Videosprechstunde statt Arztbesuch

Was sind die Vorteile und wann ergibt sie Sinn?

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Durchschnittlich zehnmal pro Jahr suchen wir eine Arztpraxis auf. Dabei könnten viele Beratungsgespräche und auch einige Untersuchungen ebenso gut digital stattfinden. Videosprechstunden haben in Coronazeiten einen regelrechten Boom erfahren: Von 2019 bis 2021 stieg die Zahl der Online-Sprechstunden von 2.944 auf 3,5 Millionen. Auch nach der Pandemie bleibt der digitale Arztbesuch eine praktische Alternative. Doch wann genau ist es sinnvoll, die Sprechstunde online in Anspruch zu nehmen? Wie findet man heraus, welche Praxis eine Videosprechstunde anbietet? Und wie bereitet man sich am besten auf einen Termin vor? Das fassen wir Ihnen gerne zusammen.

Die Videosprechstunde beim Arzt und ihre Vorteile

Würden Sie eine digitale Sprechstunde nutzen? Um diese Frage drehte sich die Techmonitor-GKV-Studie von 2022. Das Ergebnis: 39 Prozent der Befragten können sich eine digitale Sprechstunde vorstellen. Unter den 30- bis 39-Jährigen sind es sogar 50 Prozent. Videosprechstunden stoßen demnach bei vielen Menschen auf Zustimmung.

Was sind die wesentlichen Vorteile der Videosprechstunde?

  • Mehr Zeit: Sie sparen Zeit, denn Anfahrt und Wartezeit entfallen.
  • Flexibel: Sie können Termine passend zu Ihrem Kalender buchen.
  • Praktisch: Sie können sich bequem von zu Hause aus ärztlichen Rat einholen.
  • Barrierefrei: Sie ersparen sich die Fahrt zur Praxis, wenn Sie weniger mobil sind.
  • Sicher: Sie vermeiden das Ansteckungsrisiko in vollen Wartezimmern.

Noch mehr über die Vorteile der Videosprechstunde erfahren Sie hier in unserem Interview mit Dr. Thomas Assmann.

Wer trägt die Kosten für die Videosprechstunde?

Die Kosten für Videosprechstunden übernehmen wir für Sie. Voraussetzung ist – wie auch beim Besuch einer Praxis vor Ort –, dass die Ärztin oder der Arzt eine Kassenzulassung hat. Private Anbieter sind kostenpflichtig. Bei der Videosprechstunde werden Sie nach Ihrer SBK Gesundheitskarte gefragt, die Sie dann in die Kamera halten müssen. Darüber rechnet die Ärztin oder der Arzt ab und Ihnen entsehen für die Behandlung keine Kosten.

Wann ist die Videosprechstunde sinnvoll?

Sinnvoll sind Videosprechstunden, wenn es vorrangig um die Beratung geht oder um Nachsorge- und Kontrolltermine. Zum Beispiel, um nach einer Operation den Heilungsprozess zu beurteilen. Darüber hinaus kann die Videosprechstunde bei leichten Infekten oder chronischen Erkrankungen gut in Anspruch genommen werden. Ein digitaler Arztbesuch kann auch helfen zu entscheiden, ob ein Besuch in der Praxis oder im Krankenhaus notwendig ist. Weniger geeignet für die Online-Sprechstunde sind sensible Bereiche wie die Palliativversorgung. Gleiches gilt für körperliche Untersuchungen wie Abtasten des Bauches oder wenn das Herz abgehört werden muss.

Gut zu wissen: Auch Verschreibungen für Heilmittel dürfen per Video verlängert werden. Dazu gehören zum Beispiel Physio- und Logotherapie. Das ist allerdings nur möglich, wenn man in der Praxis bereits bekannt ist. Eine medizinische Reha darf ebenfalls verordnet werden, wenn man zuvor in der Praxis persönlich untersucht wurde.

Kann man nach einer digitalen Untersuchung eine AU bekommen?

Ja, auch nach einer Videosprechstunde darf eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) ausgestellt werden. Dabei ist allerdings zu beachten: Wer neu in einer Praxis ist, kann nur für maximal drei Tage krankgeschrieben werden. Bekannte Patientinnen und Patienten hingegen können eine AU für bis zu sieben Tage bekommen. Ein Recht darauf besteht allerdings nicht. Die Ärztinnen und Ärzte entscheiden dies individuell. Und natürlich ist die digitale Krankschreibung nur möglich, wenn eine Diagnose per Video erfolgen kann. Übrigens: Eine AU darf auch digital verlängert werden. Jedoch nur, wenn der Erkrankte für die vorherige Krankschreibung persönlich in der Praxis war.

