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Was ist Neurodiversität?

Auch wenn das Gehirn eines jeden Menschen ähnlich aufgebaut ist, kann es doch ganz unterschiedlich funktionieren. Erfahren Sie mehr über die Vielfalt unserer Gehirne.

Artikel nach Kategorien filtern #Psychologie #Medizin #Kinder & Jugendliche #Psyche

Haben Sie schon mal etwas von Neurodiversität gehört? Der Begriff war in den letzten Jahren immer öfter Thema – vor allem in den sozialen Medien. Diese breite Öffentlichkeit hat es vielen Menschen erst möglich gemacht zu entdecken, dass sie selbst neurodivergent sind. Doch was sind Neurodivergenzen? Wie erkennt man, ob man selbst neurodivergent ist? Und an wen können sich Betroffene wenden? In diesem Artikel erfahren Sie mehr.

Inhaltsverzeichnis:

  • Was ist Neurodiversität?
  • Welche Neurodivergenzen gibt es?
  • Welche Chancen bietet Neurodivergenz?
  • Ist mein Kind neurodivergent?
  • Bin ich selbst neurodivergent?
  • Kann man Neurodivergenzen behandeln?
  • Was ist Neurodiversität?

     

    Hinter dem Begriff Neurodiversität steht die Idee, dass jeder Mensch die Welt um sich herum anders wahrnimmt. Denn die Vielfalt unserer Gehirne ist groß: Auch wenn sie ähnlich aufgebaut sind, können sie ganz unterschiedlich funktionieren. Das führt dazu, dass wir uns unterschiedlich verhalten, lernen und mit der Welt interagieren. Jeder Mensch auf seine Art – es gibt kein Richtig oder Falsch.

    Zum ersten Mal wurde der Begriff Neurodiversität von Judy Singer verwendet. Die Soziologin setzte sich dafür ein, dass jeder Mensch mit seinen individuellen neurologischen Fähigkeiten gleichbehandelt wird.  Phänomene wie Autismus oder ADHS sind keine Störungen oder Krankheiten, sondern Teil der Individualität.

    Grundsätzlich wird zwischen neurodivergent und neurotypisch unterschieden. Neurodivergent sind Personen mit Diagnosen wie ADHS, Autismus oder Dyslexie.  Die Gehirne dieser Menschen funktionieren anders als die der breiten Masse. Menschen, die dem Standard entsprechen und nicht neurodivergent sind, bezeichnet man als neurotypisch.

    Auch wenn Neurodivergenzen wie Autismus keine Erkrankungen sind, können sie mit erheblichen Einschränkungen einhergehen. Denn alltägliche Dinge, die für viele Menschen ganz normal sind, können für neurodivergente Menschen sehr viel mehr Energie erfordern. Umso wichtiger ist es, sich der Vielfalt der Gehirne bewusst zu sein, damit wir wertschätzend miteinander umgehen.

    Welche Neurodivergenzen gibt es?

    Es gibt keine klar definierte Liste, was genau unter dem Begriff Neurodivergenz zusammengefasst wird. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Beispiele vor:

    Die Aufmerksamkeitsdefizit-und-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zeigt sich vor allem durch Auffälligkeiten in drei Bereichen: Konzentrationsstörungen, Impulsivität und körperliche Unruhe (Hyperaktivität).

    ADHS hängt zusammen mit einer geringeren Verfügbarkeit von Dopamin – ein Neurotransmitter, der für Motivation und Antrieb sorgt. Um diesen Mangel auszugleichen, suchen sich Menschen mit ADHS verschiedene Formen der Stimulation, um die Dopamin-Ausschüttung zu erhöhen. Das können zum Beispiel Bewegung, Lautstärke oder neue Aktivitäten sein. Menschen mit ADHS haben häufig sehr viel Energie, sind impulsiv, kreativ, begeisterungsfähig und risikofreudig. Sie haben allerdings oft auch Schwierigkeiten, Tätigkeiten anzufangen oder zu Ende zu bringen. Auch Zeitmanagement und Organisation ist für sie häufig sehr herausfordernd.

    Allerdings können sich Menschen mit ADHS durchaus intensiv und konzentriert mit Tätigkeiten beschäftigen. Sie können in einen Hyperfokus-Zustand geraten, in dem sie sich über Stunden mit einer Tätigkeit beschäftigen und dabei womöglich sogar vergessen zu essen, zu trinken oder zur Toilette zu gehen. Dieser Zustand ist allerdings nicht steuerbar.

