Qualitätskennzahlen für mehr Transparenz

Meinung: Fünf Jahre Transparenz- und Qualitätsinitiative rund um die Qualität von Krankenkassen – ein Kommentar von Dr. Gertrud Demmler, Vorständin der SBK (23.02.2021)

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Dr. Gertrud Demmler, Vorständin der SBK

Die SBK veröffentlicht nun zum fünften Mal ihre Kennzahlen zu Widersprüchen und Beschwerden (die Kennzahlen finden Sie hier). Vor fünf Jahren sind wir mit dieser Initiative als erste Krankenkasse gestartet, um die Grundlage für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in der gesetzlichen Krankenversicherung zu legen. Ziel ist es, den bisherigen Wettbewerb um den günstigsten Zusatzbeitrag abzulösen und durch einen Qualitätswettbewerb im Sinne der Versicherten zu ersetzen.

Wo stehen wir heute – fünf Jahre später – mit diesem Ziel? Ich ziehe dazu ein gemischtes Fazit: Bedauerlich ist, dass wir nach wie vor nur wenige Krankenkassen als Mitstreiter gewonnen haben, die unserem Beispiel folgen und ebenfalls ihre Leistungskennzahlen veröffentlichen. Dennoch sehe ich, dass wir in den vergangenen Jahren mit unserer Initiative viel bewegt haben: So hat sich beispielsweise eine breite Gruppe von Betriebskrankenkassen zusammengeschlossen, die die Möglichkeiten vergleichbarer Qualitätskennzahlen ausloten.

Gleichwohl werden in den dabei notwendigen lebhaften Diskussionen auch die Grenzen der Aussagekraft solcher Indikatoren sichtbar, insbesondere wenn es um die Vergleichbarkeit der Daten geht. Das zeigt anschaulich folgendes Beispiel: Beim Vergleich der Anzahl der Widersprüche, die die Betriebskrankenkassen in einem Jahr erhalten haben, zeigten sich große Unterschiede. In der Diskussion um die Frage, woher diese Unterschiede kommen, wurde deutlich, dass es in den Krankenkassen ganz unterschiedliche Regeln gibt, ab wann ein Widerspruch als solcher für die Statistik zu erfassen ist. Dieses einfache Beispiel zeigt: Die Organisation und die Prozesse einer Kasse beeinflussen die Anzahl der gemeldeten Widersprüche entscheidend. Die statistischen Leistungsdaten der Krankenkassen müssen also konsequent auf ihre Aussagekraft und den Kontext hin überprüft werden. Ich würde mir wünschen, dass der Gesetzgeber diese Erkenntnisse aufgreift und hier aktiv wird, um die entsprechenden Anforderungen an die Datenmeldungen zu spezifizieren. So wäre ein Vergleich von Leistungskennzahlen möglich.  

Als ersten Fortschritt in diese Richtung und weiteren Erfolg unseres fünfjährigen Engagements werte ich, dass wir das Thema „Qualitätstransparenz bei Krankenkassen“ erfolgreich auf die politische Agenda heben konnten: Vorläufiger Höhepunkt war der Antrag für mehr Qualität im Wettbewerb der Krankenkassen, den Bündnis 90/Die Grünen im Mai 2019 im Gesundheitsausschuss einbrachten.

Krankenkassenqualität: Was zählt, ist die Meinung der Versicherten

Die Diskussionen um Transparenz über Krankenkassenqualität hat uns in den letzten Jahren aber auch vor Augen geführt, dass Kennzahlen und Indikatoren nur ein indirektes Bild von der Qualität von Krankenkassen geben. Sie sind eine Hilfskrücke, die nur einen Aspekt der Qualität einer Krankenkasse abbilden können.

Im Rahmen unserer Transparenz- und Qualitätsoffensive rückt daher die Versichertenerfahrung immer mehr in den Fokus. Die zentrale Frage ist für uns: Wie erleben Versicherte ihre Kasse im Beratungs- und Leistungsfall? Nur wenn die Versichertenerfahrung die gute Beratung und den guten Kontakt mit ihrer Krankenkasse bescheinigen, kann von guter Qualität gesprochen werden. Daher werden wir in Zukunft unsere Qualitätsinitiative stärker auf die direkte Erfahrung der Versicherten ausweiten – ohne unser Bemühen um aussagekräftige Qualitätskennzahlen zu vernachlässigen. Ich freue mich darauf, diese Debatte gemeinsam mit meinen Kolleg*innen auch in den kommenden Jahren zu treiben und das Ziel eines echten Qualitätswettbewerbs in der GKV im Sinne der Versicherten mit Nachdruck zu verfolgen.

Die hier zur Verfügung gestellten Inhalte dürfen, unter Angabe der Quelle SBK Siemens-Betriebskrankenkasse, veröffentlicht werden.

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