Fehlanreize im Morbi-RSA führen zu steigenden Krankheitszahlen

Meinung: SBK-Vorstand Dr. Hans Unterhuber bezieht Stellung (11.10.2017)

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Dr. Hans Unterhuber

Die Frontal 21-Sendungdes gestrigen Abends hat anschaulich gezeigt, welche Folgen die Fehlanreize des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs haben. Die Existenzen der Betroffenen können bei einer falschen Diagnose bedroht sein. „Die Beispiele der angeblich Demenzerkrankten haben deutlich gemacht, worum es eigentlich geht – um den Menschen“, betont Dr. Hans Unterhuber, Vorstandsvorsitzender der Siemens-Betriebskrankenkasse SBK. „Es kann nicht das Ziel sein, Vorteilsmaximierung auf Rücken der Patienten und Versicherten zu betreiben, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen es erlauben. Seit Jahren plädieren wir dafür, den Morbi-RSA so umzugestalten, dass die richtigen Anreize gesetzt werden und die Versorgungsqualität der Versicherten im Mittelpunkt der finanziellen Ausgestaltung des Gesundheitswesens steht. Die neue Regierung hat da eine ganz klare Aufgabe.“

Erst letzte Woche veröffentlichte Zahlen verdeutlichen den Trend: Die Deutschen werden – zumindest auf dem Papier – immer kränker. Über fünf Millionen neue im Morbi-RSA finanziell relevante Erkrankungen sind in den Meldungen der Krankenkassen allein in einem Jahr hinzugekommen, ein Plus von 7,4 Prozent. Angesichts einer Gesamtversichertenzahl in der Gesetzlichen Krankenversicherung von rund 70 Millionen eine beachtliche Steigerung. Die im Frontal 21-Beitrag thematisierte Demenz (einschließlich Alzheimer und vaskulärer Demenz) wurde 2016 knapp 115.000 Mal öfter diagnostiziert als noch 2015 (+ zehn Prozent). Die Zahl der dokumentierten Erkrankungen an chronischem Schmerz stieg sogar um rund 955.000 (+ 33 Prozent). Auch bei den so genannten F-Diagnosen (psychische Krankheiten) sind die Verschiebungen deutlich. Knapp 700.000 neue Fälle der schweren Depression sind gemeldet worden, die Fälle der leichten Depression sanken im Gegenzug. Für schwere Depressionen erhalten Krankenkassen deutlich mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds als für leichte.

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