Der mündige Patient - Transparenz als Schlüssel zum aktiven Mitgestalten der eigenen Versorgung

Meinung: Vorständin Dr. Demmler über Patientenautonomie und die Herausforderungen an das Gesundheitswesen (26.07.2019)

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Anfang des Jahres habe ich bereits meine Gedanken rund um die sich durch die Digitalisierung wandelnden Rollen im Gesundheitswesen veröffentlicht – daran möchte ich nun anknüpfen und mich einmal näher mit dem mündigen Patienten beschäftigen. Ein Zitat aus meinem damaligen Text lautete: „Als mündiger Patient, der Transparenz über seinen Gesundheitsstatus hat, wird er mehr Eigenverantwortung übernehmen wollen oder müssen.“

Heute möchte ich diese Aussage präzisieren: Die allermeisten Menschen müssen nicht, sie wollen. Sie wollen aktiv entscheiden und ihr Leben bzw. den Umgang mit ihrer Krankheit mitgestalten. Davon waren wir bei der SBK schon immer überzeugt. Und haben in der letzten Zeit immer wieder vor Augen geführt bekommen, wie richtig wir mit dieser Annahme liegen. Wir haben eine Tester Community ins Leben gerufen, um unsere Versicherten an der Weiterentwicklung unserer App „Meine SBK“ teilhaben zu lassen. Mehrere hundert Kunden geben uns regelmäßig Feedback und bringen Ideen ein. Wir führen Customer Journey Workshops durch, zu denen wir immer häufiger und immer mehr Kunden einladen. Was wir dort erleben sind Menschen, die Spezialisten sind. Die sich bei ihren Krankheiten, ihren benötigten Heil- und Hilfsmitteln manchmal sogar besser auskennen als wir. Und die begeistert sind, wenn wir sie bitten, mitzumachen. Sie erleiden ihre Versorgung nicht, sie gestalten sie.

Wir als Akteure im Gesundheitswesen müssen das endlich anerkennen. Nehmen wir das Beispiel ePA: Ursprünglich war sie so konzipiert, dass der Versicherte selbst keinen Zugriff hatte. Sie war dazu gedacht, dass sich Ärzte über den Kopf ihres Patienten hinweg über ihn und seine Krankheit austauschen. Dieses Bild einer „Leistungserbringer-Akte“ existiert nicht mehr. Darüber bin ich sehr froh. Auch wenn noch nicht alle Funktionen konsequent vom Kunden aus konzipiert sind – das Grundprinzip hat sich geändert. Die ePA soll eine Akte sein, die dem Patienten dient und ihn als einen der wichtigsten Akteure in unserem Gesundheitssystem einbezieht.

Nun können wir natürlich nicht von jedem erwarten, dass er mit den behandelnden Ärzten auf Augenhöhe über seine Diagnose oder mit uns über die Vor- und Nachteile bestimmter Hilfsmittel fachsimpelt. Menschen, die nicht schon lange mit ihrer chronischen Krankheit leben, haben ein ganz anderes Informationsbedürfnis und einen anderen Wissensstand. Ihnen können wir aber Instrumente an die Hand geben, damit sie lernen mit der Transparenz umzugehen und für die individuelle Situation gute Entscheidungen zu treffen. Zu zeigen, dass Transparenz keine Angst machen muss, sondern dass sie eine Chance ist. Das ist Aufgabe der Ärzte, aber auch von uns Krankenkassen. Aufklärung ist hier das Gebot der Stunde.

Die Videoreihe „Inside Digital Health“, die wir jetzt gemeinsam mit Prof. Dr. David Matusiewicz veröffentlichen, gehören für mich zur Aufklärung dazu. Sie ergänzen die tägliche Arbeit meiner Kollegen vor Ort, die jedem Versicherten mit Rat und Tat zur Seite stehen, Fragen beantworten und sie so dabei unterstützen, zu einem mündigen oder noch besser formuliert zu einem autonomen Patienten zu werden.

 

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