Das eRezept ist wichtiger Meilenstein in der Digitalisierung
Interview: Tobias Schwab ist überzeugt, dass mit der Einführung des eRezepts die Digitalisierung des Gesundheitswesens einen großen Schritt nach vorn machen wird. (23.03.2021)
Wie ist denn der Stand der Dinge bei der SBK?
Grundsätzlich haben wir als Kasse mit dem eRezept erst einmal nichts zu tun. Es handelt sich um eine App, die von der gematik entwickelt und auch bereitgestellt wird. Wir kommen ganz praktisch dann ins Spiel, wenn es um die Nutzeridentifizierung für die Anwendung geht. Die läuft nämlich über die Gesundheitskarte und deren PIN – und die Ausgabe läuft über uns Kassen.
Aber nichtsdestotrotz sehen wir uns hier in der Verantwortung, uns einzubringen und Hinweise zu geben, wo etwas gut läuft oder wo es anders laufen sollte. Denn: Es sind unsere Versicherten, die die Nutzer der App sein werden – wir sehen es als unseren Auftrag an, uns in ihrem Sinne einzubringen und immer wieder auf die notwendige Nutzerfreundlichkeit der digitalen Anwendungen hinzuweisen. Zumal wir überzeugt sind, dass das eRezept eine der Blockbuster-Anwendungen werden wird. Hier wird die digitale Gesundheitswelt zum ersten Mal für unsere Versicherten greifbar. Ein Rezept braucht nämlich jeder immer wieder und auch wenn es eine Offline-Lösung gibt: Das rote Rezeptformular, wie wir es kennen, wird es nicht mehr geben. Dadurch, dass wirklich alle mit dem eRezept in Berührung kommen, wird die fortschreitende Digitalisierung viel sichtbarer werden.
Und wie bringt sich die SBK ein, gibt es konkrete Anknüpfungspunkte?
Ja, wir sind schon früh in den Austausch mit der gematik gegangen. Wir bei der SBK haben schon seit einigen Jahren eine Tester Community, in der sich Kunden engagieren. Auch unsere eigenen Entwicklungen, vor allem bei der Weiterentwicklung unserer Kassen-App „Meine SBK“, stellen wir dort auf den Prüfstand. Die gematik hat sich bereits mehrfach Feedback von unseren Versicherten geholt, was die Usability der App angeht.
Das klingt doch gut, oder?
Ja, das stimmt. Das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wir halten es für unabdingbar, immer wieder die Anwender zu befragen, um Angebote und Dienstleistungen sinnvoll zu entwickeln. Auch dass die gematik bei den Vorgaben für das E-Rezept mit FHIR erstmals interoperable, internationale Standards einführt, ist sehr gut. Die Orientierung an solchen Standards haben wir in der Diskussion um die elektronische Patientenakte ePA immer wieder gefordert.
Gibt es auch ein „Aber“?
Es gibt zwei Punkte, die mich noch etwas unzufrieden zurücklassen: Zum einen sehe ich eine Schwierigkeit darin, dass die Kassen für die Identifizierung der Nutzer zuständig sind, wohingegen die gematik als Anbieter der App für den Kundensupport zuständig ist. Ob allen Kunden klar ist, dass sie sich bei Rückfragen zur PIN an uns wenden müssen und bei Problemen mit der App an die gematik? Ich plädiere ganz stark dafür, dass wir uns das – gerade auch im Hinblick auf unsere Erfahrungen mit der ePA – noch einmal anschauen und gegebenenfalls nachjustieren.
Der zweite Punkt ist das fehlende Zusammenspiel des eRezeptes mit der ePA. Auch der eMedikationsplan wird nicht automatisch aktualisiert, wenn der Versicherte ein Rezept einlöst. Hier gibt es sicherlich noch Verbesserungspotential. In meiner Vision ist die ePA der zentrale Dreh- und Angelpunkt für die digitale Versorgung und alle anderen Anwendungen sollten daran andocken. Sonst wird das ganze System schnell unübersichtlich und die Umstellung für unsere Kunden schwerer als nötig. Von der Alltagstauglichkeit ganz zu schweigen.
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