    Eine Verhaltenstherapie kann dabei helfen, das Leben der Betroffenen zu verbessern. Ergänzend wird oftmals eine medikamentöse Behandlung genutzt, um das Dopamin-Defizit auszugleichen.

    Mehr über ADHS bei Kindern erfahren Sie hier.

    Weitere Informationen zum Thema ADHS im Erwachsenenalter finden Sie hier.

    Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich ein Pferd vor. Sehen sie es? Bei Menschen mit Aphantasie bleibt das Bild schwarz, denn sie haben kein visuelles Vorstellungsvermögen. Schätzungsweise bis zu drei Prozent der Menschen sind von diesem Phänomen betroffen.

    Menschen mit Aphantasie brauchen möglicherweise andere Lernstrategien, denn sie können ihre Vorstellungskraft nicht nutzen, um Informationen zu speichern und abzurufen. Die Kreativität allerdings wird von dieser Besonderheit nicht beeinträchtigt – auch Menschen mit Aphantasie können Bücher schreiben, Bilder malen und vieles mehr. In der Regel sind die Betroffenen in ihrem Alltag nicht eingeschränkt und brauchen keine spezielle Behandlung.

    Menschen mit Autismus (ASS) wurden lange Zeit sehr stereotyp wahrgenommen und dargestellt. Jedoch ist das Autismus-Spektrum extrem vielfältig. Oft bleibt Autismus unentdeckt, weil viele Betroffene ihr Verhalten so anpassen, dass es den sozialen Erwartungen entspricht. Diese Anpassung kostet jedoch viel Kraft und kann zu Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen führen.

    Das Autistic Selfadvocacy Network (ASAN) definiert Autismus als eine andere Art zu denken und zu kommunizieren. Wie genau äußert sich dies? Wie bereits erwähnt, ist das Autismus-Spektrum sehr divers – wenn einige oder alle der folgenden Eigenschaften vorliegen, kann eine Autismus-Spektrumsstörung vorliegen. 

  • Bedürfnis nach Routinen: Viele autistische Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Routinen. Überraschungen oder unerwartete Ereignisse können sie überfordern.
  • Sensibilität für Sinnesreize: In manchen Fällen reagieren Menschen mit Autismus empfindlicher auf Gerüche, helle Lichter, laute Geräusche oder Ähnliches. Es kann leicht zu einer Reizüberflutung kommen.
  • Stimming: Um sich selbst zu beruhigen und mit überfordernden Sinneseindrücken umzugehen, neigen viele autistische Menschen zu sogenanntem Stimming (self-stimulating-behaviour). Gemeint sind Wiederholungen bestimmter Verhaltensweisen. Das kann bedeuten, mit dem Oberkörper zu wippen, mit einem Gegenstand zu spielen, zu summen, Wörter zu wiederholen oder mit den Händen und Armen zu flattern. Auch selbstverletzendes Verhalten ist möglich.
  • Direkte Kommunikation: In der Kommunikation sind autistische Menschen oft sehr direkt und nehmen Dinge sehr wörtlich. Ironie oder Sarkasmus beispielsweise ist für sie manchmal nur schwer zu verstehen.
  • Schwierigkeit, Körpersprache zu verstehen: Autistische Menschen können sehr empathisch sein. Oft fällt es ihnen jedoch schwer, Gefühle im Gesicht ihres Gegenübers zu lesen. Besonders herausfordernd wird es, wenn Emotionen unterdrückt werden – zum Beispiel, wenn jemand gekünstelt lächelt oder seine Nervosität überspielt. So etwas richtig zu deuten, kann Menschen mit Autismus schwerer fallen.
  • Andere Körpersprache: Augenkontakt ist Menschen mit ASS oft unangenehm und wird vermieden. Ihre Mimik ist ebenfalls häufig weniger expressiv. Viele Autistinnen und Autisten lernen allerdings, die Gestik und Mimik zu zeigen, die von ihnen erwartet wird. Dies bedeutet eine erhebliche Anstrengung und kann sehr belastend sein. Es kann außerdem dazu führen, dass diese Menschen das Verhältnis zu ihren spontanen Reaktionen und natürlichen Verhaltensweisen verlieren. 
  • Ausgeprägte Spezialinteressen: Viele autistische Menschen haben Spezialinteressen, mit denen sie sich sehr intensiv beschäftigen. Das kann beispielsweise die Faszination für ein Themengebiet sein – von Architektur bis Physik. Manchmal sind es sehr spezielle oder ungewöhnliche Themen wie ein technischer Vorgang.
  • Dyskalkulie beschreibt eine Rechenstörung. Menschen mit Dyskalkulie haben häufig Schwierigkeiten beim Verständnis von Mengen und Maßen wie der Uhrzeit, Geld oder Längen. Auch fällt es ihnen oft schwer, Zahlen richtig zu benennen und zu schreiben. In der Schule haben Kinder mit Dyskalkulie meistens Schwierigkeiten damit, Textaufgaben zu lösen. Mathematische Logik erschließt sich ihnen nicht, deshalb werden Rechenschritte oft auswendig gelernt. Weichen Aufgaben von der üblichen Form ab, können sie nicht mehr gelöst werden.

