Wir brauchen einen Befreiungsschlag
Meinung: SBK-Vorstand Dr. Hans Unterhuber im Interview (Juli 2018)
Herr Dr. Unterhuber, seit Inkrafttreten der DSGVO gilt in Europa der allgemeine Grundsatz, dass der Bürger die Datenhoheit hat, dass er allein über seine Daten bestimmen kann. Welche guten Argumente hat die SBK, dass die Versicherten ihre digital verfügbaren Daten mit Ihrer Kasse teilen? Und sind solche guten Argumente der Trigger, um die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen voranzutreiben?
Die Digitalisierung voranzutreiben ist kein Selbstzweck. Es geht darum, unser Gesundheitswesen zukunftsfähig zu machen. Digitalisierung ist weit mehr als Telemedizin oder Pollenflug-Apps. Speziell in der Beziehung zwischen Kasse und Versichertem liegt der Vorteil darin, Prozesse zu vereinfachen, Bürokratie abzubauen. Es besteht bei unseren Versicherten eine hohe Bereitschaft, die Daten mit uns zu teilen, wenn für sie spürbar ist, welche Vorteile sie davon haben. Das sehen wir in der täglichen Praxis und auch bei verschiedenen Befragungen.
Wenn unser Versicherter der digitalen Kommunikation mit uns zustimmt, kann er die übliche Zettelwirtschaft erheblich reduzieren. Er verfügt über einen Online-Postfach, kann Formulare wie den jährlichen Familienfragebogen online ausfüllen oder uns seine AU-Bescheinigung per Foto-Upload über eine App zusenden. Das spart Zeit. Und wir holen den Versicherten dort ab, wo er gerade ist – mit dem Laptop auf dem Sofa.
Wir sehen in der Digitalisierung noch einen anderen Vorteil: Künftig werden Routineaufgaben und Massenprozesse im Hintergrund digital und automatisch ablaufen. Das bedeutet für uns als Kasse, dass wir mehr Zeit für komplexe Beratungsgespräche haben. Für unsere Ausrichtung als Qualitätskasse ist das entscheidend. Für bestimmte Anliegen braucht es einfach ein persönliches Gespräch. Durch digitale Prozesse schaffen wir dafür mehr Raum. Die Arbeit der Menschen wird intensiver und spannender.
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