„Zurücklehnen und genießen“
Meinung: Vorständin Dr. Gertrud Demmler über Unternehmenskultur, Wertewandel und Selbststeuerung in der SBK Siemens-Betriebskrankenkasse (04.11.2020)
Corona hat gesellschaftliche Werte wieder sichtbar gemacht. Die Bedeutung von Menschlichkeit, Verantwortung und Vertrauen sind unmittelbar spürbar, vor allem auch dann, wenn sie fehlen. Während dieser Pandemie haben wir gelernt innezuhalten, nachzudenken und den Sinn unseres Handels stärker zu hinterfragen. Corona hat die Sehnsucht nach Sinn verstärkt. Ganz klar, dass da auch die Diskussion um den Sinn eines Unternehmens, den sogenannten Purpose, wieder neuen Schub bekommt.
Als Krankenkasse haben wir kein Problem diesen, vielleicht zu oft bemühten Begriff mit Leben zu füllen. Im Krankheitsfall sichern wir finanziell ab und ermöglichen unbürokratischen Zugang zu medizinischer Versorgung. Wir unterstützen unsere Versicherten bei Entscheidungen rund um die Gesundheit und bei der Vorsorge. Wer würde also den Sinn einer Solidargemeinschaft infrage stellen, in der es um Vertrauen, Sicherheit und Zuverlässigkeit geht?
Doch ganz so leicht machen wir es uns nicht, das wäre zu selbstgefällig und passt so gar nicht zur SBK. Sicherlich ist der Sinn unseres Tuns in Richtung Kunde sehr offensichtlich. Doch wie sieht es mit Blick auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus? Leben wir unsere Werte, unser Unternehmensleitbild auch nach innen?
Unsere Unternehmenswerte haben wir vor fast 15 Jahren entwickelt. Da wurde es Zeit, Luft zu holen, innezuhalten und kritisch zu prüfen: Wir haben unseren Sinn hinterfragt, unser Leitbild neu formuliert und unsere Werte noch einmal genau angeschaut: Haben wir alle noch das gleiche Verständnis darüber, was sie bedeuten? Was macht die SBK für uns heute aus? Gibt es Entwicklungen oder Impulse, die uns weiterbringen?
Das sind Fragen, die ich als Vorständin zwar stellen, aber niemals allein beantworten kann. Alle im Unternehmen sollten einen Teil dazu beitragen können, das SBK-Leitbild mit Leben zu füllen, mitzugestalten. Deshalb sind wir mit der gesamten Organisation in einen Werte-Dialog gegangen.
Noch bis zum Ende des Jahres diskutieren wir alle zwei Wochen unter dem Motto „SBK KulTour“ einen unserer fünf Unternehmenswerte: Respekt, Verantwortung, Offen für Veränderung, Leistungsbereitschaft und Vertrauen. In diesen Zeiten natürlich digital, per Videokonferenz. Hier sprechen wir über die Präsenz unserer Werte im Alltag, was wir noch verbessern können und wo es schon richtig gut läuft. Und wir beschäftigen uns damit, welchen Beitrag jeder Einzelne und jedes Team leistet und leisten kann, um die Werte mit Leben zu füllen. Die Beteiligung ist enorm. In den ersten Online-Diskussionsrunden im September hatten wir an die 200 Teilnehmer.
Und wenn ich hier immer von „wir“ spreche, ist das eigentlich nicht ganz richtig. Ich muss mich da explizit rausnehmen. Zu Anfang der SBK-KulTour haben sich engagierte Kolleginnen und Kollegen freiwillig als KulTour-Botschafter gemeldet, die die Aktionen organisieren, moderieren und in die Organisation tragen. Eine herausfordernde Aufgabe. Es ist ein ganz neues Veranstaltungsformat für die SBK und in dem Sinne fast „experimentell“. Aber Spaß und Leidenschaft für das Thema machen diesen Dialog so erfolgreich. Und eben die Teilhabe – denn nur, wenn ich die Werte und das Leitbild mitgestalten kann, kann ich es auch im vollen Umfang leben und nach außen tragen: über alle Hierarchien hinweg und generationsübergreifend. Dieses Maß an Eigenverantwortung und Eigeninitiative hat mich wirklich sehr beeindruckt.
Neulich sagte mir eine junge Auszubildende, sie habe sich für die SBK entschieden, weil sie schon im Bewerbungsprozess gespürt habe, dass ganz besondere Menschen bei uns arbeiten. Die auch Neulingen bereits viel zutrauen und respektvoll miteinander umgehen. Nach diesen Worten könnte ich mich jetzt, zumindest in Punkto „Purpose“, entspannt zurücklehnen und genießen. Es läuft. Das mache ich aber nicht. Denn innehalten, nachdenken und hinterfragen festigt unser Wertesystem und macht uns zu einer starken Gemeinschaft.
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