Zukunftsfestes Gesundheitswesen – die Zeit zu handeln ist jetzt!
Meinung: Viele Menschen haben Sorge, dass „ihre gesundheitliche Versorgung nicht mehr gesichert ist“. Das muss ein Weckruf sein, findet SBK-Vorständin Dr. Gertrud Demmler (15.06.2023)
Diese Woche habe ich den „Monitor Patientenberatung“ der Unabhängigen Patientenberatung (UPD) gelesen. Eine Aussage darin hat mich besonders berührt: Viele Menschen äußern die Sorge, „dass das Gesundheitssystem an seine Grenzen kommt und ihre gesundheitliche Versorgung nicht mehr gesichert ist“ (Seite 83). Das Vertrauen der Menschen darauf, dass sie bei Bedarf medizinisch gut versorgt werden, ist eine Grundfeste unserer Gesellschaft. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie ins Wanken gerät. Doch der Bericht der UPD legt nahe, dass es Zeit ist zu handeln, um den Menschen auch in Zukunft dieses Vertrauen noch geben zu können.
Vorschläge für ein zukunftsfestes Gesundheitswesen
Für mich zeigt der Monitor Patientenberatung einmal mehr: Wir müssen das Gesundheitswesen so aufstellen, dass die knapper werdenden Mittel nachhaltiger eingesetzt werden. Doch nach wie vor gilt die Prämisse: Wo viele Ressourcen eingesetzt werden, fließt viel Geld hin. Diesen Mechanismus müssen wir umkehren: Knappe Ressourcen müssen so eingesetzt werden, dass sie den größtmöglichen Nutzen für die Versorgung der Menschen bringen:
- Die Ergebnisqualität von Therapien, Behandlungen und Leistungserbringern sollte die Basis für die Verteilung der Ressourcen im Gesundheitswesen werden. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Qualität gemessen wird und die Ergebnisse transparent zur Verfügung stehen.
- Die im Gesundheitswesen arbeitenden Menschen sind mit Bedacht einzusetzen. Das bedeutet, dass sie die Aufgaben übernehmen, bei denen Menschlichkeit oder menschliche Entscheidungen gefragt sind. Viele andere Aufgaben, wie z. B. Dokumentationsplichten, sollten digitalisiert oder anders verteilt werden. Auch die bessere Begleitung der Menschen durch das Gesundheitswesen kann unnötige Beratungen und Doppelbehandlungen reduzieren. Hier können wir Krankenkassen eine viel gewichtigere Rolle spielen, wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen werden.
- Prävention ist gelebte Nachhaltigkeit: Sie erspart nicht nur viel Leid. Krankheiten schon in der Entstehung zu bekämpfen, entlastet auch das Gesundheitswesen. Wir Krankenkassen kommen unserem Auftrage zur Prävention in vielfältiger Wiese nach. Damit Prävention ihre volle Wirkung entfalten kann, muss die Bedeutung von Vorsorge im gesamten Gesundheitswesen gestärkt werden. Zudem sollten wir "gesund leben" als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begreifen: Kommunen und Gemeinden, Politik, Bildungsanstalten und viele mehr müssen ihren Beitrag für ein gesundes Leben leisten. Nachhaltige Gesundheit ist nicht die lebenslange Pille gegen Adipositas, sondern die Adipositas auslösenden Ursachen zu verändern.
Mein Fazit: Noch haben wir eine sehr gute medizinische Versorgung. Doch schon jetzt spüren die Menschen, dass das System unter Druck steht – und die Herausforderungen werden größer (demographischer Wandel, neue Krankheiten aufgrund des Klimawandels und sich verändernder Umweltbedingungen, Fachkräftemangel…). Es gilt, jetzt Strukturen zu schaffen, die Verschwendung eindämmen und eine bessere Steuerung der Ressourcen im Sinne der Patientinnen und Patienten ermöglichen.
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