Alles bleibt anders - und das ist auch gut so
Meinung: Wie sich Führung wandelt und warum die Corona Krise eine Chance für bessere Zusammenarbeit sein kann (06.04.2020)
In der aktuellen Krisensituation erleben wir Führungskräfte, dass flexibles Arbeiten nicht mehr nur eine Option ist. Vertrauen und Loslassen ist wichtiger denn je. Ein großer Teil der SBK ist innerhalb weniger Tage auf mobiles Arbeiten umgestiegen, darunter erstmals viele Kolleg*innen aus den operativen Einheiten. Da viele nun ihre Kinder zu Hause betreuen müssen, läuft die Kommunikation oftmals asynchron und überwiegend digital. Manche Teams arbeiten zum ersten Mal komplett remote. Wer daran gewöhnt ist, seine Mitarbeiter*innen morgens in Persona kommen und abends gehen zu sehen, für den ist das erst mal eine Umstellung. Ebenso für die Mitarbeiter*innen, die ihre Arbeit nun zwischen Haushalt und Kindern erledigen.
Wir erleben trotz aller Herausforderungen, dass es sehr gut funktioniert – für unsere Kolleg*innen und für unsere Kund*innen. Unsere Skype Leitungen glühen wie nie zuvor und jede*r übernimmt Verantwortung dafür, dass wir trotz der neuartigen Rahmenbedingungen für unsere Kund*innen da sein können. Egal, ob es um die Bestellung von nötigem IT Equipment geht, das Ausprobieren neuer digitaler Tools oder die bestmögliche Information unserer Mitarbeiter*innen in der Krise. Es ist schön zu sehen, dass neue Ideen für die Vernetzung und den digitalen Wissensaustausch entstehen – zu fachlichen Themen oder auch mal über die Beschäftigung der Kinder während des Skype-Termins.
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
Was wir gerade in der SBK erleben, das ist die Führungsarbeit der Zukunft. Wir haben uns Anfang des Jahres intensiv damit beschäftigt – jetzt zeigt sich, dass es der richtige Weg war. Vertrauen und Selbstverantwortung statt Aufgabenkontrolle und Detailvorgaben, Teamspirit und Zusammenarbeit statt Einzelkämpfertum und Bereichsegoismus. Genauso wichtig ist aber auch, dass Führung und stringente Moderation bei der Entscheidungsfindung nun noch wichtiger sind als bisher. Denn gute Zusammenarbeit und Vertrauen ersetzen nicht die Verantwortung, Entscheidungen zu treffen. Ich bin stolz darauf, dass unsere Führungskräfte das heute bereits so gut verinnerlicht haben und sich in der Krise besonders zeigt, wie Verantwortung wahrgenommen wird.
Führung kenne ich nämlich auch ganz anders. Als ich vor fast drei Jahrzehnten ins Berufsleben einstieg, waren die Rollen klar verteilt. Diejenigen, die besonders viel Fachwissen vorweisen konnten und sehr fleißig waren, lieferten die Entscheidungsgrundlagen. Selten waren sie aber auch in die Entscheidung eingebunden. Meist wurde der fachlich Versierteste dann in den Entscheiderkreis, also in die Führung, aufgenommen. Die oberste Führungsriege traf die Entscheidungen, und jeder kämpfte am liebsten aus der eigenen (engen) Fachlichkeit heraus, die einen ja zum Chef*in gemacht hatte. Die Mitarbeiter*innen blieben überwiegend im Hintergrund.
Ich erinnere mich auch noch gut an meine erste Zeit als junge Führungskraft. Wenn ich nicht gleich die Antwort auf eine fachliche Frage parat hatte, fühlte ich mich ertappt und setzte alles daran, beim nächsten Mal besser vorbereitet zu sein. Sicherlich war das eine gute Schule für mich, aber ich begrüße doch sehr, dass die Situation heute eine andere ist. Für gute Entscheidungen braucht man jetzt nach wie vor solides Fachwissen. Gute Entscheidungen entstehen jedoch erst, wenn man verschiedene Perspektiven beleuchtet und diese gemeinsam bewertet hat. Die Entscheidungen entstehen nicht mehr in 1:1 Gesprächen mit dem Chef, sondern in Entscheidungsrunden, in denen alle relevanten Perspektiven und Kompetenzen vertreten sind. Führungskräfte sorgen eher für die Rahmenbedingungen und einen guten Entscheidungsprozess. Das heißt Netzwerke über Hierarchie- und Ortsgrenzen hinweg gewinnen immer mehr an Bedeutung und der „vermeintliche“ Wissens- und Erfahrungsvorsprung von Managern nimmt ab. Diese Tendenz hat sich schon lange vor Corona abgezeichnet, wird uns aber in der jetzigen Krisenlage besonders deutlich vor Augen geführt.
Enablement statt Micromanagement
In einer Situation, in der viele Teammitglieder teilweise kurzfristig und über Wochen mobil arbeiten, besteht die Herausforderung darin, wie ich als Führungskraft in dieser unsicheren Zeit Orientierung bieten kann. Das bedeutet, weiter gute Arbeitsprozesse und eine hohe Flexibilität sicher zu stellen und gleichzeitig im Blick zu behalten, was für den Geschäftserfolg die größte Priorität hat. Dabei ist es wichtig, auch die Persönlichkeit der Mitarbeiter*innen zu berücksichtigen und sie dort gezielt einzusetzen, wo sie Ihre individuellen Stärken, Fähigkeiten und Möglichkeiten am besten einbringen können.
Echte Leader wissen, dass ihre Mitarbeiter*innen nicht durch Gängelung beste Ergebnisse erarbeiten, sondern wenn sie mit Leidenschaft und Spaß bei der Sache sind und Verantwortung übernehmen können. Unsere Aufgabe ist heute nicht mehr, Detailvorgaben zu machen, sondern vielmehr Sinn zu stiften und die Verantwortung im Rahmen des Auftrags zu erläutern. Dazu müssen klare Austausch- und Informationskreise geschaffen werden, um die Entwicklung zu bewerten und nötigenfalls schnelle Entscheidungen zu ermöglichen. Und das ist nichts Anderes als Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen gute Ergebnisse erzielt werden können. Die Rolle der Führungskraft ist dabei immer mehr, das Team als Leader, Coach und Teamentwickler zu unterstützen.
Krise kann Chance sein
Ich bin mir sicher: Wer jetzt positiv und neugierig bleibt und auch in der Distanz auf Teamzusammenhalt setzt, kann die Krise für sich und sein Team als Chance nutzen. Hierfür sind vor allem Persönlichkeit und Zusammenarbeit auf Augenhöhe gefragt.
Ich persönlich kann sagen: So schwierig die Herausforderungen gerade sind, in Bezug auf neue Führungskompetenzen und innovative Wege in der Zusammenarbeit sehe ich große Chancen. Auf den Zusammenhalt in der SBK und das gemeinsame Anpacken bin ich stolz und ich glaube fest daran, dass wir gestärkt aus dieser Krise herausgehen.
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