Krankenkassen als Treuhänder der Daten

Meinung: Für Vorständin Dr. Gertrud Demmler sind Krankenkassen ideale Treuhänder für die Daten der Versicherten (27.07.2021)

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Vor einiger Zeit bin ich wieder über den Begriff des Treuhänders gestolpert. Der Begriff mag angestaubt klingen. Aus meiner Sicht ist er aktueller denn je – vor allem im Kontext von Digitalisierung und Datenaustausch. Auch die EU fordert einen neutralen Datenmittler, einen Treuhänder für die Daten der Versicherten. Als Kasse können wir diese Rolle gut wahrnehmen. 

Datenstrategie fehlt weiterhin 

Der Informationsaustausch im deutschen Gesundheitswesen stockt an vielen Stellen. Dies hat einmal mehr auch die Corona-Pandemie gezeigt, als Laborergebnisse im großen Stil gefaxt und Berechtigungsscheine für FFP2-Masken an Kleinkinder verschickt wurden. Dabei sind sich alle Akteure einig: Der schnelle Austausch von Daten und die konsequente Analyse von Daten kann Versorgung verbessen – auf systemischer Ebene, indem sie hilft, Lücken aufzudecken und Forschung anzustoßen. Auf individueller Ebene durch eine gezieltere Beratung der Versicherten. Woran hakt es also? Bisher fehlt der große Wurf einer umfassenden Digitalisierungs- und Datenstrategie. 

Krankenkassen als Treuhänder

Für mich ist klar: Krankenkassen müssen in dieser nationalen Datenstrategie eine wichtige Rolle spielen. Als Vertreter einer Gemeinschaft über 70 Mio. gesetzlich Versicherten stehen sie in der Verantwortung, diese Debatte mitzuprägen. Krankenkasse handeln seit jeher als Treuhänder der Versicherten. Sie agieren an der Schnittstelle, an der die Informationen über die Versorgung der Versicherten zusammenkommen. Sie achtet auf eine hohe Qualität der Versorgungsangebote und den wirtschaftlichen Einsatz der eingezahlten Beiträge. Kassen tut dies ohne eigene Gewinnabsicht und sind laut ihrer Verfassung nur der Versichertengemeinschaft verpflichtet. In dieser Rolle müssen sie nun dafür sorgen, dass deren Interessen auch im Mittelpunkt der Datenstrategie stehen. 

Neutraler Datenmittler gesucht

Auf europäischer Ebene wird mittlerweile ein neutraler Datenmittler gefordert: eine Stelle, die die Gesundheitsdaten der Versicherten sicher verwahrt und in deren Sinne verwaltet. Als etablierte Treuhänder könnten Krankenkassen diese Rolle verlässlich und sicher wahrnehmen. Sie bieten sich auch deshalb an, weil sie an der Schnittstelle agieren, an der alle Daten über die Versor-gungssituation der Versicherten zusammenkommen. Bisher allerdings nur zu Abrechnungszwecken. Durch die Telematikinfrastruktur gibt es nun die Chance, Krankenkassen an den Informationsfluss der Leistungserbringer umfassend anzubinden. Damit wären gesundheitsbezogene Daten an einer Stelle gebündelt und nutzbar – die Zustimmung der Versicherten immer vorausgesetzt. 

Ob neutraler Mittler oder Treuhänder: Es braucht eine zentrale Anlaufstelle, die Daten verlässlich verwahrt und gemäß den Wünschen der Versicherten nutzbar machen. Krankenkassen können und müssen dabei Teil der Lösung sein und die Debatte über eine längst überfällige Digital- und Datenstrategie prägen. 

Die hier zur Verfügung gestellten Inhalte dürfen, unter Angabe der Quelle SBK Siemens-Betriebskrankenkasse, veröffentlicht werden.

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