökonomie
Kontakt auf Distanz und Ablenkung
Was beiden hilft, ist, trotzdem Kontakt zu Freunden und Familie zu halten – per Telefon oder Videokonferenz. Mary Ann Nöckel wohnt zudem in einer größeren WG: „Ich könnte in der aktuellen Situation niemals alleine leben. Außerdem versuche ich, viel Sport zu machen und bei gutem Wetter Zeit an der frischen Luft zu verbringen.“ Sport sei auch eine gute Abwechslung zum Homeoffice-Alltag. Generell empfiehlt sie anderen Studierenden, unbedingt Pausen einzuplanen. „Man nimmt sich selbst viel zu wenige Pausen. Es braucht eine klare Trennung zwischen Entspannung und Arbeit“, so Mary Ann Nöckel.
Für Roderic Fonteyne ist es wichtig, sich nicht verrückt machen zu lassen: „Mir hat es geholfen, mich in Ruhe auf den aktuellen Stand zu bringen. So konnte ich die Hysterie, die teilweise in den Medien stattfindet, besser einordnen. Die Hoffnung, dass wir es bald geschafft haben, macht mir Mut. Langsam kommt die Freude auf die Zeit nach Corona, und das hilft!“
Flexibilität als Vorteil für die Zukunft
Mit Blick in die Zukunft können beide Studierende der aktuellen Situation etwas Positives abgewinnen. Grundsätzlich biete das mobile Arbeiten viele Chancen für die Zukunft und die berufliche Entwicklung, findet Roderic Fonteyne. Mary Ann Nöckel ist durch das mobile Arbeiten flexibler in ihrer Zukunftsplanung. Sie weiß jetzt noch nicht, wo sie später einmal sesshaft werden möchte – und muss sich durch die digitalen Möglichkeiten auch nicht festlegen.
Psychische Gesundheit
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