Adaptogene – natürliche Hilfe gegen Stress?

Erfahren Sie mehr darüber, wie adaptogene Wirkstoffe die körperliche und mentale Widerstandskraft stärken können

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Die wertvolle Wirkung von bestimmten Pflanzen und Pilzen auf unser Wohlbefinden ist lange bekannt. Bereits seit der Antike setzt die Medizin auf diese heilenden und lindernden Eigenschaften. Und auch im Alltag vertrauen viele Menschen auf die Kraft der Natur, beispielsweise in Form von Nahrungsergänzungsmitteln. In den letzten Jahren besonders beliebt: sogenannte Adaptogene. Sie sollen unter anderem helfen, Stress und Herausforderungen besser zu meistern. Ursprünglich wurden sie vor allem in der ayurvedischen Heilkunde und der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendet. Wir haben ihre gesundheitliche Wirkung unter die Lupe genommen.

Was sind Adaptogene?

Das lateinische Wort „adaptare“ bedeutet „anpassen“. Und genau diese Eigenschaft wird adaptogenen Pflanzen und Pilzen zugeschrieben: Sie sollen unsere Anpassungsfähigkeit an Herausforderungen stärken. Der Begriff wurde erstmals 1947 durch den russischen Pharmakologen N. V. Lazarev geprägt. Er erkannte, dass bestimmte Pflanzen und Pilze in stressigen Situationen oder Phasen eine harmonisierende Wirkung haben können. Dabei sollen Adaptogene sowohl bei mentalem als auch bei körperlichem Stress helfen. Körperlicher Stress kann beispielsweise durch Hunger, Erschöpfung, Schmerzen oder Fieber ausgelöst werden. Mentaler Stress entsteht unter anderem durch Unter- oder Überforderung, Angstgefühle oder belastende Erlebnisse. Adaptogene beseitigen zwar nicht die Stressursache, sollen jedoch körpereigene Widerstandskräfte stärken.

Israel Brekhman, Pharmakologe und Adaptogenexperte, definierte 1969 folgende Bedingungen für ein Adaptogen:

  1. Es ist gut verträglich und sicher.
  2. Es stärkt die Widerstandskraft unspezifisch in einem breiten Spektrum. Das heißt, es wirkt nicht nur gegen einen bestimmten Faktor, sondern gegen viele unterschiedliche ungünstige Einflüsse gleichzeitig.
  3. Es normalisiert die Funktion verschiedener Organe und Organsysteme.
  4. Je ausgeprägter die Stress-Symptome sind, desto stärker ist auch die Wirkung des Adaptogens.

Wie wirken Adaptogene?

Stress stört das sensible Gleichgewicht der Körperfunktionen. Die Medizin spricht hier von der Homöostase. Diese kann durch Stress aus der Balance geraten, denn Stress aktiviert die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse). Bei viel Stress schüttet die HPA-Achse vermehrt Stresshormone wie Cortisol aus. Zu viel von diesem Stresshormon kann langfristig die Gesundheit beeinträchtigen – beispielsweise erhöht sich dadurch das Risiko für Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder Adipositas.

An dieser Stelle setzt eine mögliche Wirkung von Adaptogenen an. Denn wahrscheinlich regulieren sie verschiedene Mechanismen, die mit der HPA-Achse in Verbindung stehen. Sie sorgen eventuell auch dafür, dass die Homöostase auf unterschiedliche Weise wieder hergestellt wird. Adaptogene könnten dabei unterschiedliche Auswirkungen haben – manche wirken eher beruhigend, andere eher belebend.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Adaptogene sollen die Auswirkungen von Stress reduzieren, die Leistungsfähigkeit steigern und so die Widerstandskraft für neue Belastungen stärken. Wissenschaftliche Studien, die das überzeugend beweisen konnten, fehlen jedoch bislang.

Wie werden Adaptogene eingenommen?

Adaptogene gibt als Kapseln, Tropfen, Pulver oder Tee. Sie gehören zu den Nahrungsergänzungsmitteln (NEM). Das bedeutet, sie enthalten Nährstoffe, die man bereits aus Lebensmitteln kennt, in konzentrierter Form oder höherer Dosierung. Bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung ist eine zusätzliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln meistens allerdings nicht notwendig. Manche Menschen möchten dennoch darauf zurückgreifen, beispielsweise im Rahmen des sogenannten Biohacking.

Gut zu wissen: NEM gelten vor dem Gesetz als Lebensmittel. Sie dürfen daher keine Arzneiwirkung haben. Konkret bedeutet das: Enthält ein Nahrungsergänzungsmittel Auszüge aus einer Heilpflanze oder einem Heilpilz, ist die Dosis so gering, dass die eigentlich erwartete Wirkung nicht eintreten kann. Außerdem gibt es für NEM – anders als für Arzneimittel – kein Zulassungsverfahren. Das bedeutet, dass vor dem Produktverkauf keinebehördliche Prüfung von Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit stattfindet. Allein die herstellende Firma ist dafür verantwortlich, dass rechtliche Vorgaben eingehalten werden. Es wird auch nicht standardmäßig geprüft, ob die Inhaltsstoffe tatsächlich in der angegebenen Menge enthalten sind oder ob die Inhaltsstoffe mit Schadstoffen belastet sind.

Für Medikamente gelten dagegen strenge gesetzliche Vorgaben und Kontrollen. So wird ihre hohe Sicherheit und Qualität gewährleistet.

Wichtig: Alle Nahrungsergänzungsmittel – auch natürlichen Ursprungs – können Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten hervorrufen. Denn „natürlich“ bedeutet nicht unbedingt auch sicher. Wer darauf zurückgreifen möchte, sollte sich daher am besten ärztlich beraten lassen.

Welche Pflanzen und Pilze gelten als Adaptogene?

Einer Vielzahl von Heilpflanzen und -pilzen werden adaptogene Eigenschaften zugeschrieben. Besonders häufig zum Einsatz kommen: 

Fazit

Auch wenn einige Menschen von Adaptogenen überzeugt sind: Ausreichende wissenschaftliche Belege für ihre positive gesundheitliche Wirkung fehlen in der Regel. Im besten Fall ist eine Einnahme also überflüssig. Bestimmten Personengruppen raten Expertinnen und Experten jedoch ausdrücklich davon ab: dazu gehören Schwangere und Stillende sowie Kinder und Heranwachsende bis 18 Jahren. Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen oder chronische Erkrankungen haben, sollten Adaptogene – wenn überhaupt – nur nach sorgfältiger ärztlicher Beratung und unter engmaschiger Kontrolle einnehmen.

Und was ist jetzt mit dem Stress? Hier empfiehlt es sich, auf Strategien zu setzen, die nachweislich die Stresstoleranz stärken. Das sind insbesondere ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene, pflanzenbasierte Ernährung und wohltuende soziale Kontakte. Auch Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können zu mehr Gelassenheit beitragen.

In besonders herausfordernden Lebenssituationen oder wenn Stress und psychische Belastungen über einen längeren Zeitraum anhalten, ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu holen. Dabei ist die hausärztliche Praxis immer eine gute erste Anlaufstelle. Wer direkt mit einer Psychotherapie beginnen möchte, kann eine psychotherapeutische Sprechstunde besuchen. Denn einen Termin bei einer psychologischen Psychotherapeutin oder einem psychologischen Psychotherapeuten können Sie auch ohne Überweisung vereinbaren. Weitere wertvolle Infos rund ums Thema ambulante Psychotherapie finden Sie hier.

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