Was uns 2020 beschäftigt hat
Politischer Rückblick
Wenn wir auf das Jahr 2020 zurückblicken, so war dieses natürlich von der Corona-Pandemie dominiert. Unser Gesundheitswesen hat in dieser Krisensituation seine Anpassungsfähigkeit und Leistungsfähigkeit eindrucksvoll bewiesen. Gleichzeitig haben sich die Entwicklungsbedarfe schonungslos offenbart – zum Beispiel in Sachen Digitalisierung und Vernetzung. Aber auch jenseits der Pandemie gab es 2020 weitere Meilensteine, die uns in der SBK und im Gesundheitswesen umgetrieben haben.
Kassenfinanzierung wird gerechter
2020 war das Jahr der lange ersehnten Morbi-RSA-Reform. Viele Jahre haben wir im Schulterschluss mit anderen Krankenkassen und Verbänden für einen fairen Finanzausgleich in der GKV gekämpft. Unsere Grundsätze: Die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds müssen in jedem Fall die Leistungsausgaben decken. Regionale Unterschiede in Versorgungsstrukturen und Inanspruchnahme müssen bei den Zuweisungen Berücksichtigung finden. Der Manipulation bei der Kodierung von Diagnosen muss ein Riegel vorgeschoben werden. Mit dem Inkrafttreten des Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetzes ist 2020 eine Reform wirksam geworden, die den Morbi-RSA und den Finanzausgleich grundsätzlich gerechter gemacht hat. Gleichzeitig war das FKG verbunden mit einem erheblichen Eingriff in das Haushaltsrecht der Krankenkassen: Viele Kassen – auch die SBK – waren gezwungen, Vermögen an den Gesundheitsfonds abzuführen. In Verbindung mit der Manipulationsbremse und der Bereinigung der OAV-Versicherungsverhältnisse hat sich dadurch die finanzielle Wettbewerbssituation in der GKV deutlich verändert. Unterschiede in der Finanzposition konnten reduziert werden. Ein Erfolg unserer konsequenten Politikarbeit.
BKK-Initiative für mehr Qualität
2020 war auch das Jahr, in dem wir in Sachen Qualität in der GKV einen großen Schritt nach vorne getan haben. Als SBK haben wir zum vierten Mal in Folge unsere Beschwerden und Widersprüche transparent gemacht. Gleichzeitig ist es uns gelungen, weitere Betriebskrankenkassen für das Thema zu gewinnen. Entstanden ist eine BKK-Initiative mit 16 weiteren Kassen, die das klare Ziel verfolgt, Kassenqualität aus Versichertensicht weiterzuentwickeln. Notwendig dafür sind nicht nur aussagekräftige Kennzahlen wie Widersprüche oder Sozialgerichtsverfahren. Um Qualität beurteilen und vergleichen zu können, braucht es auch das Urteil der Versicherten. Die BKK-Initiative beauftragte daher eine gemeinsame Versichertenbefragung von 7.847 GK-Versicherten. Als Partner konnte der Kundenmonitor gewonnen werden. Das Ergebnis ist ein Benchmark-Bericht, der nicht nur den einzelnen Betriebskrankenkassen wertvolle Erkenntnisse liefert. Er hat auch den Austausch und das Lernen darüber gefördert, welche unterschiedlichen Lösungen und Vorgehensweisen von Kassen zu hervorragender Kundenzufriedenheit führen. 2020 haben wir damit einen systemischen Verbesserungsprozess angestoßen, den wir als SBK und BKK weitertreiben werden.
Digitale Lösungen auf dem Vormarsch
Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie haben digitale Lösungen in 2020 einen echten Push erfahren. Die Krise hat gezeigt, dass es ohne Digitalisierung nicht geht – ohne digitale Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen, ohne Leistungs- und Strukturtransparenz und ohne Kompetenz in Datenanalyse und -nutzung. Ein echter Meilenstein waren die ersten Digitalen Gesundheitsanwendungen, kurz DiGAs. Die App auf Rezept führte monatelang die Hitliste der Veranstaltungen an und ist ein Symbol dafür, dass die Digitalisierung auch in der GKV angekommen ist. Umso mehr lag Ende 2020 das Augenmerk auf der ePA und dem eRezept. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnet sich ab, dass die ePA hinter ihrem Potenzial zurückbleiben wird und echte Mehrwerte für Versicherte und Patient*innen zunächst nicht zu erwarten sind. Anders bei den Kassen-Apps: Gemessen an der Nutzerzahl übersteigen sie viele Gesundheits-Apps und DiGAs um ein Vielfaches. Allein in 2020 haben über 430.000 SBK-Kund*innen die Meine SBK-App genutzt und regelmäßig von cleveren Services profitiert. Zudem gab es im letzten Jahr über 56.000 Neuregistrierungen. Ein weiterer Beleg dafür, dass die Kassen auch 2020 als Treiber der Digitalisierung im Gesundheitswesen agierten.
Die Corona-Pandemie hat das Jahr 2020 nachhaltig geprägt und wird auch das Jahr 2021 prägen. Die notwendige digitale Transformation wird uns ebenso beschäftigen wie die solide Finanzierung der GKV angesichts der zunehmenden Ausgabendynamik. Beide Punkte münden am Ende in die Frage, wie wir uns das Gesundheitswesen der Zukunft vorstellen. Als SBK werden wir auch 2021 weiter unsere Weichen stellen – für mehr Patientenzentrierung, für mehr Vernetzung der Akteure, für den effizienten Einsatz von Ressourcen und für den bewussten Umgang mit den Menschen. Denn diese sind nicht skalierbar und doch im Gesundheitswesen so zentral – auch das hat uns Corona gezeigt.