SBK-Umfrage zur finanziellen Lage der GKV: Positive Einschätzung der Bevölkerung verkennt Realität
Pressemitteilung: Viele Menschen in Deutschland schätzen die finanzielle Lage der GKV zu gut ein. Das macht es schwer, nötige Reformen zu vermitteln. (01.10.2024)
40 Prozent der befragten Deutschen gehen davon aus, dass die Versichertengemeinschaft der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) über ein gutes finanzielles Polster verfügt. Das ist das Ergebnis einer Erhebung der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse. Das Marktforschungsinstitut YouGov* hatte im Auftrag der Krankenkasse Ende September über 2.000 Bürgerinnen und Bürger zur finanziellen Lage der GKV befragt. Lediglich 9 Prozent der Befragten vertraten die Auffassung, um die Finanzlage in der GKV wäre es sehr schlecht bestellt. Damit ist sich nur ein Bruchteil der Menschen hierzulande der realen Situation bewusst: Das Defizit lag bei den 95 gesetzlichen Krankenkassen in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres bei über zwei Milliarden Euro. Das macht es schwer, notwendige Reformen zu vermitteln.
Die größten Ausgabenblöcke sind in der Bevölkerung bekannt
Realistischer waren die Deutschen bei der Einschätzung, welche Bereiche die meisten Kosten verursachen. 69 Prozent** gehen davon aus, dass die stationäre Versorgung in Krankenhäusern hohe Ausgaben verursacht, 64 Prozent sehen die Versorgung mit Arzneimitteln als großen Kostenblock. Und tatsächlich: Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen stiegen zwischen 2019 und 2023 in der Gesamt-GKV von 80,34 auf 93,95 Milliarden Euro, ein Plus von rund 17 Prozent. Damit handelt es sich um den größten Ausgabenposten. Für Arzneimittel gibt die GKV im Jahr rund 53 Milliarden Euro aus. Das ist der zweitgrößte Ausgabenposten. Im ersten Halbjahr 2024 sind die Ausgaben in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent gestiegen.
Reformen sind unausweichlich – aber schwer zu vermitteln
„In unserem Gesundheitswesen treffen begrenzte Ressourcen auf steigende Ausgaben“, so Florian Getfert, Bereichsleiter Finanzen bei der SBK. „Aktuell führt das bei den Versicherten immer wieder zu Frust. Sie erleben in ihrem Versorgungsalltag lange Wartezeiten sowie volle Wartezimmer – und müssen dafür immer mehr zahlen. Das ist für sie verständlicherweise nicht nachvollziehbar.“
Vor allem der medizinische Fortschritt und eine steigende Anzahl älterer Menschen führen zu dem stetigen Ausgabenwachstum. Gleichzeitig sind vorhandene Gelder nicht gut verteilt. „Eigentlich ist genug Geld im System“, so Getfert. „Nur sind die Strukturen historisch so gewachsen, dass das Geld nicht immer an der richtigen Stelle ausgegeben wird. Wir brauchen daher dringend Reformen. Wichtig dabei: Diese Reformen müssen dafür sorgen, dass die vorhandenen Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden und nicht einfach nur mehr Geld von den Beitragszahlenden eingefordert wird. Transparenz und Rechenschaft sind die oberste Pflicht für die Macher dieser Reformen.“
Der SBK-Finanzchef ist überzeugt, dass es vor allem diese zwei Dinge sind, die in der Bevölkerung Akzeptanz für Veränderungen schaffen: Transparenz über die aktuelle Situation im Gesundheitswesen und die geplanten Maßnahmen sowie Rechenschaft darüber, dass die Politik im Rahmen ihrer Entscheidungen nicht leichtfertig mit den Geldern der Solidargemeinschaft umgeht, sondern sie verantwortungsbewusst einsetzt.
Über Aufklärung Verständnis schaffen
Die SBK hat in den letzten Wochen eine Aufklärungskampagne gestartet, um mehr Licht in die Lage der GKV-Finanzen zu bringen. In insgesamt acht Hintergrundartikeln beleuchtet sie Verantwortlichkeiten, Kostenentwicklungen und das Finanzierungssystem der Gesetzlichen Krankenversicherung.
* Die Daten dieser Befragung basieren auf Online-Interviews mit Mitgliedern des YouGov Panels, die der Teilnahme vorab zugestimmt haben. Für diese Befragung wurden im Zeitraum 20. und 23.09.2024 insgesamt 2038 Personen befragt. Die Erhebung wurde nach Alter, Geschlecht und Region quotiert und die Ergebnisse anschließend entsprechend gewichtet. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Wohnbevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren.
** Bei den ausgewiesenen Prozentwerten handelt es sich um die Zusammenfassung zweier Skalenpunkte (TOP-2-Box) z. B. „Eher hoher Anteil“ + „Sehr hoher Anteil an Ausgaben“
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