Superimmunität
Gibt es ein perfektes Immunsystem?

Herbst- und Winterzeit ist Erkältungszeit. Für viele Menschen heißt das: Vorsicht walten lassen, um einer Ansteckung aus dem Weg zu gehen. Andere hingegen, scheinen wie superimmun. Sie werden nie krank. Aber kann das wirklich stimmen? Prof. Dr. Lothar Rink, Direktor des Instituts für Immunologie am Universitätsklinikum Aachen, erklärt, was es mit den „Immer-Gesunden“ auf sich hat und wie man das eigene Immunsystem pflegt.
Gibt es superimmune Menschen?
Wie einige Menschen scheinbar gesund durch jeden Herbst und Winter kommen, erklärt Prof. Dr. Rink anhand von Herpesviren. Da wäre einmal das Epstein-Barr-Virus, der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers und dann Lippenherpes. „90 Prozent der Menschen weltweit sind mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert. Da müsste man denken, diese übrigen paar Prozent sind immunologisch unantastbar. Sie sind super immun. Das sind sie aber nicht.“ Lippenherpes schlummert in 70 Prozent aller Menschen, auch in den zehn Prozent, die immun gegen das Epstein-Barr-Virus sind. Eine Person, die mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert ist, hat die gleiche Wahrscheinlichkeit Lippenherpes in sich zu tragen, wie eine Person, die gegen das Epstein-Barr-Virus immun ist. „Wir haben für jeden Erreger eine einzelne Statistik“ so Prof. Dr. Rink, „esgibt niemanden der gegen alles gefeit ist, es gibt nur Menschen, die mit vielen Erregern umgehen können.“ Und dies, so der Immunologe, wirkt dann vielleicht wie eine Superimmunität.
Wie wichtig ist die Vererbung?
Mit wie vielen Erregern jeder einzelne Mensch umgehen kann, hängt mit der Genetik zusammen. Von unseren Eltern bekommen wir HLA-Varianten vererbt. HLA steht für Humane Leukozyten-Antigene. Es handelt sich dabei um ein komplexes System von Merkmalen, die sich auf den Oberflächen von fast allen menschlichen Zellen befinden. Diese helfen dem Immunsystem dabei, fremdes von eigenem Gewebe zu unterscheiden. Wenn zum Beispiel ein Krankheitserreger auf unser Immunsystem trifft, dann sorgen die HLA-Moleküle dafür, dass dieser schnell erkannt und bekämpft werden kann. Deshalb ist es laut Prof. Dr. Rink von der Evolution gewollt, dass wir möglichst viele verschiedene HLA-Moleküle in uns tragen. „Je mehr verschiedene Typen jemand hat, desto mehr Erreger kann der Körper dann abwehren.“ Es gibt also keinen Menschen, der super immun ist, aber Menschen mit besonders vielen HLA-Typen.
Welche Rolle spielt die Lebensweise?

„Die eine Hälfte ist Genetik, die andere Hälfte ist Lebenswandel. Die beste Genetik, nützt wenig, wenn jemand raucht“, erklärt Prof. Dr. Rink. Das Immunsystem hat zwei Stufen, einmal die angeborene Immunität und dann die adaptive, also die erworbene. Letztere Stufe sorgt dafür, dass wir wieder gesund werden. Die angeborene Immunität wiederum hält uns gesund. „Ein System, welches pfleglich behandelt werden sollte“, so der Fachimmunologe. „Denn auch Menschen, die nur wenige HLA-Typen aufweisen, können durch einen guten Lebensstil immunologisch in die Top 30 Prozent kommen.“ Genetik und ein gesunder Lebenswandel sind also die Zutaten, aus denen sich unsere Abwehrkraft zusammensetzt.
Pflegen Sie Ihr Immunsystem: Fünf Ultimative Tipps für Ihre Abwehrkräfte
„Ein kleines Glas Bier trinken hat keine großen Auswirkungen auf das Immunsystem“, so Prof. Dr. Rink. Wenn es dabei bleibt. Es kommt einfach auf die Menge an. Dies gilt auch für
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Ein Grund, warum wir im Winter leichter krank werden, ist die trockene Luft. Sie lässt unsere Schleimhäute austrocknen und sorgt dafür, dass sich Erreger leichter ansiedeln können. Der Tipp des Experten lautet deshalb: „Gerade im Winter genug trinken und darauf achten, dass die Räume eine vernünftige Luftfeuchtigkeit haben.“ Empfohlen wird eine Raumfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent. Übrigens: Trockene Heizungsluft kann auch zu einer Reizung der Augen führen. Doch auch andere Gründe oder eine Augenkrankheit könnten dahinterstecken. Daher gilt: Bevor man sich mit Augentropfen aus der Apotheke selbst behandelt, ist ein Besuch beim Augenarzt immer der beste Weg.
Ein gesunder Schlaf ist ebenfalls wichtig für das Immunsystem. Während wir schlafen, sortiert sich unser Immunsystem neu. Prof. Dr. Rink erklärt: „Wenn der Tag- und Nacht-Rhythmus beeinträchtigt wird, dann fehlt das Aufräumen. Das ist wie Schlafentzug, wir werden hibbelig und können uns nicht mehr richtig konzentrieren. Genau das passiert dem Immunsystem auch. Es kann wichtig von unwichtig nicht mehr trennen. Untersuchungen bestätigen das: Personen, die im Schichtdienst arbeiten, haben häufiger Infektionen.“ Die klare Empfehlung des Experten: Möglichst einen Rhythmus beibehalten, der sich im besten Fall auch noch mit den Tages- und Nachtzeiten deckt.
Hier ist eine Unterscheidung zwischen akutem Stress und permanentem Stress wichtig. Kurzzeitiger Stress ist sogar förderlich für das Immunsystem. Fallschirmsprünge und Co. stellen einen Reiz für das System dar und können es so ankurbeln. Dieser positive Effekt ändert sich allerdings, wenn die Situation andauert. Prof. Dr. Rink erläutert dazu: „Kein Mensch kann ewig und immer unter Alarmstufe Rot laufen. Die Person würde irgendwann zusammenbrechen. Genau das gleiche passiert dem Immunsystem auch.“
Die Sonne ersetzen: Von Oktober bis März ist die Sonnenstrahlung in Deutschland gering. In der sonnigen Jahreszeit genügt ein zwanzigminutiger Spaziergang im T-Shirt in der Mittagssonne, damit der Körper ausreichend Vitamin D produziert, in Herbst und Winter nicht. Die Zufuhr über die Ernährung ist zudem gering. Deshalb kann eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D während dieser Zeit sinnvoll sein. Über diese Möglichkeit und die Dosierung sollten Sie aber immer mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin sprechen.
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