    Mehr zum Thema Dyskalkulie erfahren Sie hier.

    Dyslexie – oder auch Legasthenie – beschreibt eine Lese- und Rechtschreibschwäche.

    Unterschieden wird zwischen drei verschiedenen Ausprägungen: 

  • eine kombinierte Lese-Rechtschreibstörung
  • eine isolierte Lesestörung
  • eine isolierte Rechtschreibstörung
  • In der Regel wird eine Dyslexie spätestens mit Beginn der Schulzeit bemerkt. Lesen und/oder Schreiben ist für diese Kinder oft sehr mühsam. Sie verwechseln ähnliche Buchstaben und Laute miteinander, lassen Wörter aus oder stocken im Text. Oft haben sie auch Schwierigkeiten, den Inhalt eines gelesenen Textes wiederzugeben. Die Fehlerzahl bei Diktaten und auch beim Abschreiben von Texten ist sehr hoch und häufig ist die Handschrift unleserlich. Dyslexie führt oft auch zu Schwierigkeiten in anderen Fächern, in denen Lesen und Schreiben ein Rolle spielen. Bei der mündlichen Mitarbeit dagegen sind Dyslexiker oft sehr gut, denn Dyslexie ist keinesfalls ein Anzeichen mangelnder Intelligenz.

    Auch im Erwachsenenalter bleibt die Dyslexie bestehen. Sie kann zu Problemen in der Ausbildung, im Beruf oder im privaten Umfeld führen. Oft haben die Betroffenen auch mit Vorurteilen zu kämpfen. Umso wichtiger ist es, sich schon im Kindesalter mit der Dyslexie zu beschäftigen. Eine Therapie kann dabei helfen, besser mit Problemen beim Lesen und Schreiben umzugehen. Eine Legasthenie-Therapie besteht unter anderem aus Sprach- und Schreibübungen. Technische Hilfsmittel wie spezielles Schreibpapier oder Lernsoftware können ebenfalls sinnvoll sein.

    Als Dyspraxie bezeichnet man eine Entwicklungsstörung in der Motorik. Betroffene Kinder haben oft Schwierigkeiten mit der Balance, beim Werfen, Fangen, dem Schließen von Knöpfen oder dem Binden einer Schleife. Ihre grob- und feinmotorischen Fähigkeiten sind nicht dem Alter entsprechend ausgebildet. Ergo- und Physiotherapie kann dabei helfen, Bewegungsabläufe zu erlernen und zu festigen.

    Als hochbegabt versteht man Menschen mit einer intellektuellen Leistungsfähigkeit, die weit über dem Durchschnitt liegt. Meistens ist damit eine hohe Denk- oder Problemlösefähigkeit gemeint. Die Personen sind zum Beispiel sehr gut darin, Zusammenhänge zu erkennen und komplexe Aufgaben zu lösen. Genauso können aber auch Hochbegabungen im musischen, sozialen oder künstlerischen Bereich vorliegen.

    Gemessen werden intellektuelle Fähigkeiten mit einem sogenannten IQ-Test. IQ steht für Intelligenzquotient. Als hochbegabt gilt man ab einem IQ von 130. Diesen Wert erreichen nur etwa zwei bis drei Prozent der Menschen – der durchschnittliche IQ liegt bei etwa 100.

    Eine Hochbegabung muss sich nicht automatisch in außergewöhnlichen schulischen Leistungen äußern. Kinder, die sich im Unterricht unterfordert fühlen, werden häufig verhaltensauffällig: Sie sind unruhig oder verträumt und wirken desinteressiert. Die Folge sind oftmals schlechte Noten und weitere Probleme wie Mobbing oder Schulangst. Manche Kinder zeigen aggressives Verhalten, andere isolieren sich. Daher ist es wichtig, eine Hochbegabung frühzeitig zu erkennen und die Kinder entsprechend zu fördern.