Dürfen in einer Online-Sprechstunde Medikamente verschrieben werden?

Im Rahmen einer Videosprechstunde dürfen Arzneimittel verschrieben werden. Die Rezepte verschickt die Praxis per Post oder digital als E-Rezept an die Patientinnen und Patienten.

Wie finde ich eine Praxis, die eine Videosprechstunde anbietet?

Viele Praxen bieten mittlerweile Sprechstunden per Video an. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung sind es deutschlandweit mehr als 25.000 – also jede vierte Praxis. Und es werden stetig mehr. Es lohnt sich also, direkt bei der Praxis des Vertrauens nachzufragen, ob digitale Sprechstunden stattfinden. Alternativ bietet sich der Blick ins Netz an: Einige Portale vermitteln Termine zu Arztpraxen mit Videosprechstunden. Es gibt sogar spezialisierte Anbieter. Zum Beispiel ammely – eine digitale Sprechstunde mit Hebammen für Schwangere und Mütter im Wochenbett.

Schnelle Hilfe per Video

Ob am Wochenende, an einem Feiertag oder in der Nacht: Wenn alle Arztpraxen geschlossen sind, hilft der Patientenservice 116 117 weiter. Und das vereinzelt sogar schon per Video.

Videosprechstunde in Bayern: In einem Pilotprojekt des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes Bayern wird die Videosprechstunde der 116 117 gerade getestet. Betroffene können sich per Video Rat holen und werden bei Bedarf in einer Bereitschaftspraxis oder durch den Fahrdienst weiterbehandelt.

Kindernotdienst in der Region Nordrhein: Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt im Winter 2022/2023 bietet nun auch die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein eine Videosprechstunde im Kindernotdienst unter der 116 117 an. Damit haben Eltern eine zuverlässige Anlaufstelle, wenn die Praxen geschlossen haben, also Mittwochnachmittags, an den Wochenden und Feiertagen.

Wann können Sie sich beim Patientenservice melden? Bei akuten Beschwerden, die nicht bis zum nächsten Tag warten können. Zum Beispiel starke Migräne-Kopfschmerzen oder hohes Fieber bei einem grippalen Infekt.

Für alle lebensbedrohlichen Fälle gilt: Bitte rufen Sie direkt unter der 112 den Rettungsnotdienst.

Welche technischen Voraussetzungen benötige ich für die Videosprechstunde?

Wer an einer digitalen Sprechstunde teilnehmen möchte, braucht neben einer stabilen Internetverbindung lediglich ein Smartphone oder Tablet. Natürlich reicht auch ein Laptop oder ein Computer. Wichtig ist nur, dass Kamera und Mikrofon vorhanden sind. Ein spezielles Programm ist in der Regel nicht nötig. Empfehlenswert ist ein ruhiger und heller Ort.

Wie läuft die Videosprechstunde ab?

Sobald ein Termin vereinbart wurde, informiert Sie die Praxis über den Ablauf der Videosprechstunde. Dabei geht es auch um das Thema Datenschutz: Damit Ihre Daten über einen Videodienst übertragen werden können, braucht die Praxis Ihre Einwilligungserklärung.

Über welchen Videodienstleister die digitale Sprechstunde stattfindet, entscheidet die Praxis. Wichtig: Der Anbieter muss bestimmte Sicherheitsanforderungen erfüllen. Zum Beispiel eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, damit das Gespräch nicht abgehört werden kann. Die Kassenärztliche Vereinigung listet zurzeit rund 80 zertifizierte Videodienstleister. Eine Übersicht finden Sie hier. Die Praxis darf die Online-Sprechstunde nicht aufzeichnen. Außerdem sollte das Gespräch in einem Raum stattfinden, der Privatsphäre bietet.

Bitte wählen Sie sich bereits zehn Minuten vor dem Termin ein, damit ein kurzer Techniktest durchgeführt werden kann. Unser Tipp: Halten Sie auch Ihre SBK-Gesundheitskarte bereit. Möglicherweise werden Sie gebeten, diese zu Beginn der Online-Sprechstunde in die Kamera zu halten.

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