    Hochsensible Menschen nehmen Reize besonders intensiv wahr. Helles Licht, starke Gerüche, Berührungen, Lärm: All dies kann häufig nicht ausgeblendet werden. Auch die Emotionen anderer nehmen hochsensible Menschen oft sehr intensiv wahr. Dies kann einerseits sehr überfordernd sein. Es kann aber auch dazu beitragen, dass diese Menschen sehr einfühlsam sind. Hochsensible Menschen haben häufig eine sehr feine Wahrnehmung für Details und nehmen kleine Veränderungen in ihrer Umgebung und bei ihren Mitmenschen sehr stark wahr. Oft sind sie sehr kreativ und werden von Kunst, Musik und Literatur stark berührt.

    Für einige Betroffene ist die Hochsensibilität eine große Belastung im Alltag. Eine offizielle Diagnose gibt es bisher jedoch nicht. Zu wissen, dass man damit nicht allein ist, kann sehr entlasten – und Psychologinnen und Psychologen können dabei helfen, einen guten Umgang mit diesem Phänomen zu finden.

    Haben Farben einen Geschmack, Klänge oder Zahlen eine Farbe? Ja, für Menschen mit Synästhesie. Der Begriff bedeutet so viel wie „zugleich wahrnehmen“ – es sind also mehrere Sinneswahrnehmungen miteinander verknüpft. Das kann bedeuten, dass Menschen mit Synästhesie visuelle Reize gleichzeitig hören oder schmecken. Diese Wahrnehmung geschieht automatisch und kann ebenso wenig unterdrückt werden, wie man beispielsweise Geräusche ausblenden kann. Schätzungsweise vier bis fünf Prozent der Bevölkerung haben eine synästhetische Wahrnehmung. Eine Behandlung braucht es in der Regel nicht, da Synästhesie meistens nicht die Lebensqualität beeinflusst.

    Menschen mit Tourette-Syndrom haben sogenannte Tics – plötzlich auftretende Bewegungen und Laute, die die Betroffenen nur bedingt kontrollieren können. Es wird unterschieden zwischen motorischen Tics wie Augenblinzeln, Naserümpfen, Grimassieren – und vokalen Reaktionen wie Räuspern oder auch Schreie. Am bekanntesten, aber auch am seltensten ist der Tic, Wörter nachzusprechen oder Schimpfwörter zu sagen. Eine Diagnose gilt als gesichert, wenn die Tics im Kindes- oder Jugendalter auftreten und mindestens ein Jahr lang sowohl motorische als auch vokale Tics auftreten. Treten ausschließlich motorische oder vokale Tics auf, ist die Rede von einer chronischen motorischen oder vokalen Tic-Störung.

    Für viele Betroffene ist das Syndrom sehr belastend, weil sie im Alltag oft ungewollt die Aufmerksamkeit fremder Menschen auf sich ziehen. Bei einigen führt dies zu Depressionen oder Störungen des Selbstwertgefühls.  

    Verhaltenstherapie kann Betroffenen helfen, besser mit ihren Tics umzugehen. Auch Medikamente können eingesetzt werden, um die Impulse zu unterdrücken. 

    Welche Chancen bietet Neurodivergenz?

    Neurodivergente Menschen haben eine andere Wahrnehmung und bringen somit andere Perspektiven und Erfahrungen mit. Personen mit ADHS beispielsweise sind oft sehr kreativ und haben ein hohes Maß an Energie. Menschen aus dem Autismus-Spektrum sind häufig sehr gut darin, Muster zu erkennen, und haben einen sehr guten Blick für Details. Diese Stärken können vor allem im beruflichen Umfeld sehr bereichernd sein. Studien bestätigen, dass Teams, die aus Menschen mit und ohne Neurodiversität bestehen, besser arbeiten als homogene Teams.  

    Ist mein Kind neurodivergent?

    Sie sind sich nicht sicher, ob ihr Kind vielleicht neurodivergent ist? Es ist völlig normal, dass Eltern hier unsicher sind. Wichtig ist es, offen mit dem Thema umzugehen und sich eine professionelle Einschätzung zu holen. Denn je früher eine Neurodivergenz erkannt wird, desto besser können Sie Ihr Kind individuell fördern und unterstützen. Doch wie und wo kann eine Neurodivergenz überhaupt diagnostiziert werden? Sprechen Sie das Thema zunächst am besten in Ihrer Kinderarztpraxis an. Dort bekommen Sie mehr Infos dazu, wohin Sie sich wenden können. Einige dieser Anlaufstellen finden Sie auch am Ende dieses Artikels.

    Bin ich selbst neurodivergent?

    Viele neurodivergente Menschen haben im Laufe ihres Lebens Strategien entwickelt, um die Erwartungen zu erfüllen, die die Gesellschaft an sie stellt. Es kann daher sein, dass ihre Neurodivergenz lange unentdeckt bleibt – gerade bei Frauen ist dies häufig der Fall. Durch den Start ins Berufsleben, die Gründung einer Familie oder andere Herausforderungen wird diese Anpassungsleistung jedoch immer schwieriger. Depressionen, Burnout oder andere psychische Erkrankungen können die Folge sein. Viele Menschen entdecken auch erst durch die Diagnose ihrer Kinder, dass sie selbst neurodivergent sind.

    Die Diagnostik hat sich lange auf Kinder und Jugendliche spezialisiert – bei Erwachsenen ist die Diagnose oft schwieriger, weil viele typische Verhaltensweisen abtrainiert wurden. Auch sind die Wartezeiten häufig sehr lang, weil aktuell noch zu wenig Kapazitäten zur Verfügung stehen. Noch zu wenige Ärztinnen und Ärzte sind qualifiziert, eine Diagnose bei Erwachsenen zu stellen. Leider machen auch viele spätdiagnostizierte Menschen die Erfahrung, dass sie von Ärztinnen und Ärzten nicht ernstgenommen werden.

    Warum ist eine Diagnose überhaupt wichtig? Für viele spät diagnostizierte Menschen ist es eine große Erleichterung festzustellen, dass sie nicht allein sind und es noch andere Betroffene gibt. Oft haben sie sich in der Vergangenheit unzureichend gefühlt, weil ihnen Dinge schwerfielen, die für andere Menschen leicht sind. Häufig sind andere Menschen ihnen deswegen auch mit Unverständnis begegnet. Eine Diagnose kann helfen, sich selbst besser zu verstehen und auf die eigenen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

    Kann man Neurodivergenzen behandeln?

    Das Ziel einer Therapie ist es nicht, die Neurodivergenz zu heilen. Das braucht es auch nicht, denn Neurodivergenzen sind keine Erkrankungen. Die Besonderheit neurodivergenter Menschen liegt in der Art, wie ihr Gehirn funktioniert. Die Gesellschaft, in der wir leben, ist auf die Bedürfnisse neurodivergenter Menschen nicht ausgerichtet. Eine Therapie kann Betroffenen dabei helfen, sich besser in dieser Welt zurechtzufinden – je nach Einzelfall durch psychotherapeutische Unterstützung oder medikamentöse Behandlung.

    Hilfe für neurodivergente Menschen

    Beratungsangebote im Überblick

    Autismus: Bei dem Selbsthilfeverband Aspies e. V. finden Sie vielfältige Informationen und Anlaufstellen für Menschen im Autismus-Spektrum und deren Angehörige.

    ADHS: Auf dem ADHS Infoportal finden Sie Informationen rund um das Thema ADHS.

    Dyslexie und Dyskalkulie: Beim Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e. V. finden Sie hilfreiche Informationen rund um Lese-, Rechtschreib- und Rechenstörungen.

    Dyspraxie:Dyspraxie Online bietet Informationen und Selbsthilfegruppen für Betroffene von Dyspraxie.

    Hochbegabung: Bei der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind e. V. finden Sie Informationen zum Thema Hochbegabung bei Kindern.

    Tourette: Die Tourette-Gesellschaft Deutschland e. V. bietet vielfältige Informationen für Betroffene.

    Psychische Gesundheit

    Vorbeugen, behandeln und verstehen – mit Unterstützung der SBK

    Innere Leere, Antriebslosigkeit und Ängste – die Auslöser dafür können sehr vielfältig sein. Eines haben alle genannten Ursachen gemeinsam: Die Teilnahme am beruflichen und gesellschaftlichen Leben wird erheblich beeinträchtigt. Für viele Betroffene ist die Hausärztin oder der Hausarzt eine gute erste Anlaufstelle, um professionelle Hilfe zu erhalten. Wie die SBK Sie und Ihre Familie dabei unterstützt, psychische Herausforderungen zu meistern, erfahren Sie hier.

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